„Ein Baggerfahrer ist eher eine Art Projektmanager!“
Interview mit Juliane und Peter Freyer, Geschäftsführer der Freyer GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Freyer, in Ihrem Unternehmen treffen Wasser, Straße und Schiene aufeinander – welche Leistungen bieten Sie dabei genau im Markt an?
Peter Freyer: Unser Kerngeschäft besteht seit der Gründung unseres Familienunternehmens im Jahre 1969 im Hafenbetrieb. Angefangen haben wir damals mit dem Umschlag von Sanden, Kiesen und Bimssteinen, womit wir uns also vornehmlich im Bausektor engagierten. Vor circa 30 Jahren rückten dann noch andere Produkte wie Steinkohle, Holz, Düngemittel, Getreide, Agrarerzeugnisse, aber auch Schrott und Roheisen ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Unser Fokus liegt damit weiterhin auf Schüttgütern jeglicher Art – jenseits des reinen Umschlags kümmern wir uns dabei auch um die fachgerechte Lagerung in jeglicher Form, von Freilägern und Silos bis hin zu Schüttgutboxen und Lagerhallen für hochwertigere Materialien wie Papier.
Wirtschaftsforum: Ein Geschäftsfeld, das derzeit viele Veränderungen erfährt – sind die massiven Auswirkungen der Coronapandemie auf das Logistiksegment heute noch für Sie spürbar?
Peter Freyer: Die Verwerfungen aus der Coronazeit haben unsere Abläufe eigentlich nur etwas umständlicher gemacht, bedeuteten für uns aber keine wirkliche Zäsur. Viel schwerer wiegen dagegen die Auswirkungen des Klimawandels in Form von Dürrezeiten sowie außergewöhnlichen Hoch- und Niedrigwasserständen. Perspektivisch werden die Zeiten zunehmen, in denen der Rhein nicht mehr schiffbar ist. Dann müssen andere logistische Lösungen gefunden werden.
Wirtschaftsforum: Können Schiene und Straße in diesem Zuge wirksame Alternativen sein?
Peter Freyer: Es gibt durchaus Verschiebungen – gerade seit der Mauterhöhung herrscht etwa eine deutlich stärkere Nachfrage nach dem Bahnumschlag. Aber man muss die Supply-Chain immer in ihrer Gesamtheit betrachten, denn für die letzte Meile wird auch weiterhin der Lkw benötigt werden. Demzufolge müssen auch entsprechende Bahnumschlagsflächen und Lagerhallen für die jeweiligen Waren vorgehalten werden – doch die sind, mit Ausnahme von Containerterminals, aktuell Mangelware. In unserer Region gibt es nur wenige andere Betriebe, die in diesem Kontext ein ähnliches Leistungsspektrum anbieten können wie die Freyer GmbH. So verfügen wir etwa auch über ein eigenes Rangierfahrzeug, mit dem wir die Bahnwaggons zur Entladestelle fahren und entsprechend sortieren und wieder zusammenstellen können – das ist alles andere als trivial, schließlich kann man dort ja nicht wie bei einer Modelleisenbahn einzelne Wagen neben dem Gleis abstellen und wunschgemäß anordnen. Wer einmal mit den Türmen von Hanoi gespielt hat, weiß, wie kompliziert das sein kann.
Wirtschaftsforum: Gleichzeitig erwarten Ihre Kunden wahrscheinlich ein Höchstmaß an Flexibilität.
Peter Freyer: Richtig – aber dank eines engagierten Teams und der vollumfänglichen Nutzung entsprechender technologischer Hilfsmittel können wir diese Erwartungen auch belastbar erfüllen. Meines Wissens mussten wir noch nie einen Kunden vertrösten, dass wir sein Schiff nicht hätten löschen können. Im Gegenteil: Aufgrund unserer hohen Umschlagkapazitäten sind wir bisweilen sogar schneller fertig als eigentlich nötig. Früher hatten Schiffe einen Meldetag; dieser ist mittlerweile komplett weggefallen. Damit sparen wir dem Kunden, dem Schiffer und uns selbst Liegezeit und können die Schiffe entsprechend besser disponieren und abwickeln – ein Maß an Flexibilität, das auch für unsere Mitarbeiter mit deutlichen Vorteilen einhergeht: So können wir dank moderner Technik und einer stringenten Organisation inzwischen eine Vieragewoche anbieten. Die Digitalisierung macht die Arbeit dabei einerseits leichter, zugleich aber auch ein Stück weit komplexer: denn ein Baggerfahrer ist heute eher eine Art Projektmanager, der sich auf digitalem Wege engmaschig mit seinem Team abstimmen muss.
Wirtschaftsforum: Auch perspektivisch dürfte die Freyer GmbH dank ihres gewachsenen Know-hows und ihrer Logistikkapazitäten ein gefragter Partner bleiben.
Peter Freyer: Kurz nach der russischen Invasion in der Ukraine im Frühjahr 2022 habe ich pünktlich zum 1. April eine Meldung bei Facebook gepostet, wir würden auf unserer Insel Grün die bestehende Freifläche roden und dort ein Kohlelager für 1 Million t Steinkohle errichten, um die Energieversorgung für den nächsten Winter zu garantieren. Schon zehn Minuten später stand mein Handy nicht mehr still. Leider musste ich die Meldung gegenüber den Reedereien, die mich anriefen, dann aber als Aprilscherz auflösen. Zwei Stunden später hatte ich aber schon EnBw und die Bundesnetzagentur in der Leitung, die ernsthaft an diesem Projekt interessiert waren. Mir ist es dann gelungen, insgesamt 12.000 m² Freifläche für diesen Zweck zu erschließen. Innerhalb von drei Monaten hatten wir auch alle erforderlichen behördlichen Genehmigungen. Das beweist: Wenn die Politik will, geht es im Zweifel ganz schnell!
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