Neue Wege in der psychiatrischen Rehabilitation
Interview mit MSc. Caroline Jaritz, Verwaltungsdirektorin und Dr. Claudia Draxler-Fürst, Ärztliche Leiterin der Privatklinik St. Radegund Betriebs GmbH
Wirtschaftsforum: Die Privatklinik ist Teil der Sanlas Holding. Können Sie uns kurz den Hintergrund schildern?
MSc. Caroline Jaritz: Die Sanlas Holding wurde vor über 50 Jahren von Primarius Professor Dr. Nebel gegründet, der bis heute als Eigentümer und aktive ärztliche Rückspracheperson wirkt. Begonnen hat alles mit einem Pflegeheim für psychisch belastete, chronisch erkrankte Menschen. Es folgten eine neurologische Reha und schließlich die Erweiterung um psychiatrische Einrichtungen. St. Radegund besteht mittlerweile seit rund 20 Jahren. Parallel wurden weitere Pflegeheime, Sanatorien und auch Hotels etabliert. Heute ist die Holding breit aufgestellt und in der psychiatrischen Rehabilitation marktführend.
Wirtschaftsforum: Frau Dr. Draxler-Fürst, warum wächst der Bedarf an psychiatrischer Rehabilitation so stark?
Dr. Claudia Draxler-Fürst: Wir beobachten mehrere Trends. Einerseits steigt der Druck im Arbeitsleben, wodurch viele Menschen eine Auszeit zur Stabilisierung benötigen, bevor sie wieder in den Beruf einsteigen. Andererseits sehen wir auch bei jungen Menschen wachsende Belastungen, die schon nach der Schule den Weg in die Ausbildung oder ins Berufsleben erschweren – sei es durch Aufmerksamkeitsdefizitsyndrome oder Autismusspek-trum-Störungen. Hinzu kommt der demografische Wandel: Immer mehr ältere Menschen benötigen Unterstützung, um selbstständig zu bleiben, Vereinsamung zu vermeiden und Lebensqualität zu erhalten.
Wirtschaftsforum: Welche Therapieangebote machen Sie Ihren Patienten konkret?
Dr. Claudia Draxler-Fürst: Wir bieten ein sehr individualisiertes Therapieprogramm. Nach einem ausführlichen Aufnahmegespräch erstellen wir einen Plan, der sich an den Bedürfnissen, der Persönlichkeit und dem Lebensstil des Patienten orientiert. Neben Psychotherapie als Kernstück bieten wir medizinische Facharztversorgung, Physiotherapie, Bewegungstherapie, Diätologie, Orthomolekularmedizin, Edukation und Vorträge. Alles evidenzbasiert und wissenschaftlich begleitet.
Wirtschaftsforum: Was ist der Vorteil einer privaten psychiatrischen Rehabilitationseinrichtung?
MSc. Caroline Jaritz: Unsere private Führung erlaubt uns schnelle Entscheidungsprozesse und die Entwicklung innovativer Therapiekonzepte. Zudem bieten wir sowohl private als auch öffentliche Rehabilitationsleistungen an. Wir decken das gesamte fachärztliche Spektrum ab und können so nahtlos Übergänge gestalten. Besonders in der sogenannten subakuten Behandlung, also der Betreuung nach einem akuten psychiatrischen Aufenthalt, bieten wir ein engeres therapeutisches Setting als viele öffentliche Einrichtungen.
Wirtschaftsforum: Gibt es auch digitale Angebote in Ihrer Klinik?
Dr. Claudia Draxler-Fürst: Wir entwickeln derzeit hybride Modelle, um beispielsweise Vorab-Checks oder Nachbetreuung digital anzubieten. Die Nutzung von Online-Therapiegesprächen wird ein Wachstumsfeld sein, auch wenn es aufgrund des Datenschutzes noch Hürden gibt. Unsere Therapeuten sind sehr engagiert, viele bieten bereits Podcasts oder YouTube-Formate an, um die Patienten auch nach dem stationären Aufenthalt zu begleiten.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist das Thema Prävention für Sie und wo sehen Sie die Klinik in den kommenden Jahren?
Dr. Claudia Draxler-Fürst: Sehr wichtig. Wir wollen Menschen erreichen, bevor sie krank werden. Leider gibt es in Österreich noch keine Standardangebote für Prävention in der Pflichtversicherung, weshalb wir vor allem den privaten Markt ansprechen. Hier gibt es eine große Nachfrage. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren, dass psychische Gesundheit aktiv gepflegt werden muss. Wir wollen Therapiekonzepte noch zielgruppenspezifischer gestalten, zum Beispiel für junge Menschen, die Unterstützung brauchen, um nicht in Erschöpfungssyndrome zu rutschen. Außerdem wollen wir die Prävention und das ambulante Setting weiter ausbauen und unsere Mitarbeiter noch gezielter weiterbilden.
Wirtschaftsforum: Was macht die Privatklinik St. Radegund für Sie persönlich besonders?
MSc. Caroline Jaritz: Die Kombination aus wunderschöner Lage, modernster Therapie und einem Team, das mit Herzblut arbeitet. Wir bieten Menschen mit psychischen Erkrankungen einen sicheren Raum, in dem sie nicht abgestempelt werden, sondern als Mensch gesehen und individuell begleitet werden.
Privatklinik St. Radegund Betriebs GmbH
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