Preisverdächtige nachhaltige Hygieneprodukte
Interview mit Daniel Nölken, Geschäftsführer und Christian Lerbs, Nachhaltigkeitsverantwortlicher der Nölken Hygiene Products GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Nölken, Herr Lerbs, kürzlich wurde Ihr Unternehmen für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Worin liegen die Gründe, aus denen Sie dem Thema Nachhaltigkeit eine so große Bedeutung in Ihrem Geschäftsalltag beimessen?
Daniel Nölken: Als im Jahr 2010 der Generationswechsel in unserem Familienunternehmen anstand und mein Bruder und ich die Geschäftsführung übernahmen, waren wir bestrebt, unsere perspektivischen Ziele für unsere neue Aufgabe auch in einer langfristigen Dimension zu überdenken: Wohin wollten wir dieses Unternehmen denn nun führen? In dieser Findungsphase wurde uns schnell klar, dass wir Nölken Hygiene Products nicht nur ökonomisch, sondern gleichsam ökologisch und sozial nachhaltig aufstellen mussten, um auch morgen noch erfolgreich zu sein. In enger Rücksprache mit unseren Kunden stellten wir zudem fest, dass dieses Thema auch im Markt eine rasch wachsende Bedeutung erfuhr, und das positive Feedback sowie die zahlreichen wertvollen Ideen, die uns bisweilen vorgetragen wurden, ermutigten uns, dieser starken intrinsischen Motivation auch Taten folgen zu lassen.
Wirtschaftsforum: Neben feuchtem Toilettenpapier, Shampoos, Lotions und Stilleinlagen ist Ihr Unternehmen vor allem für seine Feuchttücher bekannt – an welchen Stellschrauben haben Sie bei diesem Produkt gedreht, um seine Nachhaltigkeitsbilanz zu verbessern?
Christoph Lerbs: Bei der Verpackungsfolie haben wir inzwischen eine Recyclingfähigkeit von 98% erreicht, während wir beim Trägermaterial des eigentlichen Produkts mittlerweile primär natürlichen Zellstoff einsetzen, während wir beim Trägermaterial den Fokus auf alternative Vliesstoffe im Vergleich zur marktdominierenden Viskose-Kunststoff-Faser legen. Diese Umstellung muss aber behutsam erfolgen, da natürliche Fasern bei gleicher Qualität und Performance eine andere Optik und Haptik aufweisen und der Endverbraucher dahingehend sensibilisiert werden sollte. Da wir selbstverständlich niemals Abstriche an der Produktsicherheit und -qualität machen würden, hat natürlicher Zellstoff ein leicht anderes optisches Erscheinungsbild als der homogenere Kunststoff. Dabei befinden wir uns in ständigem Austausch mit unseren Lieferanten, um den Zellstoffanteil in unseren Produkten noch weiter zu erhöhen, und setzen dabei zudem auf den weiteren Wissenszuwachs unserer In-House-Akademie. Bei der eigentlichen Tränkflüssigkeit verwenden wir seit letztem Jahr ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Palmkernöl – ein Ziel, das wir auch bei unseren anderen Rohstoffen anstreben. So stammt mittlerweile auch über die Hälfte des von uns erworbenen Fließmaterials von Herstellern mit entsprechenden Zertifizierungen, Tendenz weiter steigend.
Wirtschaftsforum: Was hat sich ferner an Ihren Shampoos, Lotions und Cremes verändert?
Christoph Lerbs: Neben den Inhaltsstoffen der Produkte, die wir ebenfalls zunehmend aus zertifizierten Quellen beziehen, spielt hier die Produktverpackung im Vergleich zu unseren Feucht- und Babytüchern noch einmal eine größere Rolle, da sie üblicherweise viel dicker und härter ist und somit auch ein entsprechend höheres Gewicht aufweist, was wiederum zu einem größeren Ressourceneinsatz und höheren Transportkosten führt. Hier ist es uns gelungen, die Wanddicke entscheidend zu verringern, womit sich sehr positive Effekte auf all diese Problemstellungen ergaben. Zudem wird es uns perspektivisch möglich sein, vornehmlich Recyclingmaterial aus Post-Consumer-Kreisläufen als Rohstoff einzusetzen, wovon wir uns weitere signifikante Nachhaltigkeitsgewinne versprechen.
Wirtschaftsforum: Wie stark ist Ihre Nachhaltigkeitsbilanz dabei von dem Engagement Ihrer Lieferanten abhängig?
Daniel Nölken: Der Großteil der Emissionen, die unseren Produkten zuzurechnen sind, wird tatsächlich in vorherigen Abschnitten der Wertschöpfungskette ausgestoßen, wodurch die Umweltbilanz unserer Lieferanten natürlich von großer Bedeutung für Nölken Hygiene Products ist. Im Zuge unserer frühzeitigen und freiwilligen Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, erweitern wir unsere umfassende Risikoanalyse um weitere relevante ESG-Kriterien, um ein entsprechendes Monitoring unserer Lieferanten aufsetzen und die Emissionen in unseren Lieferketten transparent darstellen zu können. Dies ist eines unserer großen Unternehmensziele. In diesem Zuge wollen wir auch ein entsprechendes Monitoring der ESG-Performance unserer Lieferanten durchführen, um davon ausgehend eine noch umfassendere Risikoanalyse unserer Lieferkette zu erstellen. In erster Linie geht es nicht um verpflichtende Zertifizierungen, sondern viel mehr darum, wie unsere Lieferanten Nachhaltigkeit bei sich umsetzen. Anerkannte Label wie FSC und PEFC für Vlies oder RSPO für Palmöl geben uns und unseren Kunden aber die nötige Sicherheit, dass ökologische und soziale Standards eingehalten werden. Hat sich einer unserer Lieferanten noch nicht in ausreichender Weise zertifizieren lassen, wird dies jedoch keinesfalls ein unmittelbares Ende unserer Zusammenarbeit bedeuten. Stattdessen möchten wir in einem solchen Fall zusammen Impulse entwickeln, um bei unserer gemeinsamen Nachhaltigkeitsbilanz den nächsten Schritt zu gehen. Schließlich hat sich gerade in den Krisen der letzten Jahre gezeigt, wie wichtig Verlässlichkeit und gegenseitiges Vertrauen bleiben.