Der Krise trotzen

Interview mit Thomas Ripperda und Werner Oberneyer, Geschäftsführer der Pro Ausbau GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Ripperda, wie lässt sich das Portfolio der Pro Ausbau auf den Punkt bringen?

Thomas Ripperda: Wir sind ein Trockenbauunternehmen mit Schwerpunkt Innenausbau, Malerarbeiten, Bodenbelagsarbeiten und Türen. Auf Wunsch bieten wir auch andere Arbeiten an, sodass Kunden nur einen Ansprechpartner haben.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich dieses Angebot im Laufe der Zeit entwickelt?

Thomas Ripperda: Pro Ausbau wurde Anfang 2014 gegründet und entstand aus der Insolvenz einer anderen Firma. Gestartet haben wir mit etwa 24 Mitarbeitern, zwischenzeitlich wurde der Mitarbeiterstamm auf 37 aufgestockt; heute sind wir wieder bei 26 Monteuren. Der Rückgang ist vor allem dem eklatanten Fachkräftemangel geschuldet, den wir als große Herausforderung ansehen. Zum Teil arbeiten wir mit Nachunternehmen zusammen, allerdings ist es schwer, Unternehmen mit einem ähnlich hohen Qualitätsstandard zu finden.

Wirtschaftsforum: Wie erleben Sie den Fachkräftemangel, der gerade am Bau für Probleme sorgt?

Thomas Ripperda: Eine Herausforderung ist die Preisgestaltung am Markt. Wir würden gerne einen besseren Stundenlohn zahlen, allerdings gibt das der Markt nicht her. Problematisch sind unter anderem Nachunternehmer, die oft unter dem Preis arbeiten. Vor diesem Hintergrund wären einheitliche Regularien für alle wünschenswert. Hinzu kommt, dass die Arbeitsmoral und die Erwartungshaltungen im Vergleich zu früheren Zeiten anders sind; zudem möchten viele junge Leute studieren, statt ein Handwerk zu erlernen. Man muss deshalb neue Wege gehen, für die wir durchaus offen sind. Wir haben beispielsweise positive Erfahrungen mit in unserem Betrieb beschäftigten osteuropäischen Mitarbeitern gemacht, die handwerklich sehr begabt und auch sehr motiviert sind. Hier liegen die größten Schwierigkeiten in der Sprachbarriere.

Wirtschaftsforum: Was macht Pro Ausbau als Arbeitgeber attraktiv?

Thomas Ripperda: Wir sind sehr familiär aufgestellt, setzen auf flache Hierarchien und schaffen die Voraussetzungen dafür, dass sich Mitarbeiter selbst verwirklichen können.

Wirtschaftsforum: Und was sind Pluspunkte für die Kunden?

Thomas Ripperda: Wir sind bodenständig und stehen zu unserem Wort, was heute nicht selbstverständlich ist. Wenn wir sagen, wir kommen, kommen wir auch. Das schätzen Kunden genauso wie unsere fachliche Kompetenz. Sie wissen, dass sie es mit einer Firma zu tun haben, in der die Mitarbeiter mitdenken und wissen, was sie tun.

Werner Oberneyer: Ein Vorteil ist auch, dass wir bestimmte Leistungen im Paket anbieten können. Malerarbeiten, Trockenbau und Bodenbeläge bilden das Kerngeschäft; fragen Kunden nach Elektro- oder Fliesenlegerarbeiten, können wir dank unseres Netzwerkes aushelfen, was die Abwicklung eines Bauvorhabens deutlich vereinfacht.

Thomas Ripperda: Wir bringen Flexibilität und Qualität auf die Baustellen. Natürlich machen auch wir Fehler, aber wir sorgen dafür, diese unbürokratisch und ohne lange Diskussionen zu beheben.

Wirtschaftsforum: Wer genau zählt zu den Kunden?

Thomas Ripperda: Sowohl die öffentliche Hand als auch Privatkunden; wir haben für Arztpraxen gearbeitet, für Edeljuweliere, Kindergärten, Krankenhäuser, Wohn- und Geschäftshäuser. Diese breite Aufstellung soll auch künftig beibehalten werden. Wir haben einen großen Filialisten als Stammkunden, der durch Corona sein bestehendes Filialgeschäft, so wie alle anderen auch, aussetzen musste, was sich zwangsläufig auf unser Geschäft auswirkte. Diese fehlenden Aufträge mussten wir auffangen. Sich auf einen Kunden zu spezialisieren, kann risikoreich sein. Nichtsdestotrotz ist dieser Schlüsselkunde verantwortlich für einen Großteil der Aufträge; ihn zufriedenzustellen, ist auch heute noch essenziell. Aber wir müssen offen sein und anderen Kunden die gleiche Qualität bieten.

Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie vor dem Hintergrund der Baukrise und des Fachkräftemangels Zukunftsaussichten?

Thomas Ripperda: Dank unseres Kundenstamms haben wir eine relativ gute Auftragslage. Dennoch geht es auch bei uns darum, nach der Coronazeit einen Weg zu finden, um wieder in die Profitabilität zu kommen. Hilfreich ist, dass wir nicht von Neubauten abhängig sind; Bauen im Bestand macht einen großen Teil unserer Arbeit aus. Insgesamt bleiben wir vorsichtig optimistisch und planen ein leichtes Wachstum in den nächsten Jahren – vorausgesetzt, wir finden die entsprechenden Mitarbeiter. Die bisherige positive Entwicklung in diesem Jahr hatten wir so nicht erwartet. Die Prognosen für nächstes Jahr sind eher schlecht und es wird sich zeigen, ob wir in diesem schwierigen Marktumfeld weiter erfolgreich sein werden.

Pro Ausbau GmbH
Baumschulenweg 15
49716 Meppen
Deutschland
+49 5931 998930
info(at)proausbau.de
www.proausbau.de

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Lebende Oberflächen. Wie Fahrzeuge ihre Identität verändern könnten

Lebende Oberflächen. Wie Fahrzeuge ihre Identität verändern könnten

Adaptive Skin Material eröffnet eine neue Ära der Mobilität. Fahrzeugoberflächen werden zu lebendigen Systemen, die Farben wahrnehmen, auf Umgebungsreize reagieren und ihre visuelle Identität in Echtzeit formen. Fortschritte in Nanomaterialien,…

Effizienz neu definiert: Der strategische Einsatz digitaler Werkzeuge zur Prozessoptimierung

Effizienz neu definiert: Der strategische Einsatz digitaler Werkzeuge zur Prozessoptimierung

In einer globalisierten Wirtschaft, die von Volatilität, rasantem technologischem Wandel und einem stetig steigenden Wettbewerbsdruck geprägt ist, ist die Fähigkeit zur Anpassung und kontinuierlichen Verbesserung kein Luxus mehr, sondern eine…

Veeam Backup & Replication self Managed mit Windows wie bisher oder als Virtual Software Appliance mit Linux

Veeam Backup & Replication self Managed mit Windows wie bisher oder als Virtual Software Appliance mit Linux

Was passt zu Ihrer Backup-Umgebung? Da auch viele unserer Kunden in Mittelstand und Enterprise-Umfeld mit Veeam sichern, haben wir uns die neue Version v13 genauer angesehen. Hier erfahren Sie, welche…

Aktuellste Interviews

Mit starken Marken in die Zukunft gehen

Interview mit Frank Heller, Geschäftsführer und Eigentümer der BurnusCare GmbH

Mit starken Marken in die Zukunft gehen

Es ist schon ein großer Schritt, aus der Hotellerie in die Branche der Körperpflegemittel und Kosmetik als selbstständiger Unternehmer zu wechseln. Frank Heller ist diesen Schritt gegangen und hat die…

Ein Motor ist nur so gut wie seine Bauteile

Interview mit Oliver Schöttle, Geschäftsführer der SM Motorenteile GmbH

Ein Motor ist nur so gut wie seine Bauteile

Seit über 40 Jahren steht die SM Motorenteile GmbH aus dem Großraum Stuttgart nicht nur für technische Exzellenz, sondern auch für starke persönliche Werte in ihren gewachsenen Geschäftsbeziehungen entlang der…

Die deutsche Antwort auf US Tech

Interview mit Sebastian Schwarz, Geschäftsführer der //CRASH Unternehmensgruppe

Die deutsche Antwort auf US Tech

Was 1999 mit Endanwender Software begann, ist heute eine diversifizierte IT-Unternehmensgruppe mit 160 Mitarbeitenden und drei starken Geschäftsfeldern. Sebastian Schwarz, einer der drei Geschäftsführer der //CRASH Unternehmensgruppe in Rastede, spricht…

TOP