Aus der Tradition heraus an morgen denken

Interview mit DI Markus Hoyos, Eigentümer und DI Maria Strasser, Geschäftsführerin, der Guts- & Forstverwaltung Horn

Wirtschaftsforum: Herr Hoyos, seit rund 340 Jahren ist ihre Familie Eigentümer der Guts- und Forstverwaltung Horn. Was heißt das genau?

Markus Hoyos: Zum Unternehmen gehören die Güter Rosenburg, Horn und Drosendorf, die über Heirat in den Familienbesitz gelangten. Wir sprechen hier über eine Familiengeschichte, die von Generation zu Generation weitergetragen wird. Auch wir führen den Betrieb generationenübergreifend; dafür muss man sehr nachhaltig wirtschaften und rechtzeitig auf Veränderungen reagieren. In diesem Zusammenhang ist der Klimawandel von besonderer Bedeutung.

Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit dem Thema um?

Markus Hoyos: Der Klimawandel beeinflusst die Land- und Forstwirtschaft als eine der ersten Wirtschaften. Wir sind einer der Betriebe Österreichs, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind. In der Forstwirtschaft haben wir innerhalb von drei Jahren in zwei Revieren im Norden die gesamte Fichte verloren. Verantwortlich dafür sind Trockenheit und Hitze; der Borkenkäfer spielt nur eine sekundäre Rolle. In Österreich haben wir bereits eine Erwärmung von etwa 3,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter; für die Fichte ist das eine intolerable Klimaumgebung. Damit stellt sich die Frage, welche Bäume in Zukunft dem Klimawandel trotzen. Wir sind momentan dabei, unsere gesamten Wälder umzubauen und suchen fast weltweit nach Zonen, die geeignet sind für die Wälder des nächsten Jahrhunderts. Eine dieser Klimazonen ist der Kaukasus, eine andere der Westabhang der Appalachen in die Great Plains hinein. Die Erwärmung betrifft natürlich auch die Landwirtschaft; allerdings ist die Situation dort etwas einfacher, da jährliche Entscheidungen getroffen werden. In der Forstwirtschaft geht es um langfristige Entscheidungen; wir entscheiden jetzt über das, was unsere Urenkel ernten müssen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht insgesamt das Portfolio aus?

Markus Hoyos: Wir setzen auf die Standbeine Forstwirtschaft, biologische Landwirtschaft, erneuerbare Energien und Tourismus, die Jagd und Fischerei gehören ebenfalls dazu. In der Landwirtschaft bauen wir Kartoffeln und Getreide an, bieten Apfelsaft und Honig aus biologischer Erzeugung. Entscheidend ist, dass wir uns stetig weiterentwickeln und auch infrage stellen.

Maria Strasser: Wir haben bei den landwirtschaftlichen Produkten weitere Veredelungsschritte integriert und sind in relativ kurzer Zeit mit Bio-Kartoffeln, Bio-Honig und naturtrüben Bio-Apfelsaft an den Endkonsumenten gegangen.

Wirtschaftsforum: Wie kommunizieren Sie diese Aktivitäten in der Öffentlichkeit?

Maria Strasser: Seit kurzem sind wir auf verschiedenen social media Kanälen aktiv und nutzen diese, um wichtige Informationen zu kommunizieren. Wir möchten ein positives Image der Land- und Forstwirtschaft zeigen, aber vor allem die Realität, den Ist-Zustand und die Herausforderungen, die damit einhergehen.

Wirtschaftsforum: 340 Jahre Familienbesitz; was sehen Sie, wenn Sie nach vorne schauen?

Markus Hoyos: In Familienunternehmen wird man zum generationenübergreifenden Denken erzogen; es geht nicht darum, auf den eigenen Erfolg zu schauen, sondern in die Zukunft zu blicken. Grundlage meines Wirkens und das der ganzen Familie sind christliche Werte. Ich möchte das Unternehmen auch in Zukunft existieren sehen, möchte aber nachfolgenden Generationen nicht vorgreifen, wie sie es führen möchten. Jede Generation muss für sich entscheiden, in welche Richtung sie gehen möchte; wir können nur Werte vorleben und den Weg weisen. Was mir zudem am Herzen liegt, ist das Thema Naturverstand. Die Menschen entfernen sich immer mehr von der Natur und verstehen sie nicht mehr. Hier gilt es umzudenken und ein neues Bewusstsein zu schaffen.

Guts- und Forstverwaltung Horn / DI Markus Hoyos
Wiener Straße 18
3580 Horn
Österreich
+43 2982 2303
office(at)hoyos.co.at
www.hoyos-horn.at

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