„Das Reisen liegt mir im Blut“
Interview mit Bernd Frölich, Geschäftsführer der Frölich-Reisen GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Frölich, Ihr Unternehmen kann auf eine beeindruckend lange Tradition zurückblicken. Wie hat alles begonnen?
Bernd Frölich: Unser Ursprung reicht zurück ins Jahr 1883. Mein Urgroßvater startete damals in Hessisch Lichtenau mit Pferdefuhrwerken, transportierte Holz und Kohle. Am Wochenende wurden die Wagen umgerüstet, um Marktfrauen nach Kassel zu bringen. 1927 folgte der erste Lastwagen, 1936 der erste Omnibus – ein Opel. Damit begann die eigentliche Reisebus-Geschichte, die mein Vater nach dem Krieg weiter ausbaute. Heute führe ich das Unternehmen in 4. Generation, wobei meine Kinder inzwischen schrittweise die Verantwortung übernehmen.
Wirtschaftsforum: Sie stehen also mitten im Generationswechsel. Wie gestaltet sich dieser Prozess?
Bernd Frölich: Ein Unternehmen weiterzugeben ist immer eine sensible Sache. Natürlich gibt es auch emotionale Momente – etwa als das alte Firmenlogo, unsere Sonne, nach 50 Jahren modernisiert wurde. Aber entscheidend ist, dass die nächste Generation Freiräume hat. Ich achte bewusst darauf, mich nicht in den Vordergrund zu stellen. Meine Kinder haben die Kompetenz und ich unterstütze sie, wo es nötig ist. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum der Übergang bislang so gut klappt.
Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen ist breit aufgestellt. Welche Schwerpunkte setzen Sie heute?
Bernd Frölich: Wir beschäftigen rund 270 Mitarbeiter. Unsere größte Sparte ist der öffentliche Personennahverkehr, dazu kommen Busreisen und seit einigen Jahren Flugreisen ab Kassel unter der Marke Momento. Besonders erfolgreich sind unsere Premium-Busreisen mit mehr Komfort, vorzüglichen Hotels und ebensolchem Service. Wir versuchen, stets ein Stück innovativer zu sein als der Wettbewerb.
Wirtschaftsforum: Sie selbst sind oft bei den Reisen dabei. Warum?
Bernd Frölich: Für mich gehören Kundennähe und Produktentwicklung zusammen. Wenn ich eine Reise begleite, erlebe ich unmittelbar, was gut funktioniert und wo es Verbesserungsbedarf gibt. Als Mittelständler können wir schnell reagieren – wenn etwas nicht passt, ändern wir es bei der nächsten Tour. Das ist eine unserer Stärken.
Wirtschaftsforum: Sprechen wir über den Wettbewerb: Ihr Unternehmen hat eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht. Was steckt dahinter?
Bernd Frölich: Im Linienverkehr konkurrieren wir mit einem bundeseigenen Konzern, dessen Defizite seit Jahren mit Steuermitteln ausgeglichen werden. Das verzerrt den Wettbewerb massiv. Deshalb haben wir als erstes privates Busunternehmen in Deutschland in Brüssel eine Beihilfebeschwerde eingereicht – ein recht mutiger, aber aus unserer Sicht notwendiger Schritt. Ich möchte es in einem Satz zusammenfassen, den ich kürzlich gelesen habe und der mir sehr passend erscheint: „Die Fertigungstiefe des Staates muss reduziert werden!“ Der Staat soll sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren und nicht mit Steuergeldern privatwirtschaftliche Angebote unterlaufen.
Wirtschaftsforum: Ein deutlicher Appell an die Politik.
Bernd Frölich: Ja, und ich weiß, dass viele Mittelständler mir zustimmen würden. Wir leisten hier vor Ort viel: wir zahlen Gewerbesteuer, unterstützen Schulen, Vereine und Jugendprojekte. Gleichzeitig kämpfen wir gegen staatlich subventionierte Konkurrenz. Das ist schwer nachvollziehbar – und sollte dringend geändert werden.
Wirtschaftsforum: Trotz dieser Herausforderungen: Wie bewerten Sie die wirtschaftliche Lage Ihres Unternehmens?
Bernd Frölich: Unterm Strich positiv. Natürlich gibt es Baustellen, aber unsere Mischung aus Tradition und Innovation trägt. Der wichtigste Erfolgsfaktor ist die Familie – unsere Nähe zu den Kunden und das Vertrauen, das uns Mitarbeiter wie auch Kunden entgegenbringen. Das ist der Kern unserer Unternehmenskultur.
Wirtschaftsforum: Auch das Thema Fachkräftemangel macht vielen Unternehmen zu schaffen. Wie gehen Sie damit um?
Bernd Frölich: Wir bilden seit Jahrzehnten aus, sowohl im kaufmännischen Bereich als auch im Fahrbetrieb. Wir haben eine gute Mischung sowohl von jungen als auch erfahrenen Mitarbeitern im Team. Zusätzlich rekrutieren wir über Plattformen wie Jobalarm Fachkräfte aus Südeuropa. Das funktioniert sehr gut und hilft uns, die Herausforderungen abzufedern.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie die Zukunft von Frölich-Reisen?
Bernd Frölich: Im Bereich Touristik wollen wir das Flugreiseangebot ab Kassel deutlich ausbauen. Busreisen werden schwieriger, weil viele Städte Busse aus den Zentren verdrängen – ein Schlag gegen das sicherste und umweltfreundlichste Verkehrsmittel überhaupt. Im Linienverkehr haben wir durch unsere Kostenstruktur klare Vorteile, die wir nutzen wollen. Wenn die politischen Rahmenbedingungen fairer werden, bin ich sehr zuversichtlich.
Wirtschaftsforum: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Was treibt Sie selbst an?
Bernd Frölich: Das Reisen liegt mir im Blut. Schon als Kind war ich mit meinem Vater im Bus unterwegs, habe in der Werkstatt gespielt und den Betrieb in mich aufgenommen. Diese Leidenschaft prägt mich bis heute. Darum mache ich, was ich mache – und darum freue ich mich, dass meine Kinder diesen Weg fortsetzen.
Frölich-Reisen GmbH
Ludwig-Frölich-Straße 1-5
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Tel.: +49 5602 80070
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