Reinräume - nachhaltig und schlüsselfertig

Interview mit Gaby Schillling, Leiterin Finanz- und Rechnungswesen der SCHILLING ENGINEERING GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Schilling, welche Art von Reinraumlösungen entwickeln Sie?

Gaby Schilling: Bei uns geht es um Raum-in-Raum Reinraumsysteme. Das heißt, wir entwickeln Komplettsysteme, die in neuen oder bestehenden Gebäuden integriert werden können. Mein Vater entwickelte in den Anfängen des Unternehmens bereits als erstes Produkt eine vollautomatische Sterilzelle. Heute konzentrieren wir uns auf drei Bereiche. Dies sind Reinräume, Reinraumzelte und seit 2020 auch Sauberräume. Die Sauberräume haben wir für Branchen entwickelt, die nicht ganz so hohe Reinheitsansprüche erfüllen müssen. Sie können auch als Selbstaufbausatz bestellt werden.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre wichtigsten Zielgruppen?

Gaby Schilling: Traditionell sind dies die Pharmabranche und die Medizintechnik, die die mit Abstand strengsten Auflagen haben. Darüber hinaus sind wir für Unternehmen aus über 20 Branchen tätig, unter anderem der optischen Industrie, Elektrokomponenten und Spritzgusstechnik. In den letzten Jahren verzeichnen wir außerdem eine steigende Nachfrage aus dem Kosmetik- und dem Lebensmittelmarkt.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an Ihrem Raum-im-Raum-Konzept?

Gaby Schilling: Da für einen Reinraum Luft konditioniert werden muss, verbauen wir so viel wie nötig, aber auch so wenig wie möglich Raum. Reinräume haben immer hohe Energiekosten. Je kleiner der Reinraum ist, umso niedriger sind die Kosten. Umlufttechnik ist hier eine sehr effiziente Lösung. Wir entwickeln und bauen auf modularer Basis, die wir individuell an die Wünsche unserer Kunden anpassen. Mit unserem modularen Konzept können unsere Kunden zum Beispiel Wände ihres Reinraumes zerstörungsfrei öffnen und schließen.

Wirtschaftsforum: Warum entscheiden sich Unternehmen für SCHILLING ENGINEERING und nicht für einen anderen Anbieter?

Gaby Schilling: Wir sind in der Lage, optimale Lösungen zu entwickeln. Wir können häufig Anforderungen erfüllen, die andere Unternehmen nicht abdecken können, zum Beispiel 16 m frei zu überspannen, ohne Säule oder Stahlportal. Vor zwei Jahren haben wir eine Lösung für einen Raum entwickelt, in dem Stents für Aorten hergestellt werden. In einem solchen Raum sitzen sehr viele Näherinnen, die in Schichten arbeiten. Hier wurde ein spezielles Ein- und Ausschleusekonzept für den Schichtwechsel benötigt.

Wirtschaftsforum: Sie haben das Thema Energiekosten angesprochen. Wie gehen Sie mit den steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit um?

Gaby Schilling: 95% unserer Nachhaltigkeit wird durch die Laufzeit der Reinräume und die damit verbundenen Energiekosten bestimmt. Der deutsche Strommix mit Gas und Kohle verdirbt uns jegliche Nachhaltigkeitsbilanz. Wir versuchen, zu optimieren, wo immer es möglich ist. Zum Beispiel arbeiten wir mit recycelbaren Materialien, unter anderem mit Aluminiumstützen. Wir bauen modular, so dass Umbauten und Umnutzungen möglich sind.

Wirtschaftsforum: Welche Maßnahmen haben Sie als Unternehmen ergriffen, um Ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern?

Gaby Schilling: Wir haben in den letzten Jahren unsere Digitalisierung konsequent vorangetrieben und verbrauchen dadurch signifikant weniger Papier. Die Gebäudeabschnitte von 2016 und 2018 haben wir mit Photovoltaik ausgestattet. Wir setzen Hybrid- und Elektrofahrzeuge ein, haben dafür auch eigene Ladesäulen. Wir stellen immer dann auf alternative Technologien und Methoden um, wenn es sinnvoll ist. Beim Gebäudeabschnitt aus 2006 sind wir gerade in der Erneuerung der Heizung und stellen auf Wärmepumpe um.

Wirtschaftsforum: Was planen Sie für das Jahr 2024?

Gaby Schilling: Im Moment ist es schwierig, zu planen, aufgrund der vielen politischen und damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten. Wir werden uns erst einmal darauf konzentrieren, unser Budget einzuhalten und unsere anspruchsvollen Ziele zu erreichen. Das Thema Personalmangel wird uns sicher weiter begleiten.

Wirtschaftsforum: Was wünschen Sie sich für die Zukunft von SCHILLING ENGINEERING?

Gaby Schilling: Wir wünschen uns wieder mehr Stabilität. Unsicherheiten kosten immer viel Kraft. Die letzten drei Jahre waren eine Herausforderung. Die Situation für mittelständische Unternehmen in Deutschland ist bereits mit vielen Belastungen angespannt.

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