Gebäudeenergiegesetz: Ist Nicht-Sanieren überhaupt noch eine Option?

Was ändert sich durch das Gesetz grundsätzlich für Betriebe und Eigentümer gewerblicher Immobilien?
Das GEG ist kein Papiertiger, sondern ein echter Gamechanger. Bei Sanierungen oder Heizungswechseln gelten klare Nachrüstpflichten: etwa bei der Dämmung von Decken und Leitungen sowie vor allem dem Austausch alter Heizkessel. Neu installierte Heizungen müssen künftig mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Wer das ignoriert, riskiert Bußgelder bis zu 50.000 Euro und verliert Förderansprüche. Außerdem steigen die Dokumentationspflichten – Energieausweise und CO₂-Nachweise sind Pflicht. Das betrifft nicht nur Neubauten, sondern auch den Bestand. Das Gesetz greift also tief in die Substanz und zwingt Unternehmen, ihre Immobilienstrategie neu zu denken.
Warum sollten sich Unternehmen gerade jetzt intensiver mit ihren Gebäuden beschäftigen?
Weil die Zeitfenster für Förderungen und Übergangsfristen begrenzt sind. Wer jetzt plant, sichert sich Zuschüsse von bis zu 70 Prozent und vermeidet teure Nachrüstungen zu einem späteren Zeitpunkt. Hinzu kommt: Alte Heizungen verursachen hohe Betriebskosten Die steigenden CO₂-Kosten auf Öl und Gas machen das Warten zusätzlich teurer. Außerdem kommt die kommunale Wärmeplanung – spätestens 2028 ist der Handlungsspielraum vorbei. Wer dann erst anfängt, steht unter Druck und zahlt mehr.
Jedes deutsche Gesetz enthält Ausnahmen, Übergangsfristen und Sonderfälle – wo gibt es beim GEG echten Handlungsspielraum?
Richtig, es gibt Übergangsfristen: Bestehende Heizungen dürfen bis zum Jahr 2044 weiterlaufen, sofern sie nicht älter als 30 Jahre sind. Die Pflicht zur 65-Prozent-Regel entfällt vorerst, bis die kommunale Wärmeplanung steht – spätestens 2026 in Großstädten, 2028 in kleineren Kommunen. Härtefälle wie Denkmalschutz oder wirtschaftliche Unzumutbarkeit können Befreiungen ermöglichen. Aber: Das sind Ausnahmen, kein Freifahrtschein. Wer glaubt, er könne sich dauerhaft rausreden, irrt.
Was sind die größten wirtschaftlichen Risiken, einfach abzuwarten?
Das größte Risiko ist die Kostenfalle. Wer jetzt nicht investiert, zahlt später doppelt: höhere Energiepreise, steigende CO₂-Abgaben und Bußgelder. Außerdem entgehen Ihnen Förderungen, die aktuell sehr attraktiv sind. Und nicht vergessen: Immobilien ohne GEG-konforme Nachweise verlieren an Wert und Vermietbarkeit. Das kann für Unternehmen richtig teuer werden – nicht nur bei Verkauf, sondern auch bei Finanzierung.
Wie sieht ein tragfähiger Sanierungsfahrplan aus?
Ein tragfähiger Sanierungsfahrplan basiert auf einer Energieanalyse und bündelt Maßnahmen wie Dämmung, Heizung, Fenster und Automatisierung – sinnvoll abgestimmt und zeitlich geplant. Wichtig: Förderanträge müssen vor Vertragsabschluss gestellt werden. Danach erfolgt die Umsetzung in Etappen, abgestimmt auf die kommunale Wärmeplanung und gesetzliche Fristen. So verteilen Sie die Kosten über Jahre und behalten die Flexibilität, Ihre Schritte bei Bedarf anzupassen.
Gibt es aktuell Förderprogramme und finanzielle Hebel?
Ja, und sie sind lukrativ: BAFA-Zuschüsse bis 30 Prozent, mit Boni bis 70 Prozent bei iSFP und Wärmepumpen. KfW-Kredite mit Tilgungszuschüssen bis 45 Prozent. Dazu kommt der Steuerbonus nach § 35c des Einkommensteuergesetzes. Wer schnell handelt, profitiert zusätzlich von Speed-Boni. Und: Viele Länder und Kommunen bieten ergänzende Programme. Wer das clever kombiniert, spart richtig Geld.
Wo sehen Sie die größten Chancen für Vorreiter?
Ganz klar: Wettbewerbsvorteile. Wer jetzt saniert, senkt Betriebskosten, verbessert die CO₂-Bilanz und steigert den Immobilienwert. Photovoltaik, Speicher und smarte Steuerungen machen Betriebe unabhängiger. Und: Frühzeitige Planung sichert maximale Förderquoten und vermeidet Engpässe bei Handwerkern. Wer wartet, steht später in der Schlange.
Über Cyran Heid:
Cyran Heid ist Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer der Heid Energieberatung. Mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung im Bereich Energieeffizienz und Gebäudebewertung begleitet er bundesweit Haus- und Wohnungs¬eigentümer, Wohnungseigentümergemeinschaften, Vermieter sowie Unternehmen bei energetischen Sanierungen, Energieaudits und Fördermittelberatung.





