Fintech-Konkurrenz? Nichts gehört und nichts gesehen
Interview mit Claudio Wilhelmer, Country Manager DACH bei Revolut
Wirtschaftsforum: Herr Wilhelmer, Revolut ist nun auch auf dem deutschen Markt vertreten. Hierzulande haben Sie mit anderen Fintechs wie N26 und etablierten Banken große Konkurrenz. Was machen Sie anders und besser, um Kunden für sich zu gewinnen?
Claudio Wilhelmer: Wir freuen uns sehr, nun auch Kunden in Deutschland eine echte Alternative zu ihrer bestehenden Bankverbindung zu bieten. Mit Revolut können Nutzer in weniger als drei Minuten ein mobiles Girokonto in mehr als 25 Währungen eröffnen und sowohl national als auch international kostenlos Geld versenden sowie empfangen. Dazu gibt es eine Mastercard mit der Kunden im stationären Handel sowie im Internet bezahlen und weltweit kostenlos Bargeld abheben können. Außer Revolut garantiert beispielsweise kein Anbieter seinen Kunden die echten Interbank-Wechselkurse, damit heben wir uns vom Wettbewerb deutlich ab. Das Ganze wird komplett digital über eine App verwaltet. Zudem bauen wir unser Angebot an Finanzdienstleistungen ständig aus. So haben wir beispielsweise erst kürzlich gemeinsam mit einem Partner aus Deutschland eine Mobiltelefonversicherung gestartet. Ebenso bieten wir seit Anfang Dezember drei Kryptowährungen auf unserer Plattform an und werden in den nächsten Wochen weitere Angebote starten, darunter eine flexible Reiseversicherung sowie auch Spar- und Kreditprodukte. Darüber hinaus haben wir unsere eigene Banklizenz beantragt und werden so innerhalb der nächsten Monate über ein vollwertiges Bankangebot verfügen. Damit bieten wir Kunden bei gleicher Sicherheit nicht nur im Vergleich zu traditionellen Banken mehr Vorteile, sondern auch im Vergleich mit neuen Playern, die gerade in diesem Jahr stark an Innovation nachgelassen haben. In weniger als drei Monaten ist es uns hierzulande gelungen, die Innovationsführerschaft zu übernehmen. Von der vermeintlichen Konkurrenz haben bisher weder viel gespürt noch gesehen. Im nächsten Jahr wird sich auf jeden Fall die Spreu vom Weizen trennen. An den Hinterbänklern orientieren wir uns nicht. Unser Anspruch ist es eben die Nummer eins zu sein und nicht die rote Laterne mit der Nummer 26 zu tragen.
„Unser Anspruch ist es eben die Nummer eins zu sein und nicht die rote Laterne mit der Nummer 26 zu tragen.“ Claudio Wilhelmer
Wirtschaftsforum: Sie bieten ein kostenloses Girokonto samt Mastercard sowie die Möglichkeit, Geld in mehr als 25 Währungen gebührenfrei abheben zu können. Wie finanzieren Sie diesen Service?
Claudio Wilhelmer: Im Laufe des nächsten Jahres wollen wir die volle Bandbreite an Finanzdienstleistungen anbieten, die sich unsere Kunden erwarten. Das umfasst beispielsweise eigene IBAN-Nummern in allen angebotenen Währungen, individuelle Dispokredite, Verbraucherkredite sowie Spar- und Investmentprodukte. Dazu kommen Features wie Mobile Payment oder auch Versicherungsprodukte. Ebenso werden wir spezielle Angebote für den deutschen Markt starten. Wir setzen immer die Angebote um, die sich unsere Kunden wünschen. Das ist unser Prinzip bei der Entwicklung von neuen Angeboten. Bereits heute wirtschaften wir auf den einzelnen Kunden gerechnet deutlich positiv und müssen unsere Kunden nicht finanziell belasten.
Wirtschaftsforum: Viele Fintech-Start-ups schaffen es nicht, sich auf dem Markt durchzusetzen. Wie geben Sie Ihren Kunden Sicherheit, dass Revolut ein dauerhafter Partner im Bankensektor werden?
Claudio Wilhelmer: Viele Fintech-Start-ups schaffen es trotz guter Ideen oft nicht die nötige Traction zu erreichen. Revolut selbst ist mittlerweile das am schnellsten wachsende Fintech-Unternehmen der Welt. Im Juli haben wir eine der größten Finanzierungsrunden der Branche abgeschlossen und einige der erfolgreichsten Investoren für uns gewinnen können. Im November haben wir die 1-Millionen-Kundenmarke überschritten und beweisen so, dass wir schon heute der zuverlässige Partner für unsere Kunden sind. Unser Wachstum beschleunigt sich mit jedem Neukunden, da das Angebot überzeugt und unsere Kunden uns gerne ihren Familienmitgliedern, Freunden und Kollegen empfehlen. Erstaunlich ist auch, dass wir dieses Wachstum ohne ein großes Marketing-Budget erreicht haben, sondern über „Word-of-Mouth“ unserer Kunden.
„Revolut ist das Konto für einen globalen Lifestyle, aber mit dem Anspruch so lokal wie möglich zu sein.“ Claudio Wilhelmer
Wirtschaftsforum: Sie versprechen Banking für den Global Traveller. Lohnt es sich denn auch für normale Kunden ihre Mastercard zu verwenden, ohne dass sie ständig Ihre App nutzen oder um die Welt reisen müssen?
Claudio Wilhelmer: Auf jeden Fall. Revolut ist das Konto für einen globalen Lifestyle, aber mit dem Anspruch so lokal wie möglich zu sein. Eine unserer stärksten Nutzergruppen sind Vielreisende, Expats und Studenten mit einem globalen Lifestyle, die auf der ganzen Welt unterwegs sind und sich durch uns viel Geld sparen. Revolut eignet sich aber auch als Konto für den täglichen Einsatz. Man kann es mit dem Übergang von der CD zu Spotify und von der DVD zu Netflix vergleichen: Es geht nicht mehr wie bei klassischen Banken und Versicherungen um Produkte, sondern um eine umfassende digitale Dienstleistung. Jedermann sollte das kostenloses Revolut Konto einfach einmal ausprobieren, zunächst durchaus als Zweitkonto und dann sind wir der festen Überzeugung, dass wir uns im direkten Vergleich mit allen anderen Playern durchsetzen.