Mit Tempo und Teamgeist zum Erfolg
Interview mit Dr. Stefano Guarise, Geschäftsführer der FÖRCH S.r.l.

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Guarise, wie hat sich FÖRCH Italien seit seiner Gründung entwickelt – und was war entscheidend für den heutigen Erfolg?
Dr. Stefano Guarise: Die italienische Tochtergesellschaft wurde 1991 in Bozen gegründet, ein Standort, der wegen der engen sprachlichen und kulturellen Verbindungen zur deutschen Muttergesellschaft ideal war. Anfangs blieb die Entwicklung jedoch begrenzt, da man sich auf Norditalien konzentrierte. Der Wendepunkt kam 2012 mit dem strategischen Entschluss, ganz Italien über einen flächendeckenden Außendienst zu bedienen. Damals lag der Umsatz bei rund sechs Millionen EUR – heute sind es über 35 Millionen. Auch personell wuchsen wir deutlich, von 27 auf 190 Außendienstmitarbeiter und von 14 auf 42 interne Kräfte. Das gelang, weil wir konsequent auf Ausbildung, Verantwortung und Zusammenhalt gesetzt haben. Viele unserer Mitarbeiter hatten bereits Erfahrung in der Wirtschaft, während andere ganz neu waren. Wir haben sie angelernt, sie aktiv einbezogen und heute sind sie ein fester Teil von Entwicklung und Erfolg des Betriebs.
Wirtschaftsforum: FÖRCH hat ein enormes Produktsortiment. Was sind Ihre Schwerpunkte?
Dr. Stefano Guarise: Wir bieten über 140.000 Artikel an, von Befestigungstechnik, chemischen Produkten und Werkzeugen bis hin zu persönlicher Schutzausrüs-tung. Unser Fokus liegt auf B2B: Wir beliefern Handwerksbetriebe, den Automobil- und Nutzfahrzeugsektor sowie die Industrie. Bestseller sind chemische Produkte, Werkzeuge und seit Kurzem auch Arbeitskleidung – dieser Bereich hat sich dank einer Neuausrichtung stark entwickelt.
Wirtschaftsforum: Wie funktioniert die Logistik hinter diesem großen Sortiment?
Dr. Stefano Guarise: Unser zentrales Lager befindet sich in Deutschland und versorgt täglich alle europäischen Märkte. Zusätzlich betreiben wir in Italien ein eigenes Lager für marktspezifische Artikel. Die Logistik ist komplex, denn beide Systeme müssen reibungslos ineinandergreifen. Aber genau das ist unsere Stärke: Wir liefern innerhalb von 24 bis 48 Stunden, schnell, zuverlässig und direkt. Unser Webshop ist ein wichtiger Baustein, allerdings ausschließlich für Unternehmen. Die Plattform ist modern, bietet intelligente Services und schnelle Bestellfunktionen. Dennoch generieren wir aktuell noch rund 98% unseres Umsatzes über den Außendienst. Wir arbeiten daran, den Onlinekanal und Telesales auszubauen, um unseren Vertrieb breiter aufzustellen.
Wirtschaftsforum: Wie stark ist FÖRCH international orientiert?
Dr. Stefano Guarise: Sehr stark. Die Förch-Gruppe ist in 23 europäischen Ländern mit eigenen Gesellschaften präsent. Außerhalb Europas arbeiten wir mit Handelspartnern, etwa in Australien, Südafrika, Tunesien, Thailand und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Unser Fokus liegt aber klar auf Europa. In Italien sind wir ausschließlich auf den heimischen Markt ausgerichtet. Hier sehen wir noch enormes Potenzial, insbesondere im Handwerk.
Wirtschaftsforum: Wie haben Sie Krisen wie Corona oder die Energiekrise gemeistert – und was sind heute die größten Herausforderungen?
Dr. Stefano Guarise: Covid war für uns eine organisatorische und logistische Bewährungsprobe, insbesondere bei der Beschaffung von Schutzausrüstung. Dennoch konnten wir durchgehend operieren und sogar wachsen. Auch die Energiekrise brachte Herausforderungen. Dank effizienter Prozesse konnten wir dennoch unsere Marge sichern. Heute besteht die größte Herausforderung im Tempo des Marktes: Nicht der Größte gewinnt, sondern der Schnellste. Deshalb investieren wir gezielt in Technologie, auch in KI – nicht um Menschen zu ersetzen, sondern um sie zu entlasten. Automatisierung schafft Freiräume für strategisches Arbeiten. Gleichzeitig ist der Fachkräftemangel ein Thema, gerade hier in Bozen mit sehr niedriger Arbeitslosigkeit. Wir reagieren darauf, indem wir stark auf interne Ausbildung setzen – mit langfristigem Erfolg: Unsere Mitarbeiter bleiben, weil sie sich entwickeln können.
Wirtschaftsforum: Das klingt nach einem stabilen Fundament für weiteres Wachstum?
Dr. Stefano Guarise: Absolut. Wir haben ambitionierte Ziele: In zehn Jahren wollen wir den Umsatz auf 80 Millionen EUR steigern. Dazu bauen wir gerade unsere neue Zentrale mit voll automatisiertem Lager, Büroflächen und Verkaufsstelle, ein Großprojekt mit 36.000 m3 Volumen, das im September 2026 fertiggestellt werden soll. Ein großer Schritt für unser Unternehmen, aber auch ein Symbol: Wir bleiben nicht stehen. Wir wollen weiter wachsen, solide, nachhaltig und gemeinsam mit unserem Team.
Wirtschaftsforum: Und was treibt Sie persönlich an?
Dr. Stefano Guarise: Die Lust auf Entwicklung. Ich bin kein Unternehmer, aber ich denke und handle wie einer – mit Verantwortung, Vision und Leidenschaft. Mich motiviert es, gemeinsam mit dem Team etwas zu gestalten, das bleibt. Wenn aus Ideen Realität wird, wie jetzt mit unserer neuen Zentrale, ist das ein starker Antrieb. Und das Wichtigste: Ich bin nicht allein, ich habe ein engagiertes Team. Die Motivation, die Kundennähe, das Miteinander – genau das macht den Unterschied.
FÖRCH S.r.l.
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