Saubere Wäsche: systemrelevant und doch unterschätzt

Interview mit Holger Großmann, Geschäftsführer der T-Tex – Textile Dienste & Mietwäscheservice GmbH

1958 war die Geburtsstunde von T-Tex. „Unter damaligen sozialistischen Bedingungen war der Betrieb mit seinen über 400 Beschäftigten hochmodern. Seine Aufgabe war die Versorgung der Nationalen Volksarmee, später auch der Bevölkerung“, berichtet Holger Großmann. Nach der Wende befand sich das Unternehmen in einer Situation, die es mit vielen anderen DDR-Betrieben teilte: „Es war kaum in die Firma investiert worden, so dass die Technik hoffnungslos überaltert und das Gebäude sanierungsbedürftig war. Der Betrieb stand kurz vor dem Aus“, so der Geschäftsführer.

1990 wendete sich das Blatt mit dem neuen, heutigen Eigentümer, der sich auf die Hotels auf Usedom konzentrierte. „Es wurde eine komplett neue Technik installiert und man schwenkte um von der Individualwäsche zum B2B-Geschäft und von der kundeneigenen Wäsche zur Mietwäsche. Seitdem verzeichnet T-Tex ein gutes Wachstum“, erzählt Holger Großmann, der 2013 in die Geschäftsführung eingestiegen und seit 2016 alleiniger Geschäftsführer ist.

50% Auslastung in Corona-Zeit

Heute beschäftigt T-Tex 150 Mitarbeiter. „Sie produzieren das Zehnfache dessen, was die 430 Mitarbeiter in DDR-Zeiten geschafft haben“, sagt Holger Großmann und verweist auf die hohe Effizienz des modernen Maschinenparks. In Spitzenzeiten werden hier 30 t Wäsche am Tag bearbeitet. Holger Großmann ist in diesen Zeiten froh, für verschiedene Branchen tätig zu sein. Als Vorsitzender der Gütegemeinschaft für sachgerechte Wäschepflege e.V., der viele der großen deutschen Betriebe angehören, weiß er vom Corona-Schicksal spezialisierter Wäschereien.

„Reine Krankenhaus-Wäschereien haben deutliche Einbußen, bei Hotel-Wäschereien herrscht fast totaler Stillstand.“ T-Tex dagegen ist 'nur' zu 50% im Gesundheitswesen tätig. Die Mitarbeiter befinden sich daher in 50% Kurzarbeit. Die Medaille hat allerdings eine Kehrseite: „Mit 50%iger Auslastung geht es uns zu gut, um Förderungen in Anspruch nehmen zu können. Der Betrieb ist aber für das Doppelte ausgelegt. Wir schleppen also die Kosten für die gesamten Produktionskapazitäten mit. Und man weiß nicht, ob das Licht am Ende des Tunnels die Sonne oder der Gegenzug ist. Die Flatterhaftigkeit, mit der derzeitig gelockert und angezogen wird, ist ausgesprochen ruinös.“

Er möchte nicht den Stab über die Politiker brechen – „Wer möchte schon auf deren Stuhl sitzen und diese Entscheidungen treffen müssen, ohne eine Blaupause zu haben?“ – wünscht sich jedoch eine längerfristig verbindliche Planung. Daher teilt er das Anliegen, das der Unternehmerverband Mecklenburg-Vorpommern kürzlich in einem Unternehmerbrief zum Ausdruck gebracht hat: „Hört auf, mit Corona Politik und Wahlkampf zu machen! Diese Krise muss sachorientiert angegangen werden.“

Paket zur textilen Vollversorgung

Wer seine Wäsche in die Hände von T-Tex legt, erhält ein Rundum-Sorglos-Paket. Holger Großmann erklärt das Mietwäschesystem: „Wir kaufen die Wäsche ein, kleiden die Leute ein, liefern die Wäsche, übernehmen die Inhouse-Logistik vor Ort mit unseren eigenen Arbeitskräften, stellen die genutzte Wäsche zur Abholung bereit und bereiten sie wieder auf. Es handelt sich also um eine textile Vollversorgung.“

Bei der Kundengewinnung profitiert T-Tex im Bereich Hotellerie vor allem von seinem guten Ruf und Weiterempfehlungen. Im Gesundheitswesen geht dagegen nichts ohne öffentliche Ausschreibungen oder zentralen Angebotserstellungen. „Das ist ein knallharter Wettbewerb in Preis und Qualität. Dieser Markt ist zum Teil europäisiert“, so der Geschäftsführer, der Gründungsmitglied der Textilen Service Allianz, einem Zusammenschluss mittelständischer deutscher Unternehmen, und bundesweit im Networking aktiv ist. Die personelle Konstanz in der Unternehmensführung ist für ihn ein wesentlicher Erfolgsfaktor. „Ich bin die Galionsfigur des Unternehmens und sorge für eine langjährig konstante Führung. Das Ganze funktioniert nur durch Vernetzung und indem ich nach außen hin präsent bin.“

Mehr Anerkennung für die Branche

Für die Zukunft wünscht sich Holger Großmann weiterhin eine vollständige Auslastung. „Ich möchte mich nicht irgendwelchen Preiskämpfen hingeben, unter denen unsere Qualität leidet. Denn sie ist der Grund dafür, dass wir dort stehen, wo wir stehen.“

An seiner Arbeit schätzt er besonders die vollumfängliche Gestaltungsmöglichkeit, die ihm seitens des Gesellschafters zugestanden wird. Er sieht sich aber auch in einer besonderen sozialen Verantwortung: „Der Gesellschafter sagte damals zu mir: 'Ich brauche jemanden, der sich um die Leute kümmert.' Ich hatte daher immer das Bewusstsein, dass ich hier etwas für die Menschen tun kann“, sagt Holger Großmann.

Trotzdem sind ihm Grenzen gesetzt: „Leider sind wir in einer Branche unterwegs, die im Mindestlohnbereich angesiedelt ist. Ich habe höchsten Respekt für die harte Arbeit der Mitarbeiter. Aber wir werden sie nie angemessen entlohnen können, da die Marktpreise das nicht zulassen. Die Wäschereidienstleistung ist leider ausgesprochen unterbewertet.“

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