Zahngold als versteckte Ressource: Wie Altgold-Recycling Mittelstand, Rohstoffversorgung und Klimabilanz verbindet

Wie viel Gold in Zahngold steckt
Dentallegierungen bestehen meist aus mehreren Edelmetallen und der Goldanteil liegt je nach Legierung grob zwischen etwa 40 und 85 Prozent, wobei auch Metalle wie Silber, Platin oder Palladium enthalten sind. Für den Laien sieht eine alte Krone unscheinbar aus, ihr Materialwert kann dennoch deutlich dreistellig sein, wenn mehrere Gramm Legierung mit hohem Edelmetallanteil vorliegen. Im weltweiten Maßstab macht Zahngold nur einen kleinen Teil des gesamten Goldrecyclings aus. Im Jahr 2023 wurden gut 1.237 Tonnen Gold recycelt, was etwa einem Viertel des Gesamtangebots von knapp 4.900 Tonnen entspricht. Den größten Anteil liefern weiterhin Schmuck, Barren und Münzen, gefolgt von Elektronikschrott. Zahngold taucht in dieser Statistik meist nur als kleine Unterkategorie auf, trägt aber dazu bei, dass weniger Gold neu gefördert werden muss.
Vom Zahnarzt zur Scheideanstalts
Wer Zahngold recyceln möchte, durchläuft eine Prozesskette mit klaren Schritten. In der Praxis oder beim Patienten zu Hause wird das Material zunächst gesammelt, beispielsweise in Form von herausgenommenen Kronen, Brücken oder Zähnen mit Goldfüllungen. Diese Sammlung gelangt in sogenannten Scheidgutdosen zu einem Ankäufer oder direkt zu einer Scheideanstalt, je nach Organisation. Dort beginnt der technische Prozess, bei dem zunächst Zähne, Keramik und andere Nichtmetalle vom Metall getrennt werden. Eine Reinigungsschmelze sorgt dafür, dass organische Bestandteile verbrennen und es bleibt eine Metallschmelze zurück, die zu einem Barren gegossen wird, der alle Edelmetalle dieser Lieferung enthält.
Aus diesem Barren werden an verschiedenen Stellen Späne entnommen. Diese Proben werden analysiert, häufig mittels Röntgenfluoreszenz, um die genauen Anteile von Gold, Silber, Platin, Palladium und weiteren Metallen zu bestimmen. Auf dieser Basis lässt sich der Wert des Zahngolds berechnen und in weiteren Schritten werden die Edelmetalle durch chemische und metallurgische Verfahren getrennt und als Feingold und andere Metalle wieder nutzbar gemacht, etwa für neue Dentallegierungen oder für andere Industriezwecke.
Wirtschaftliche Perspektiven für Mittelstand und Region
Beim Zahngoldrecycling sind mehrere mittelständische Branchen beteiligt. Zahnarztpraxen und Dentallabore sammeln das Material, spezialisierte Ankäufer übernehmen die Bündelung und erste Bewertung, Scheideanstalten erledigen die Analyse und Edelmetalltrennung und Hersteller nutzen die recycelten Edelmetalle für neue Produkte. Für regionale Dienstleister entsteht daraus ein Geschäftsmodell, bei dem Sammlung und Ankauf kombiniert werden und Zahngold in München oder anderen Städten, Altgold von Privatpersonen und Praxen, angenommen, geprüft und in den Recyclingkreislauf weitergegeben wird. Hier sind transparente Abläufe, nachvollziehbare Kalkulationen und klare Informationen zu Feingehalt und Auszahlungsbasis entscheidend.
Auf Seiten der Praxen wird der Umgang mit Zahngold zunehmend auch in der Positionierung als relevant erachtet, da Zahngoldrecycling als eine Form direkt umsetzbarer Nachhaltigkeit angesehen wird, bei der Ressourcen geschont und gleichzeitig zusätzliche Mittel für Investitionen oder Spenden generiert werden. Die Modelle reichen von einer direkten Auszahlung an die Patienten über Praxisgutschriften bis hin zu Spendenaktionen zugunsten gemeinnütziger Organisationen.
Zahngoldrecycling im Vergleich zur Goldförderung
Gold aus Bergwerken verursacht hohe Umweltbelastungen, denn für 1 Kilogramm Gold aus Minen werden je nach Quelle etwa 10.000 bis 20.000 Kilogramm CO2-Emissionen angegeben, und manche Auswertungen sprechen sogar von durchschnittlich rund 30.000 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Gold. Hinzu kommen der Einsatz von Chemikalien und Eingriffe in Landschaften, etwa durch großflächigen Tagebau.
Beim Zahngoldrecycling liegen die Werte deutlich darunter: Angaben aus der Dentalbranche nennen rund 50 Kilogramm CO₂ pro Kilogramm Gold aus Recyclingprozessen, also einen Bruchteil der Emissionen von Primärgold. Recyceltes Zahngold hat somit eine deutlich bessere Klimabilanz als „maximal konfliktfreies“ Gold, da das Material bereits in bestehenden Kreisläufen vorhanden ist und keine zusätzlichen Bergbauprojekte erforderlich macht. Dieser Vorteil spielt in der Diskussion um verantwortungsvoll beschaffte Rohstoffe eine immer größere Rolle.
Rechtssicherheit und Transparenz
Da es sich bei Zahngold um medizinisch entfernte Materialien mit potenziellem Restgewebe handelt, betrifft es sensible Bereiche. Die Bedeutung einer rechtssicheren Abwicklung, welche Datenschutz, Einwilligungen der Patienten und die exakte Dokumentation des Materials betrifft, ist daher umso wichtiger, vor allem bei Sammelsystemen in Praxen.
Seriöse Recyclingpartner behandeln jede Lieferung separat, dokumentieren das Eingangsgewicht, das Schmelzgewicht, die analysierte Zusammensetzung und den daraus resultierenden Wert. Für Praxen und Patienten entsteht so eine klare Nachvollziehbarkeit, wie sich der Auszahlungsbetrag zusammensetzt, und gleichzeitig lässt sich der CO2-Fußabdruck der zurückgewonnenen Edelmetalle beziffern und in Nachhaltigkeitskommunikation oder Praxisberichte integrieren.
Zahngold im Kontext globaler Rohstoffversorgung
Global betrachtet ist Zahngold mengenmäßig klein, aber strategisch nicht irrelevant, da der Gesamtvorrat an Gold, der bisher gefördert wurde, auf gut 208.000 Tonnen geschätzt wird. Jedes Jahr kommen mehrere Tausend Tonnen aus Minen hinzu, während über 1.200 Tonnen aus Recyclingströmen gewonnen werden. Je mehr Zahngold, Schmuck und Industriemetalle in diesen Kreislauf zurückkehren, desto geringer fällt die zusätzliche Belastung durch Neuabbau aus.





