„Unsere Software ist ziemlich freundlich!“

Interview mit Anna Riege, Head of People and Culture und Christian Riege, CTO und Managing Director der Riege Software International GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Riege, Herr Riege, die Coronapandemie hat insbesondere die Welt der Logistik kräftig durcheinandergewirbelt. Wie hat Ihr Unternehmen diese Zeit erlebt?

Anna Riege: Die großen Preisverwerfungen, die bisweilen am Markt zu beobachten waren, haben sich inzwischen wieder normalisiert. Dauerhaft verändert hat sich hingegen mit Sicherheit das Arbeitsumfeld – sowohl bei unseren Kunden als auch bei Riege. Anfang 2019, als ich zum Familienunternehmen hinzugestoßen bin, ist unser Büro in Meerbusch mit 70 Mitarbeitenden auf 1.500 m2 aus allen Nähten geplatzt. Inzwischen haben wir uns personell auf 100 Mitarbeitende vergrößert, unsere Büroflächen aber um etwa ein Drittel verkleinert, weil wir dank großzügiger Homeoffice-Lösungen schon lange nicht mehr für jeden Mitarbeiter einen physischen Arbeitsplatz vorhalten müssen und zudem deutschlandweit nach Talenten suchen können. Dieser Flexibilität mit Remote-Work-Optionen von 100% sind wir treu geblieben, obwohl viele andere Softwareunternehmen inzwischen ein wenig zurückrudern. Doch für uns ist das Büro zu einem Ort des kreativen Austausches geworden, wo keine ständige räumliche Präsenz mehr erforderlich ist.

Wirtschaftsforum: Inzwischen erstreckt sich Ihr Engagement auch auf den nordamerikanischen und asiatischen Markt. Welche Erfahrungen haben Sie dort gemacht?

Christian Riege: Da die wirtschaftlichen Aktivitäten in China – dem mit Abstand größten Player im asiatischen Raum – bis Anfang dieses Jahres noch ziemlich von permanenten Lockdowns geprägt waren, stehen wir hier noch weitgehend am Anfang. In Nordamerika haben wir jedoch mittlerweile eine Zentrale in Seattle mit einem eigenen Mitarbeiterstamm aufgebaut und können dort bereits schöne Wachstumsraten verbuchen. Während unsere Kunden aus Deutschland typischerweise über zwei bis drei Standorte an zentralen logistischen Knotenpunkten wie Frankfurt oder Hamburg verfügen, sind die amerikanischen Unternehmen, die sich für unsere Lösungen interessieren, oftmals kleinere Start-ups in entlegeneren Regionen wie Chattanooga, Tennessee, was für ihre Geschäftstätigkeit dank der guten Anbindung an das Eisenbahnnetz sowie die lokale Distribution mit Lkw jedoch keinen Standortnachteil bedeutet. Dank der gewachsenen digitalen Möglichkeiten benötigen wir dort auch keine klassischen Vertriebsaußendienstmitarbeiterinnen mehr, da sich in einem geografisch weitläufigen Markt wie den USA eine effektive Nutzung von digitalen Kommunikationswegen geradezu aufdrängt – ein Effekt, den wir mittlerweile auch in Europa spüren. So haben wir 2023 zum ersten Mal seit über zehn Jahren auf einen eigenen Stand bei der Transportlogistikmesse in München verzichtet.

Wirtschaftsforum: Und es nicht bereut?

Anna Riege: Stattdessen haben wir in ein cooles Event im Löwenbräukeller investiert, wo sich unsere Bestandskunden mit aktuellen Interessenten vernetzen konnten. Diese persönliche Ansprache, verbunden mit einem klaren Nutzengewinn durch angenehme Networking-Möglichkeiten, ist aus unserer Sicht viel zielführender – nicht nur, weil wir dadurch direkt vor Ort eine positive Word-of-Mouth-Propaganda erreichen können, sondern auch weil sich in den Gesprächen zwischen Branchenvertreterinnen mit ähnlichen Herausforderungen und Zielen interessante neue Ideen ergeben – ein Gedankengang, den wir auch in unsere Softwarelösung integrieren möchten.

Wirtschaftsforum: Wie genau soll das funktionieren?

Christian Riege: Ein zentrales Erfolgsgeheimnis unserer Lösung liegt in ihrer Einfachheit. Aufgrund ihres intuitiven Aufbaus kann sie von Speditionskaufleuten leicht und ohne tagelange Schulungsmaßnahmen bedient werden, wobei hinter dieser einfachen und angenehmen Anwendbarkeit auf unserer Seite natürlich harte Arbeit steckt: Denn was im Ergebnis einfach aussieht, ist oft besonders schwierig zu entwickeln. Während unsere Software heute die innerbetriebliche Abstimmung deutlich erleichtert, wollen wir diese Möglichkeiten auch auf die organisationsübergreifende Kommunikation übertragen, sodass ein Austausch über die isolierten Systeme der jeweiligen Unternehmen hinaus stattfinden kann. So können unsere Kunden ihre Logistikanforderungen noch stringenter, einfacher und freundlicher abwickeln – ganz im Sinne unseres Unternehmensmottos ‘Logistics with a Human Heartʼ.

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