„Vakuumbeutel sind heute und in Zukunft gefragt“

Interview mit Harald Gessinger, Vertriebsleiter der allfo GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Gessinger, vielleicht erzählen Sie uns zunächst etwas über die Anfänge des Unternehmens.

Harald Gessinger: Die Firma wurde 1966 von Hans Bresele sen. gegründet, der damals bereits Erfahrungen mit Folien und Verpackungen hatte. 1971 wurde in Waltenhofen eine eigene Produktion für Verpackungs- und Kunststofffolien aufgebaut. Für die Blasfolienproduktion wurde 1986 die Firma brevac gegründet. Sie produziert nur für Schwestergesellschaften. 1992 kam allvac als drittes Unternehmen der Gruppe hinzu. Diese Firma stellt Castfolien, also gegossene Folien, her, auch für externe Endverarbeiter. allfo ist Nutznießer dieser beiden Schwestergesellschaften: Wir fertigen aus beiden Folienarten Vakuumbeutel. Das Unternehmen wird heute in zweiter Generation von Hans Bresele als Inhaber und Geschäftsführer geführt. Peter Hotz ist seit 2020 zweiter Geschäftsführer.

Wirtschaftsforum: Welche Position hat allfo am Markt?

Harald Gessinger: Wir sind europäischer Marktführer im Bereich Vakuumbeutel. Im Bereich der Folienherstellung sind wir eine bedeutende Unternehmensgruppe. Alle drei Firmen sind am selben Standort in Waltenhofen angesiedelt. Sie erwirtschaften zusammen einen Jahresumsatz von 80 Millionen EUR und beschäftigen 280 Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Das Jahr 2020 war für die meisten Unternehmen eine Herausforderung. Wie ist allfo durch die Coronakrise gekommen?

Harald Gessinger: Nach dem ersten Schock im Frühjahr 2020 und einem schwierigen Sommer und Herbst zog die Nachfrage nach Lebensmittelfolien, Tiefziehfolien und Vakuumbeuteln 2021 wieder an. Natürlich gab es Rückgänge im Cateringbereich, da keine öffentlichen Veranstaltungen stattfanden, aber unser Hauptgeschäft liegt im Großhandel. Mehr Sorgen macht uns derzeit die Rohstoffverknappung. Ende 2020 sind die Rohstoffe explosionsartig teurer geworden. Die Verfügbarkeit wurde ganz schlecht, und die Lieferzeiten sind extrem lang.

Wirtschaftsforum: Welche Art von Beuteln produziert allfo, und wofür werden sie verwendet?

Harald Gessinger: Unser Kernprodukt sind Siegelrandbeutel mit einer Folienstärke von 90 μ; das sind die gängigsten Beutel auf dem europäischen Markt. Sie machen rund 70% unseres Geschäfts aus. Darüber hinaus produzieren wir Schlauch-, Schrumpf- und Standbodenbeutel, außerdem temperaturbeständige Kochbeutel, in denen Lebensmittel gekocht werden können. Wir stellen auch Beutel her, die zur Reifung eines Produkts beitragen, zum Beispiel Käsereifebeutel. Unser Vorteil ist unsere eigene Folienversorgung; dadurch haben wir eine Qualitätsgarantie von A bis Z. Unsere Produkte erfüllen alle lebensmittelrechtlichen Voraussetzungen. Dank unseres großen Lagers haben wir eine hohe Verfügbarkeit und bieten viele Standard-Formate. Wir können auch Lösungen für besondere Anforderungen und Sonderlösungen bieten. Dazu gehören zum Beispiel Beutel mit einer Stärke von 220 μ mit einer hohen Durchstoßfestigkeit, ebenso Beutel mit höherer Barriere, die die Haltbarkeit von Food verlängern. Wir vertreiben fast ausschließlich an Händler, vor allem für Fleischereibedarf.

Wirtschaftsforum: Gibt es auf dem Gebiet der Vakuumbeutel neue Entwicklungen?

Harald Gessinger: Neu sind unsere recyclingfähigen Folien und Vakuumbeutel. Der klassische Vakuumbeutel besteht aus einem Polyamid und einem Polyethylen. Beide sind notwendig, um den Beutel im Sinne der Verpackung verarbeitbar zu machen und ihm bestimmte Eigenschaften zu geben. Aber bis heute ist es nicht möglich, beide Materialien wieder voneinander zu trennen. Daher arbeiten wir an Alternativen. Mitte Mai 2020 haben wir recyclingfähige Beutel auf den Markt gebracht. Sie bestehen zu 95% aus Polypropylen und einer sehr dünnen Hochbarriere. Damit ist das Material ein Mono-Material, das in den Recyclingkreislauf gegeben werden kann. Mit dieser Entwicklung haben wir bei Vakuumbeuteln ein Alleinstellungsmerkmal im Markt.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen?

Harald Gessinger: Sie ist für uns ein Zukunftsthema. Wir unterstützen schon jetzt die Erreichung kommender nationalen und europäischen gesetzlichen Vorgaben zum Beispiel hinsichtlich der Recyclingquoten. Das grundsätzliche Problem beim Recycling ist, dass der Vorgang möglichst einfach, wertstofflich und mit wenig Energieaufwand durchführbar sein sollte. Das verlangt auch der Handel.

Wirtschaftsforum: Ist Digitalisierung in Ihrer Branche ein Thema?

Harald Gessinger: Für uns sind Themen wie EDI-Anbindungen und Onlineshops aktuell. In allen drei Firmen führen wir ein neues ERP-System ein. Wir wollen unsere Maschinendaten stärker vernetzen. Außerdem denken wir über Medien mit einer direkten Verknüpfung zum Kunden nach. Das Ziel ist, digitale Schnittstellen zu schaffen, sodass der Kunde in Zukunft komplett online bestellen kann.

Wirtschaftsforum: Wie erfolgreich sind Sie in der Rekrutierung von Mitarbeitern?

Harald Gessinger: Den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel spüren wir. Wir suchen immer gute Leute. Mit unserem Sitz im Allgäu, wo die Arbeitslosenquote bei 2,7% liegt, haben wir nicht die besten Voraussetzungen. Aber wir sind ein attraktiver Arbeitgeber und ein junges, modernes Unternehmen, das viel in Gebäude und Maschinen investiert und sämtliche Sozialleistungen bietet. Als inhabergeführtes Familienunternehmen stehen wir für große Verlässlichkeit.

allfo GmbH & Co. KG
Dieselstraße 9
87448 Waltenhofen
Deutschland
+49 831 5405630
+49 831 54056350
info(at)allfo.de
www.allfo.de

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