Den Draht zu Kunden und Märkten

Interview mit Jens Gutsche, Geschäftsführer der WAFIOS Umformtechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Gutsche, WAFIOS ist Inbegriff für Maschinen für die drahtverarbeitende Befestigungsindustrie und hat sich insbesondere mit innovativen Doppeldruckpressen einen Namen gemacht. Wie ist es dazu gekommen?

Jens Gutsche: Das Unternehmen wurde 1920 von den Gebrüdern Hilgeland gegründet und konzentriert sich seitdem auf die Drahtverarbeitung und Herstellung von Befestigungselementen. In den 1950er- und 1960er-Jahren ist es stark gewachsen, die 1970er- und 1980er-Jahre standen mit Niederlassungen in der Schweiz, Brasilien und Singapur im Zeichen einer erfolgreichen Globalisierung. Inhaltlich wurde der Fokus stärker auf die Weiterverarbeitung beziehungsweise Veredelung von Befestigungselementen gelegt; das heißt, man stellte nicht nur Rohlinge, sondern auch Schrauben, Nieten und Ähnliches her. Heute sind wir mit Vertriebsnetzen weltweit auf vielversprechenden Märkten gut aufgestellt. Durch den Anschluss an die WAFIOS AG 1996 profitieren wir zudem von der Möglichkeit, weitere Vertriebs- und Servicenetze zu nutzen und erhielten Zugang zu neuen Märkten.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Unternehmensstruktur nach dieser Entwicklung aus?

Jens Gutsche: Wir sind eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der WAFIOS AG in Reutlingen. Mit der EWMenn in Hilchenbach gibt es eine wichtige Schwestergesellschaft, die Gewindewalzmaschinen herstellt; Maschinen, die wir früher selbst montiert haben. Aus einem ehemaligen Wettbewerber wurde so ein Partnerunternehmen. Wuppertal ist unser einziger Fertigungsstandort; hier sind rund 100 Mitarbeiter tätig, der Jahresumsatz liegt bei circa 20 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich das Portfolio umschreiben?

Jens Gutsche: Mit den Bereichen Neumaschinen, Service und Gewindewalzbacken-Fertigung setzen wir auf drei Standbeine. Bei den Neumaschinen bildet der Doppeldruckbereich mit einem Anteil von circa 50% einen Schwerpunkt. Besonders stark sind wir in den Durchmesserbereichen bis 7 mm, haben aber auch Maschinenkonzepte bis zur 6-Stufen-Presse zur Verarbeitung von Drahtdurchmessern bis 12 mm mit einer maximal Maschinen-Umformkraft von 800 kN. Neben den Doppeldruckmaschinen und Mehrstufenpressen bieten wir Nagelmaschinen, Nachbearbeitungsmaschinen wie Mutterngewindeschneidautomaten, Kuppmaschinen und weitere Sondermaschinen an. Sehr stark gewachsen ist das Servicegeschäft, vor allem im Bereich Retrofit. Hier übernehmen wir die Teil- oder auch Generalüberholung von Maschinen und statten diese mit Innovationen aus, sodass zum Beispiel dieherkömmliche Mechanik durch zeitgemäße Schrittmotoren ersetzt wird. Haben Maschinen weniger Teile, sind sie weniger störanfällig, zudem reduziert sich die Lagerhaltung. Mit dem Retrofit leisten wir einen großen Beitrag zum wichtigen Thema Nachhaltigkeit.

Wirtschaftsforum: An wen wendet sich WAFIOS mit diesen Produkten und Leistungen?

Jens Gutsche: Wir liefern an Markenhersteller und Auftragsfertiger für verschiedenste Industrien; klassische Segmente sind die Automobilzuliefer-, Bauindustrie, der Bereich Weiße Ware, Möbelindustrie, die Elektroindustrie, die Luft- und Raumfahrtindustrie und vielleicht auch bald in die Medizintechnik. Auf unseren modernen Kalt- beziehungsweise Warmumformern können hochpräzise Befestigungselemente aus Draht in unterschiedlichen Metallen und Legierungen hergestellt werden. Auch werden oft für anspruchsvolle Anwendungen Edelstahlmaterialien verwendet. Einige Legierungen lassen sich erst durch Vorwärmung des Drahtes in beziehungsweise direkt vor der Maschine, umformen. Außerdem erhöht sich bei der Vorwärmung von Legierungen die Werkzeugstandzeit in vielen Fällen beträchtlich. Es ist ein Markt mit großem Potenzial.

