Im Zug von Nord nach Süd
Interview mit Pascal C. Jenni, Chief Commercial Officer der SBB Cargo International AG
Wirtschaftsforum: Herr Jenni, Sie sind unbedingter Befürworter des Schienentransports – und das international.
Pascal C. Jenni: Genau das beschreibt unsere Kompetenz. Wir wurden 2010 als Ausgliederung der SBB Cargo im schweizerischen Olten, genau im Dreieck Basel, Bern und Zürich, gegründet. Während sich SBB Cargo Schweiz auf den Binnenverkehr konzentriert, ist es unser Anliegen, das internationale Transportgeschäft profitabel zu gestalten.
Wirtschaftsforum: Wie waren die Anfänge Ihrer doch recht jungen, wenngleich auch erfolgreichen Geschichte?
Pascal C. Jenni: Wir haben uns als neutrales Eisenbahnverkehrs-unternehmen von Anfang an für eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene stark gemacht. Mit unserem Ganzzug-Konzept sind wir erfolgreich gewachsen. Heute haben wir einen Marktanteil von circa 40% auf dem Rhein-Alpen-Korridor und sind damit Marktführer. Unsere 130 E-Lokomotiven ziehen Züge von den Häfen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland durch die Schweiz bis in den Großraum Mailand. Davon sind 80% kombinierter Verkehr, doch wir bieten auf Wunsch auch die letzten Kilometer («Last Mile») davor und danach an, etwa mit Diesellokomotiven.
Wirtschaftsforum: Was transportieren Sie?
Pascal C. Jenni: Etwa 19% sind Transporte im Bereich Öl und Chemie, aber wir transportieren auch Pkw und Lkw. Insgesamt kann man sagen, dass der Bedarf an Transporten steigen wird.
Wirtschaftsforum: Das spielt der Idee des Schienengüterverkehrs als bevorzugtem Transportmittel in die Hände?
Pascal C. Jenni: Das wäre schön, doch wir sehen uns im Alltag großen Widrigkeiten ausgesetzt. Zwar reden alle davon, unsere Klimaziele auch durch die Verlagerung auf die Schiene zu erreichen, und es wird viel Geld für die Schiene reserviert, aber man muss diese Wende nicht nur fördern, sondern auch ermöglichen. In Deutschland wurde in den letzten 30 Jahren kaum in das Schienennetz investiert. Dabei wäre der Unterhalt dringend nötig. Hinzu kommen Streiks, die auch uns behindern, obwohl wir direkt nicht davon betroffen sind. Wir fordern nicht nur Geld für eine Förderung, sondern vor allem ein uneingeschränktes Ermöglichen. In der Schweiz finden wir das vor, aber in Deutschland und Italien beispielsweise liegt noch viel im Argen. Man sieht in der Bahn oftmals eher eine Gefahr als eine Chance, weshalb man sie viel stärker als den Strassenverkehr reguliert.
Wirtschaftsforum: Wie möchten Sie sich in diesem Kontext dem Kunden gegenüber positionieren?
Pascal C. Jenni: Wir sind ein verlässlicher Partner. Seit unserer Gründung fahren viele Kunden nur mit uns. Sie fühlen sich bei uns gut aufgehoben, denn wir gehen mit ihnen auch durch schwierige wirtschaftliche Zeiten. Dafür steht auch unser neuer Claim ‘Borderless Swiss Quality’ – grenzenlose Qualität mit Schweizer DNA.
Wirtschaftsforum: Welche Leistungen werden hinzukommen?
Pascal C. Jenni: Wir werden unter anderem den französischen Markt entwickeln, um den linksrheinischen Korridor befahren zu können. In Rotterdam wiederum werden wir noch in diesem Jahr eine eigene Leitstelle eröffnen, um unsere Qualität dort zu weiter steigern.
Wirtschaftsforum: Was bringt die Zukunft?
Pascal C. Jenni: Wir wollen ein stabiler Partner auf den Hauptachsen bleiben – pünktlich, schnell, flexibel und weiterhin profitabel. Wir sind in einem internationalen Umfeld tätig. Schon heute fahren wir 700 Züge pro Woche und sind inzwischen im dritten Jahr mit grünem Strom unterwegs. Wir sind also auf dem richtigen Weg in die Zukunft.