Krankheiten gezielt verhindern, anstatt sie mühsam zu behandeln
Interview mit Dr. Stefanie Wendel, Medizinische Leiterin Prävention der CeGaT GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Dr. Wendel, im Rahmen Ihrer Tätigkeit als medizinische Leiterin Prävention bei der CeGaT GmbH haben Sie sich ganz dem Themenfeld Prävention verschrieben – ist das keine undankbare Aufgabe, nachdem wir in der Pandemie gelernt haben: „There is no glory in prevention“?
Dr. Stefanie Wendel: Nein, ganz und gar nicht. Vielmehr scheint die Wirkmächtigkeit von Prävention in der Allgemeinbevölkerung immer noch unterschätzt zu werden. Die Medizin, wie wir sie heute kennen, baut stark auf der Vorstellung auf, Krankheiten erst dann zu behandeln und bestenfalls zu heilen, wenn sie aufgetreten sind. Wir bei CeGaT halten es jedoch für sinnvoller, viel früher in dieser Kaskade einzugreifen und die entsprechenden Krankheiten, sofern möglich, überhaupt nicht erst entstehen zu lassen. Dafür haben wir unser Präventionspanel entwickelt, mit dem das individuelle Risiko für unterschiedliche Krankheitsbereiche bestimmt wird und die Gesundheitsvorsorge entsprechend den persönlichen Bedürfnissen ausgerichtet werden kann. So können wir die Grundlage für einen individuellen Vorsorgeplan schaffen, um Krankheiten bestmöglich zu verhindern.
Wirtschaftsforum: Gerade im Kontext von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist seit Jahrzehnten bekannt, wie sich entsprechende Komplikationen zielgerichtet verhindern lassen. Die Prävalenz bleibt trotzdem erschreckend hoch – spricht das nicht für ein Scheitern der Prävention?
Dr. Stefanie Wendel: Gerade dieses Beispiel sollte uns eher als Ansporn dienen – denn es verdeutlicht, dass wir bei der Kommunikation sowie bei zielgerichteten Präventionsangeboten noch viel mehr leisten können als bisher. Dazu braucht es mehr Aufklärung, welche auch in der breiten Öffentlichkeit die vielfältigen Chancen vermitteln muss, die in der Prävention liegen. In der Theorie sind viele Inhalte weitgehend verstanden worden. Es ist allerdings etwas anderes, selbst zu erleben und zu verinnerlichen, welcher individuelle und gesamtgesellschaftliche Nutzen sich daraus ergibt. Vielen Menschen ist ein Arztbesuch unangenehm, gerade wenn sie gesund sind und es entsprechend keinen konkreten Anlass geben mag. Gerade hier müssen wir jedoch ansetzen, um Krankheiten effektiv verhindern zu können.
Wirtschaftsforum: An welcher Stelle setzt CeGaT genau an?
Dr. Stefanie Wendel: Die Kernkompetenz unseres Unternehmens liegt in der genetischen Analyse und Diagnostik. Unsere Gründer sind 2009 angetreten, um auf diesem Feld neue zukunftsweisende Möglichkeiten zu etablieren. Dabei sind wir in der genetischen Diagnostik in unterschiedlichsten Bereichen aktiv, wie beispielweise in der Analyse von seltenen Erkrankungen, Tumoren sowie in der Prävention. In diesem Kontext ist die Genetik bei vielen Krankheitsbildern ein essenzieller Faktor, aber zumeist nur einer von mehreren Bausteinen, was eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit verwandten Fachdisziplinen erforderlich macht. Denn das erhöhte genetische Risiko in einem Krankheitsbereich bedeutet kein unabwendbares Schicksal. Viel mehr gibt uns dieses Wissen die Möglichkeit, gezielt an den beeinflussbaren krankheitsauslösenden Faktoren zu arbeiten und so Krankheiten zu verhindern.
Wirtschaftsforum: Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesem Ansatz letzten Endes für den Patienten?
Dr. Stefanie Wendel: Für unsere Präventionsdiagnostik ist es von entscheidender Bedeutung, dass alles, was wir untersuchen, auch mit einer tatsächlichen Konsequenz für den Patienten einhergeht: Deshalb legen wir unseren Fokus mit dem Präventionspanel auf Erkrankungen, für die es wirksame Präventionsmaßnahmen gibt. Genetische Analysen von Prädispositionen sind in unterschiedlichen Gesundheitsbereichen sinnvoll; Paradebeispiele wären etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Tumorerkrankungen oder Gerinnungsstörungen. Gerade im Bereich Tumorerkrankungen ist die Früherkennung von besonders großer Bedeutung. Denn wenn ein erhöhtes Risiko in diesem Gebiet bekannt ist, kann die Vorsorge mit passenden Screening-Programmen entsprechend angepasst werden. So können Tumore in frühen Stadien entdeckt werden, was die Behandlungsmöglichkeiten und das Langzeitüberleben erheblich verbessert. Auch wenn Prädispositionen für andere Krankheitsbilder entdeckt werden sollten, können unter Einbindung entsprechender FachärztInnen zahlreiche Maßnahmen ergriffen werden, um das Ausbrechen der Erkrankung so lange wie möglich zu verzögern oder gar ganz zu verhindern. Ein anderes Beispiel wäre eine Neigung zu Gerinnungsstörungen. Diese kann zu Thrombosen und infolgedessen u.a. zu Schlaganfällen führen. Mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen vor Langstrecken-Flügen oder auch Operationen kann dies verhindert werden.
Wirtschaftsforum: Liegt darin auch ein Schritt hin zur individualisierten Medizin der Zukunft?
Dr. Stefanie Wendel: Auf jeden Fall! In der Forschung und auch zunehmend in der ärztlichen Praxis wird immer deutlicher, dass wir Medizin nicht für alle Patienten gleich denken können. Jeder Mensch ist unterschiedlich und verdient es, dass bei Präventions- und Therapiemaßnahmen auch seiner individuellen persönlichen Situation Rechnung getragen wird. Wenn man alle Patienten nach dem gleichen Schema behandelt, kann man diesem Anspruch aber kaum gerecht werden. Die immer präziser werdende individualisierte Medizin wird dabei auch zunehmend Einzug in die Prävention halten: Denn schon lange, bevor eine gesicherte Diagnose gestellt werden kann, liefert uns unser Körper wertvolle Informationen, die wir uns zunutze machen können und sollten. Die Dringlichkeit wird dabei perspektivisch in einer älter werdenden Gesellschaft noch weiter zunehmen – denn das Ziel besteht nicht allein darin, die bloße Lebensdauer der Patienten zu verlängern, sondern ihnen Lebenszeit bei guter Gesundheit zu ermöglichen. Gerade in den letzten Jahren wurden viele hochwertige Forschungspublikationen in den Fachbereichen Genetik und Prävention veröffentlicht, aus denen sich weitere Vorsorge- und Therapieoptionen ergeben werden: Diese wird auch CeGaT weiterhin aktiv mitgestalten.
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