Wirtschaftsforum: Was sind neben den innovativen Maschinen weitere Erfolgsgründe und was Ziele von morgen?

Jens Gutsche: Ein Faktor ist die Tradition des Unternehmens und das damit verbundene Know-how, das über Jahrzehnte gewachsen ist. Unsere Mitarbeiter sind Know-how-Träger. Hinzu kommen schnelle Reaktionsfähigkeit und flache Hierarchien. Wir leben den Teamgedanken, Mitarbeiter werden in Entscheidungen einbezogen, machen Verbesserungsvorschläge und gestalten aktiv mit. Deshalb legen wir großen Wert auf Ausbildung. Momentan beschäftigen wir vier Auszubildende, die wir in der Regel übernehmen; zudem arbeiten wir mit der Bergischen Universität Wuppertal zusammen und bieten im Wintersemester Vorlesungen im Bereich Sondermaschinenbau an. Auf Kompetenzen aufzubauen, sie weiterzuentwickeln, um Innovationen voranzubringen, ist uns sehr wichtig. Deshalb ist auch der intensive Austausch mit Kunden zentral, aus dem wir entsprechende Schlüsse ziehen können. Erst wenn der Kunde zufrieden ist, können wir es sein. Zufriedene Kunden sind oberstes Ziel. Darüber hinaus wollen wir in weiteren Zukunftsbranchen Fuß fassen, uns noch innovativer aufstellen und die Digitalisierung in allen Bereichen voranbringen. Themen wie predictive maintenance, Datentransparenz und mannlose Maschinen gewinnen vor diesem Hintergrund an Bedeutung.

WAFIOS Umformtechnik GmbH
Im Rehsiepen 35
42369 Wuppertal
Deutschland
+49 202 46680
+49 202 4668225
sales(at)wafios-umformtechnik.de
www.wafios-umformtechnik.de

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Einfach intelligenter: Neoss

Interview mit Sandra von Schmudde, Managing Director der Neoss GmbH

Einfach intelligenter: Neoss

Sandra von Schmudde stellt die Weichen für die Zukunft von Neoss Deutschland. Mit dem Fokus auf ‘Intelligent Simplicity’ und nur einer prothetischen Plattform positioniert sich das Unternehmen selbstbewusst als innovative…

Warum klassische Maklertätigkeit im Immobilienbereich heute zu wenig bietet

Warum klassische Maklertätigkeit im Immobilienbereich heute zu wenig bietet

Rüdrich Immobilien zeigt mit Frank Rüdrich, warum Verantwortung heute den Maklerberuf prägt.…

Altersarmut: Warum sich die Generation Z ängstigen sollte – und doch so viel ändern kann

Altersarmut: Warum sich die Generation Z ängstigen sollte – und doch so viel ändern kann

Das Thema „Zukunft der Rente“ spielt in der politischen Debatte eine immer größere Rolle. Wie man das Blatt auch wendet: Die Rente mag zwar sicher sein, nicht aber deren Höhe.…

Aktuellste Interviews

Zukunft aus Holz bauen

Interview mit Georg Nef, Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG

Zukunft aus Holz bauen

Holz ist einer der ältesten Baustoffe – und aktueller denn je. Als nachwachsender Rohstoff verbindet er Nachhaltigkeit mit moderner Technik und präziser Vorfertigung. Ob historische Sanierung oder mehrgeschossiger Wohnungsbau: Holzbau…

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Interview mit Dr. Matthias Henyk, Geschäftsführer der Opelka GmbH

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Die Opelka GmbH mit Sitz in Remseck am Neckar ist Spezialist für Maschinen zur Herstellung von Siedegebäck wie Berliner oder Donuts. Seit Anfang 2024 wird das Unternehmen von Dr. Matthias…

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Interview mit André Schulze Forsthövel, geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Brandschutz ist mehr als nur Technik - er ist Sicherheit, Verantwortung und Vertrauen. Genau dafür steht die Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH, die seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner in der Region…

TOP