Richtig ist, dass die reichsten 10 Prozent der Deutschen über mehr als die Hälfte des privaten Nettovermögens in einer Gesamthöhe von rund 10 Billionen Euro verfügen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass fast genau die andere Hälfte des Kuchens einer breiten Mittelschicht zur Verfügung steht. Das alles wäre noch kein Aufreger, wenn da nicht noch ein Aspekt des Berichtes wäre: Der übrigen Hälfte der Bevölkerung bleibt weniger als 1 Prozent des Gesamtvermögens. Ein gefundenes Fressen für die Opposition,
die reflexartig nach einer Vermögens- oder Reichensteuer ruft
. Bei der anschließenden Neiddebatte wird oft vergessen: Viele der beneideten Vermögenden sind Mittelständler, also die Stützen der deutschen Wirtschaft.
Erst vor ein paar Monaten, als die Reichensteuer diskutiert wurde, warnten nicht wenige Experten vor einer möglichen Abwanderungswelle von mittelständischen Unternehmen, falls eine Reichensteuer tatsächlich eingeführt würde. DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann beispielsweise sagte, dass ein solcher Schritt den Mittelstand direkt träfe. Als Folge davon würden kapitalintensive Investitionen zurückgestellt und das Geld für Wachstum und Arbeitsplätze fehlen. Der Arbeitnehmer, der eine Extra-Besteuerung für seinen Chef fordert, sollte also bedenken, dass sein Arbeitsplatz dadurch alles andere als sicherer wird.
Und noch eines sollte bedacht werden: Bevor der Fiskus das nächste Mal über klamme öffentliche Haushalte und mangelnde Einnahmen klagt, sollte er mal einen kritischen Blick auf seine Ausgaben werfen. Driftmann und andere vor ihm wiesen treffend darauf hin, dass der Staat kein Einnahmen- sondern ein Ausgabenproblem hat. Wie die öffentliche Hand Steuergelder verschwendet, ist im druckfrischen „Schwarzbuch 2012“ des Bundes der Steuerzahler nachzulesen – ganze 121 Beispiele von Fehlplanungen, Kostenexplosionen oder unsinnigen Ausgaben für Infrastrukturprojekte.