Fördern und sich fordern
Interview mit Johanna Kamm, Geschäftsleiterin der Huber Technik GmbH & Co. KG
Dass sich Unternehmen im Laufe eines Jahrhunderts grundlegend wandeln können, zeigt die Huber Technik GmbH & Co. KG. 1925 als Taxi- und Mietwagenbetrieb gegründet, verlagerte sich der Fokus mit der Zeit auf die Runderneuerung von Reifen. Dann stieg man ein in die Gummi- und Fördertechnik. Heute ist das Unternehmen in zwei Bereichen tätig, zum einen in der Produktion individuell zugeschnittener Gummibahnen für landwirtschaftliche Betriebe, zum anderen im Maschinen- und Anlagenbau mit Spezialisierung auf Fördertechnik und Sondermaschinen. Geprägt wird die Firma seit jeher durch starke Frauen. „Meine Urgroßmutter hat den Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann gegründet. In den 1950er-Jahren haben sie sich scheiden lassen. Meine Urgroßmutter hat die Firma dann mit ihrem Sohn weitergeführt und war maßgeblich am Aufbau beteiligt“, erzählt die heutige Geschäftsleiterin Johanna Kamm. Gemeinsam mit ihrer Schwester führt sie das Unternehmen inzwischen in 4. Generation. „Ich bin im Unternehmen aufgewachsen“, sagt sie. „Unsere Eltern haben uns nie gedrängt, aber nach dem Studium und ersten Berufserfahrungen war für meine Schwester und mich klar, dass wir das Unternehmen weiterführen möchten.“ Der Einstieg verlief schrittweise. 2019 trat Johanna Kamm offiziell in die Geschäftsleitung ein.
Abfall vermeiden oder recyceln
Ein besonderes Merkmal von Huber Technik ist die konsequente Ausrichtung auf individuelle Kundenlösungen. Während viele Mitbewerber auf standardisierte Serienprodukte setzen, wird hier jedes Förderband und jede Gummibahn exakt nach den Bedürfnissen des Kunden gefertigt. In der Fördertechnik reicht das Einsatzspektrum von der Recycling- über die Holz- und Küchenbranche bis hin zur Getränkeindustrie. Die Gummibahnen werden weltweit für den Einsatz in Milchviehställen und zunehmend auch in Schweinehaltungen an Landwirte geliefert. Insbesondere in Nordamerika setzen viele große Milchviehbetriebe auf die hochwertigen Bodenbeläge aus Bayern. „Jedes Problem, das beim Kunden auftritt, ist für uns ein Learning, das uns hilft, unsere Produkte weiterzuentwickeln. Wir optimieren eigentlich den ganzen Tag und haben gemeinsam mit Kunden schon sehr ausgefallene Dinge entwickelt, wie zum Beispiel eine Sandsack-Abfüllanlage für die Feuerwehr“, erzählt Johanna Kamm. Das Thema Nachhaltigkeit verfolgt Huber Technik ebenso konsequent wie die Entwicklung der Produkte: Eine 500-kW-Photovoltaikanlage auf den Hallendächern erzeugt einen Teil des benötigten Stroms selbst. Der erzeugte Dampf aus dem eigenen Kesselhaus wird auch für die Beheizung genutzt. Zudem wird für die Gummibahnen ausschließlich unvulkanisierter Rohstoff verarbeitet – ein Nebenprodukt aus der Reifenproduktion, das andernfalls entsorgt werden müsste. Verschnitt wird recycelt und erneut in den Produktionsprozess eingebracht. „Wir versuchen, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren“, betont Johanna Kamm.
Zunehmendes Interesse an Ausbildung
Neben der Produktqualität ist es vor allem das familiäre Miteinander, das Huber Technik auszeichnet. Langjährige Betriebszugehörigkeiten sind keine Seltenheit – Mitarbeiter mit 40 oder gar 45 Jahren Betriebszugehörigkeit werden regelmäßig auf Weihnachtsfeiern geehrt. „Wir kennen jeden persönlich und auch die Familien dahinter. Das schafft ein Klima, in dem sich jeder als Teil des Ganzen versteht“, so Johanna Kamm. Ein besonderes Anliegen ist der Geschäftsleiterin die Ausbildung. Das Unternehmen bildet in sechs Berufen aus und setzt bewusst auf die duale Ausbildung als Alternative zum Studium. „Es ist schade, dass die Ausbildung oft ein schlechtes Image hat. Dabei bieten wir spannende Entwicklungsmöglichkeiten, vom Gesellen bis hin zum Meister.“ Aktuell stellt sie ein zunehmendes Interesse junger Menschen an Ausbildungsplätzen fest und sieht dies als positives Signal.
Freude an der Verantwortung
Die Herausforderungen der Gegenwart reichen laut Johanna Kamm vom Fachkräftemangel über die überbordende Bürokratie bis hin zur Digitalisierung. Ihnen begegnet man im Unternehmen mit Offenheit und Innovationsbereitschaft. So wird derzeit verstärkt in Robotik investiert, um Produktionsprozesse effizienter und reproduzierbarer zu gestalten. „Es geht nicht darum, Menschen zu ersetzen, sondern Arbeitsplätze zu sichern, die sonst nicht mehr besetzt werden können“, betont Johanna Kamm. Auch auf Kundenebene setzt das Unternehmen auf konstruktive Zusammenarbeit: „Wenn es ein Problem gibt, suchen wir gemeinsam mit unseren Kunden eine Lösung – und klären erst danach die Kosten.“ Mit Blick auf die Zukunft sieht sie die größte Aufgabe darin, das Familiäre, das Miteinander und die Freude an der Verantwortung zu bewahren, auch in einer Welt, die sich ständig wandelt. Als Frau in einer Führungsposition möchte sie Mut machen, Verantwortung zu übernehmen. „Unternehmerin zu sein bedeutet, gestalten zu können. Das kann sehr erfüllend sein – auch wenn es nicht immer leicht ist.“
Huber Technik GmbH & Co. KG
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