Arbeit im Gesundheitswesen kann Spaß machen
Interview mit Dr. Julia Magdeburg, Geschäftsführerin der lichtfeld GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Dr. Magdeburg: Warum entscheiden sich Ärzte und Pflegekräfte für Zeitarbeit?
Dr. Julia Magdeburg: Zeitarbeit stellt für einige Fachkräfte eine Alternative zur Festanstellung dar, da die Arbeitsbedingungen bei ihren Arbeitgebern nicht mehr zielführend für sie sind. Sie suchen gezielt Einsätze, mit denen sie eine bessere Work-Life-Balance realisieren und selbstbestimmter, stärker im Einklang mit ihrer Familie, leben können. Die Kliniken leiden unter Personalmangel. Entsprechend hart sind die Arbeitsbedingungen. Häufig können die Krankenhäuser nicht einmal mehr die Notfallversorgung gewährleisten. Es gibt auch Ärzte und Pflegekräfte, die sich bewusst für die Zeitarbeit entscheiden, um sich verschiedene Arbeitsorte anzusehen.
Wirtschaftsforum: Auf welche Art der Arbeitnehmerüberlassung konzentrieren Sie sich?
Dr. Julia Magdeburg: Unser Ziel ist es, die medizinische Versorgung in den Kliniken zu sichern. Wir sind sozusagen die Feuerwehr, wenn eine personelle Notsituation aufkommt. Wir sind in der Lage, rund 90% der Lücken im Dienstplan innerhalb von 72 Stunden zu füllen. Dabei geht es überwiegend um Kurzzeit-Vermittlung für Einzeldienste, die kurzfristig besetzt werden müssen. Häufig vermitteln wir dann immer die gleichen Ärzte, da diese die Abläufe vor Ort bereits kennen. Im Laufe der Jahre haben wir ein großes Netzwerk aufgebaut. Wir können durch unsere Zugehörigkeit zur doctari group über eine Datenbank mit inzwischen rund 60.000 Fachkräfte zurückgreifen.
Wirtschaftsforum: Was tun Sie konkret, um Ihren Mitarbeitern im Rahmen der Überlassung mehr Flexibilität zu ermöglichen?
Dr. Julia Magdeburg: Wir versuchen, die Bürokratie für alle Beteiligten optimal und schlank abzuwickeln. Wir bezahlen gut, häufig über dem Niveau der Kliniken und ermöglichen einen Einklang von Privat- und Berufsleben. Letztendlich geht es uns darum, dass unsere Mitarbeiter wieder Freude an der Arbeit haben. Nur so können wir sicherstellen, dass sie sich nicht anderen Branchen zuwenden und im Gesundheitswesen bleiben. Wir gehen sehr wertschätzend mit unseren Fachkräften um. Jeder hat einen persönlichen Ansprechpartner und wir sind immer erreichbar. Dadurch haben wir ein starkes Miteinander, einen familiären Spirit, in unserem Unternehmen. Viele unserer Leute sind schon lange bei uns. Sie sind überzeugt von unserer Idee und fühlen sich wohl.
Wirtschaftsforum: Gibt es Bereiche, für die besonders stark Personal nachgefragt wird?
Dr. Julia Magdeburg: Stark nachgefragt werden Leute für die Anästhesie und für die Innere Medizin, aber auch für die Chirurgie und Unfallchirurgie, für die Gynäkologie oder Psychiatrie. Wir sind auch in der Lage, Spezialbereiche zu besetzen, wie zum Beispiel die Geriatrie. Während der Pandemie wurden verstärkt Intensivpflegekräfte nachgefragt, aktuell gibt es einen hohen Bedarf an OP-Pflegekräften.
Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das Jahr 2024 vorgenommen?
Dr. Julia Magdeburg: Wir werden immer wieder über den Tellerrand hinausschauen und die politischen Entwicklungen im Blick behalten. Die doctari group möchte mit der lichtfeld und doctari Marktführerschaft festigen und weiter ausbauen. Dazu werden wir unsere Dienstleistungen kontinuierlich an die sich verändernden Bedürfnisse am Markt anpassen. Den Menschen wird immer wichtiger, wie sie arbeiten. Sie möchten sich nicht mehr auf ein starres System festlegen. Dies gibt der Zeitarbeit neue Impulse. Wir möchten unseren Mitarbeitern die bestmögliche Work-Life Balance geben und langfristig Ihre Freude an der Arbeit sicherstellen.
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