Maßgeschneiderte Hemden aus eigener, fairer Produktion

Interview mit Maik Ernst, Geschäftsführer der Befeni GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Ernst, wie ist die Befeni GmbH entstanden?

Maik Ernst: Ich war nach meinem Studium Ende der 1990er im IT-Sektor aktiv, denn dieser Bereich war schon immer meine Leidenschaft. 2003 habe ich mit drei Freunden die Firma Auxmoney aufgebaut und war für den IT-Part zuständig. Nach zehn Jahren habe ich meine Anteile verkauft und mich entschieden, mich noch einmal neu selbstständig zu machen. Ich wollte irgendetwas machen, dass mir Spaß macht. Vor der Zeit bei Auxmoney hatte ich bereits Kontakt zu einem Kunden, der maßgeschneiderte Hemden gefertigt hat. Das war eine tolle aufregende Zeit in der Mode. Aus diesem Grund habe ich Ende 2016 Befeni gegründet. Ich bin nach Thailand geflogen und habe in Bangkok ein 25 m² Büro gemietet, zwei Nähmaschinen reingestellt und angefangen Hemden zu produzieren. Mittlerweile haben wir in Asien knapp 200 Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Womit begründen Sie den Erfolg Ihres Unternehmens?

Maik Ernst: Das Erfolgsrezept ist tatsächlich die Bedeutung des Spaßes. Wir arbeiten sehr hart, aber wir haben auch Spaß dabei. Meine Idee war es, eine eigene Produktion zu eröffnen mit wenigen Maschinen und eigenen Festangestellten, so dass wir wirklich kontrollieren können, dass wir das Ganze fair und nachhaltig machen. Die Idee war dieses Startup-Gefühl auch nach Asien in eine Produktion zu transportieren. In unserer Produktionsstätte in Bangkok gibt es unter anderem einen Koch und eine Tischtennisplatte. Das Team in Bangkok macht außerdem auch Ausflüge ans Meer. So etwas kennen die Menschen vor Ort gar nicht. Außerdem haben wir ein Trinkgeldkonzept, von dem unsere Mitarbeiter zusätzlich profitieren. Der Kunde bekommt ein Zertifikat über sein maßgeschneidertes Hemd und auf diesem Zertifikat ist ein Schneider stellvertretend für die ganze Mannschaft abgebildet. Der Kunde hat die Möglichkeit, diesem Team ein Trinkgeld zu geben, wenn er zufrieden mit seinem Hemd ist. Das finden die Kunden auch super und sie schicken teilweise Fotos mit ihrem Hemd, die wiederum die Schneider bekommen. Auf diese Weise sind bereits Freundschaften entstanden, die über Facebook gepflegt werden. Diese Verdingung zwischen Schneider und Kunde ist auch ein Garant für die Qualität der Hemden, damit ist das Konzept ein Win-Win für alle.

Wirtschaftsforum: Ein maßgeschneidertes Hemd in hoher Qualität kostet bei Ihnen 39,90 EUR. Wie können Sie solche Preise anbieten?

Maik Ernst: Unsere Idee ist, dass wir hervorragende Qualität direkt beim Produzenten einkaufen und mit einem geringen Aufschlag an den Kunden weitergegeben. Wir verkaufen direkt aus der Produktion und produzieren ausschließlich für unsere Vertriebspartner. Es gibt keine Zwischenhändler. Außerdem arbeiten mit einem Direktvertrieb und haben selbstständige Vertriebspartner, die neben Ihrem Hauptjob noch Hemden verkaufen. Auf unserer Website kann man sich als Kunden registrieren und dann die Standardartikel bestellen. Wenn man ein maßgeschneidertes Hemd haben möchte, wird man automatisch einem Vertriebspartner in der Nähe zugeteilt, der dann zu dem Kunden nach Hause oder in das Büro kommt. Dort wird Maß genommen und er kann sich sein Hemd komplett selbst zusammenstellen, aus unterschiedlichen Stoffen, Knöpfen sowie mit Initialen an einer beliebigen Stelle. Nach zwei bis vier Wochen bekommt er das Hemd. Wenn es dann nicht passt, dann bekommt er sein Geld zurück oder ein passendes Hemd.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihre Motivation für das Unternehmen?

Maik Ernst: Wir sind genau das Gegenteil von Fast Fashion. Wichtig ist es für uns, nicht nur auf Lager zu produzieren. Erst wenn der Kunde bestellt fangen wir mit der Produktion an. Wir sind der Meinung, dass niemand sofort ein Hemd oder eine Hose oder ein T-Shirt braucht. Man kann auch zu einem vernünftigen Preis maßgeschneiderte Kleidung herstellen. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Wort, sondern wir versuchen, dass wir möglichst viel wieder in den Kreislauf zurückgeben. Rückläuferhemden werden zum Beispiel als Muster genutzt, Stoffreste werden weitergegeben, zum Beispiel für die Produktion von Kissen als Füllmaterial. Außerdem bieten wir auch einen CO2-Ausgleich an, das heißt der Kunden kann für 25 Cent pro Hemd einen Ausgleich für das CO2 zahlen, dass durch die Logistik entsteht.

Wirtschaftsforum: Sie sind immer noch in der Startup-Phase. Wie planen Sie die Zukunft der Befeni GmbH?

Maik Ernst: Skalierbarkeit ist ein wichtiger Punkt und ein wichtiger Schritt in der Entwicklung unseres Unternehmens. Wir haben es geschafft haben, die Produktion so aufzubauen, dass man sie relativ einfach skalieren kann. Ein Hemd wird von einem Team produziert und nicht nur von einem Schneider. Damit brauchen wir den Mitarbeitern jeweils nur einen Schritt beizubringen, wie zum Beispiel die Herstellung des Kragens. Wir wollen noch in diesem Jahr einen weiteren Produktionsstandort eröffnen, vermutlich in Indien oder Bangladesch. Da werden die Reaktionen auf die positive Mitarbeiterkultur und die Produktion sowie die Trinkgeldkultur noch höher sein. Wir haben mit Befeni noch so viele Möglichkeiten, können auf der ganzen Welt Hemden verkaufen. Dieses Jahr werden wir noch andere europäische Ländern eröffnen, spätestens 2022 dann die USA. Dafür gibt es zwei Zielgruppen, zum einen die Vertriebspartner, denen wir einen tollen Nebenverdienst anbieten, und zum anderen Kunden, die wir hoffentlich von unserem Konzept überzeugen können.

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