Attraktives Produkt, attraktiver Standort

Interview mit Margret Gleiniger, CEO der KSG Group

Wirtschaftsforum: Frau Gleiniger, die KSG hat sich als Leiterplattenhersteller in unterschiedlichsten Branchen einen Namen gemacht. Können Sie kurz das Portfolio umschreiben?

Margret Gleiniger: Wir bieten eine Vielzahl an Leiterplattentechnologien, darunter HDI-SBU-Leiterplatten, Multilayer, Hochfrequenz, Dickkupfer, semiflexible und starrflexible Leiterplatten. Mit den Produkten agieren wir am Puls der Zeit; Stichwort Elektromobilität oder autonomes Fahren.

Wirtschaftsforum: An den zwei Standorten Gornsdorf und Gars in Österreich sind 1.000 Mitarbeiter tätig; damit ist die KSG einer der größten Arbeitgeber im Erzgebirge. Wie haben sich die vergangenen drei Jahre mit der Coronapandemie und dem Krieg in der Ukraine ausgewirkt?

Margret Gleiniger: Im Gegensatz zu vielen anderen sind wir gut durch die Pandemie gekommen. Am Anfang der Pandemie kamen verstärkt Sonderaufträge für Leiterplatten ins Haus, die in Beatmungsgeräten eingesetzt werden. Mit der schnellen Lieferung leistete KSG einen Beitrag zur Versorgung von Intensivpatienten. Herausforderungen hatten unsere Kunden. Weil sie durch den Chip- beziehungsweise Halbleitermangel betroffen waren, erfuhren wir auch eine erhöhte Nachfrage. Wir konnten damit den Umsatz steigern, hatten einen hohen Auftragsbestand, aber auch lange Lieferzeiten. Was den Krieg betrifft, spüren wir vor allem die Folgen einer beschleunigten Energiewende wie steigende Kosten und Ängste um Verfügbarkeiten. Unsere Chemielieferanten haben die Kosten signifikant erhöht, zum Teil fielen Lieferanten gänzlich aus. Chemikalienengpässe können ein ernsthaftes Problem darstellen. Auch wenn sich die Situation aktuell ein wenig entspannt, beobachten wir sehr genau, wie die Chemieindustrie mittelfristig die Weichen für Europa stellt. Auch für uns als Hersteller sind hohe Kosten eine Herausforderung und wir müssen lernen, damit umzugehen.

Wirtschaftsforum: Sie bekennen sich dagegen klar zum Standort Europa. Warum?

Margret Gleiniger: Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem europäischen Ansatz mit klarem Fokus auf zuverlässigen, kompetenten Service auch in den nächsten Jahren gut aufgestellt sind. Bei den großen Playern hat inzwischen ein Umdenken eingesetzt, nachdem die Abhängigkeit von China zu Problemen geführt hat. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, haben wir ein umfassendes Programm entwickelt.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit insgesamt im Unternehmen?

Margret Gleiniger: Wir werden verschiedene Maßnahmen ergreifen, um unabhängig von Gas zu werden. Das bedeutet, dass wir in alternative Verfahren einsteigen werden, zum Beispiel Prozessabwärme effizient nutzen und verschiedene Prozesse im Haus optimieren. Klares Ziel ist, kein Gas zum Heizen nutzen zu müssen. Im Moment wird in der Produktion eine biologische Abluftreinigungsanlage aufgebaut, die in Kürze in Betrieb genommen werden soll. Wir bereiten verschiedene Projekte vor, auch mit externer Unterstützung.

Wirtschaftsforum: Ein weiteres großes Thema ist die Digitalisierung. Wie geht die KSG damit um?

Margret Gleiniger: Die Digitalisierung hat auf unterschiedlichste Bereiche Einfluss. Der demographische Wandel stellt uns zum Beispiel vor die Herausforderung, mit weniger Arbeitskräften die gleiche Leistung zu bringen und zu wachsen. Auch bei Kunden ist der Mangel an Arbeitskräften ein Problem; vor allem im Bereich PCB-Entwicklung. Während Applikationen und damit Leiterplatten komplexer werden, gehören schwierige Bauteilverfügbarkeit und Nachwuchsmangel zu den täglichen Herausforderungen von Entwicklern. Wir unterstützen unsere Kunden, den Entwicklungsprozess einfacher zu machen.Dank innovativer Technologien wie KI werden Prozesse bei Projekten sicherer und Fehler reduziert; man kann zuverlässigere Prognosen stellen und sich rechtzeitig auf Veränderungen einstellen.

Wirtschaftsforum: Damit sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung dominierende Themen der Zukunft. Gibt es konkrete Vorhaben?

Margret Gleiniger: Ja, Mithilfe von Investitionen in Höhe von fünf bis sieben Millionen EUR wollen wir den CO2-Ausstoß in den nächsten Jahren um 40% reduzieren. In Sachen Digitalisierung arbeiten wir an einer Mitarbeiter-App, führen momentan ein neues ERP-System ein und entwickeln ein digitales Tool zur Unterstützung bei der Elektronikentwicklung. Unser Vorteil war immer, dass wir mit attraktivem Service und Technologie ein breites Kundenspektrum überzeugen konnten und als Familienunternehmen von kurzen Wegen und einer großen Flexibilität profitieren. Das wird auch in Zukunft die solide Basis der KSG sein.

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