Uns rufen die Kunden immer dann an, wenn die Anforderungen besonders hoch sind

Interview mit Jan-Dirk Schuisdziara, Geschäftsführer der Hansa Meyer Global Holding GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schuisdziara, was unterscheidet die Hansa Meyer Global Holding GmbH von den anderen Speditionen?

Jan-Dirk Schuisdziara: Hansa Meyer Global ist ein seit Jahrzehnten erfolgreich agierender Projektspediteur und Logistikexperte für den Transport von überdimensionierten und schwer lastigen Gütern. Wir haben einen sehr hohen Spezialisierungsgrad und stimmen jedes Projekt exakt auf die unterschiedlichen Anforderungen ab. Projekte von der Stange gibt es bei uns nicht. Wir sind Fachleute und haben ein sehr enges Vertrauensverhältnis zur Industrie. Wir beschäftigen uns grundsätzlich erst mit den Problemstellungen und bieten dann eine Lösung an. Da wir in unseren internationalen Niederlassungen eigene Leute vor Ort haben, kennen wir die örtliche Infrastruktur und Marktgegebenheiten genau. Wir machen jedoch nicht alles und lehnen auch Anforderungen ab, wenn wir berechtigte Risiken sehen. Aber wenn wir zusagen, dann können sich unsere Kunden immer zu 100% auf uns verlassen. Das macht uns glaubwürdig und schafft Vertrauen, was so einfach niemand kopieren kann.

Wirtschaftsforum: Dieses Vertrauen und die Erfahrung haben Sie sich sicherlich lange erarbeitet. Wie hat sich die Hansa Meyer Global Holding zu dem entwickelt, was sie heute ist?

Jan-Dirk Schuisdziara: Die Gründung erfolgte 1988 durch drei Fachleute aus dem Logistiksektor und über die Jahre hat sich das Unternehmen immer weiterentwickelt, auch auf internationaler Ebene. Mittlerweile verfügen wir zusätzlich zum Stammhaus in Bremen über 25 Niederlassungen an strategisch wichtigen Standorten weltweit und beschäftigen aktuell rund 230 Mitarbeiter. Neben den weltweiten Transporten von Investitionsgütern im Anlagen- und Energiebereich, die in unserer Business Unit Projects abgewickelt werden kamen über die Jahre weitere Fachbereichsergänzungen wie z B Logistic Solutions für die Planung anspruchsvoller Sonderlösungen im FCL oder Übermaßbereich, sowie die Luftfrachtabteilung für internationale Sonderlösungen auch auf dem Luftweg. Darüber hinaus bieten wir weitere Services an, wie zum Beispiel Speziallösungen für den Transport überdimensionaler Güter oder die Verladung von unverpacktem Material sowie Beratungsleistungen Verkehrsträger- übergreifend. Dies gilt auch für die IT Beratung und projektspezifische E Sonderlösungen.

Wirtschaftsforum: Gab es Projekte, die besonders spannend oder herausfordernd waren?

Jan-Dirk Schuisdziara: Jedes Projekt ist für uns eine Herausforderung, denn uns rufen die Kunden immer dann an, wenn die Anforderungen besonders hoch sind, ob zeitkritische Aufträge oder Projekte, wo andere Dienstleister vielfach bereits gescheitert sind. Vor kurzem haben wir zum Beispiel das aktuell größte Industrieprojekt aus Europa heraus in die USA realisiert. Für den Kunden Investor SDI verladen wir ein Stahlwerk aus Deutschland nach Texas, mit Zulieferungen aus China und Korea. Insgesamt haben wir 120.000 Frachttonnen transportiert und die Transporte wurden überwiegend unter Covid-Restriktionen aus dem Homeoffice unserer Transportspezialisten gemanaged. Außerdem haben wir viele dringend benötigte Industrieförderbänder für ein Mining-Unternehmen per AN 124 Charter von Nordamerika nach Brasilien gepflogen. Einen Rekord haben wir erzielt, als wir 2018 das weltweit größte Flugzeug, die ANTONOV AN-225 MRIYA, für zwölf Flüge zwischen Chile und Bolivien durchgängig gechartert haben. Als es mit COVID-19 losging, haben wir im Auftrag der Stadt Bremen kurzfristig Gesundheitsmasken aus China importiert. Unser Tochterunternehmen in den USA hat in Cape Canaveral die Treibstofftanks für die Space X Raketen transportiert. Für solche Projekte arbeiten wir entweder wie in den USA oder in Brasilien mit eigenen Fahrzeugen oder je nach Relation auch mit ausgesuchten und uns langjährig bekannten Subunternehmen. Damit differenzieren wir uns technisch von vielen Marktbegleitern. Durch unser eigenes Netzwerk für Speziallösungen mit ausgesuchten Partnern in den Zielländern, die wir seit vielen Jahren persönlich kennen, heben wir uns auch in Punkto Riskmanagement deutlich ab. Das macht es auch in Zeiten von COVID für uns einfacher, da anspruchsvolle Projektlogistik für unsere Kundschaft immer auch eine Vertrauensfrage ist.

Wirtschaftsforum: Die Branche bietet noch sehr viel Potenzial. Welche Strategie haben Sie für die nächsten Jahre?

Jan-Dirk Schuisdziara: Im Laufe der Jahre haben wir sehr viel Erfahrung gesammelt und enge Beziehungen zu unseren Kunden aufgebaut. Allein für Siemens haben wir über 100 Projekte realisiert, für ThyssenKrupp waren es um die 40. Auf Basis dieser Erfahrung verfolgen wir seit zwei Jahren einen weiteren Beratungsansatz und bemühen uns, unseren Kunden bereits bei der Anbahnung der Geschäfte entsprechend frühzeitig zu unterstützen. Wir können dank unseres Know-hows in Bezug auf die Länder und der örtlichen Infrastruktur mit helfen die Logistik sowie die Rahmenbedingungen zu optimieren, bevor sie vertraglich final festgezurrt werden.

Ein zusätzlicher Fokus ist die weitere Internationalisierung. Wir haben gerade eine Niederlassung in Abuja, Nigeria, eröffnet, da die westafrikanischen ECOWAS-Staaten sehr erfolgsversprechend sind aufgrund ihres hohen Bedarfs an Energie und Infrastruktur. Vietnam ist ebenfalls sehr interessant, da sich das Land sehr stark als Lieferland für Stahlbau entwickelt. In Nah- und Mittelost erwarten wir verstärkt Aufträge aus dem Irak. Darüber hinaus ist Saudi-Arabien durch neue Investitionen und den Umbau der Wirtschaft für uns sehr wichtig und wir sind dort bereits mit einer eigenen Niederlassung vertreten. Außerdem sind wir 2020 in Aserbaidschan gestartet. Brasilien ist ebenfalls ein besonderer Nischenmarkt, wo wir mit lokalem Heavy Haul & Rigging-Aktivitäten begonnen haben nun auch lokale Projekte zu akquirieren. Uns ist es wichtig, in den Zielmärkten präsent zu sein, um dann von den Investoren zu hören, wann die jeweiligen Kapitalinvestitionen geplant werden, damit wir frühzeitig mit ihnen sowie den EPC und den übrigen Zulieferern in Kontakt treten können.

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