Automatisierung im Holzbau
Interview mit Teus Jan de Jong, Geschäftsführer der Bos Machines B.V.
Wirtschaftsforum: Herr de Jong, seit wann sind Sie im Unternehmen und wie verlief Ihr Weg an die Spitze von Bos Machines?
Teus Jan de Jong: Ich habe Betriebswirtschaft studiert und mich schon immer für Prozesse, Menschen und Innovation interessiert. Zunächst war ich ein Jahr lang als Finanzdirektor einen Tag pro Woche für Bos tätig. Seit dem 1. Januar dieses Jahres bin ich Geschäftsführer.
Wirtschaftsforum: Die Geschichte von Bos Machines reicht bis 1985 zurück. Welche Meilensteine haben das Unternehmen geprägt?
Teus Jan de Jong: Gegründet wurde das Unternehmen vor 40 Jahren von Maarten Bos – ursprünglich als Wiederverkäufer von Maschinen. Später folgte eine Kooperation mit dem italienischen Hersteller Columbo. Als dieser 2016 aus Alters- und persönlichen Gründen aufhörte, standen wir vor der Frage, wie es weitergeht. Gemeinsam mit unserem Investor Anders Invest haben wir die Konstruktionspläne übernommen und sind selbst zum Hersteller geworden. Seitdem sind wir stark gewachsen und heute Marktführer in den Niederlanden.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Übernahme von HM Holzbearbeitungsmaschinen in Ihrer Entwicklung?
Teus Jan de Jong: Das war ein wichtiger Schritt im vergangenen Jahr. HM ist auf Maschinen für die Holzrahmen- und Fertighausproduktion spezialisiert – ein Markt, der aufgrund des weltweiten Wohnraummangels stark wächst. Zusammen beschäftigen Bos und HM heute rund 100 Mitarbeitende und erzielen gemeinsam einen Umsatz von 35 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Welche Lösungen bieten Sie Ihren Kunden konkret an?
Teus Jan de Jong: Unser Anspruch ist es, die Produktivität unserer Kunden zu steigern. Neben hochwertigen Maschinen setzen wir stark auf eigene Software, damit die Anlagen optimal genutzt werden können. Wir liefern sowohl einzelne Maschinen – etwa Säge-, Fräs- oder Pressanlagen – als auch komplette Produktionslinien. Mit unserer Plattformarchitektur können wir modular auf die Bedürfnisse kleiner Zimmereien mit fünf Mitarbeitenden ebenso eingehen wie auf große Betriebe mit komplexer Fertigung. Serviceverträge und präventive Wartung runden unser Angebot ab.
Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden – und wie sieht Ihr Markt geografisch aus?
Teus Jan de Jong: Unsere Kunden reichen von Handwerksbetrieben bis zu Industrien – und genau diese Vielfalt ist unsere Stärke. Mit HM sind wir inzwischen auch international aktiv, etwa in Kanada, Frankreich, Belgien, Skandinavien, Polen und Großbritannien. Seit der Ligna in Hannover intensivieren wir zudem den Eintritt in den deutschen Markt und bauen gezielt Partnernetzwerke auf.
Wirtschaftsforum: Digitalisierung ist ein zentrales Thema in der Industrie. Welche Entwicklungen verfolgen Sie?
Teus Jan de Jong: Wir können unsere Maschinen bereits heute remote überwachen. Unser Ziel ist Predictive Maintenance – also Wartung auf Basis von Daten, bevor es zu Ausfällen kommt. Parallel arbeiten wir intern an Effizienzsteigerungen, etwa mit einem Pilotprojekt für einen KI-Agenten, der Servicedaten und Handbücher für unsere Mitarbeitenden bündelt. So verkürzen wir Reaktionszeiten und können wachsen, ohne personell stark aufzustocken.
Wirtschaftsforum: Nachhaltigkeit ist in der Bauwirtschaft zunehmend gefragt. Wie positionieren Sie sich hier?
Teus Jan de Jong: Holzbau ist von Natur aus nachhaltig und wird auch politisch gefördert. Wir achten zusätzlich auf langlebige, qualitativ hochwertige Komponenten. Unsere Maschinen sind so robust, dass sie sich oft noch als Gebrauchtanlagen sehr gut weiterverkaufen lassen. Wir arbeiten, wo immer möglich, mit regionalen Zulieferern. Auch Photovoltaik und andere interne Maßnahmen gehören dazu.
Wirtschaftsforum: Was sind die Erfolgsfaktoren von Bos Machines – und was treibt Sie persönlich in Ihrer Arbeit an?
Teus Jan de Jong: Entscheidend ist unsere persönliche, partnerschaftliche Herangehensweise. Kunden kennen bei uns nicht nur die Maschinen, sondern auch die Menschen dahinter. Flache Hierarchien, kurze Wege und ein ausgeprägter Teamgeist prägen unsere Kultur. Wir wollen bewusst nicht unbegrenzt wachsen, sondern mit unserer jetzigen Größe langfristig erfolgreich bleiben. Dabei glaube ich an überschaubare Einheiten von rund 50 Mitarbeitenden, um die familiäre Kultur zu bewahren. Unsere Leitlinien lassen sich mit „Precision, Partnership, Progress“ umschreiben – präzises Handwerk, partnerschaftliche Zusammenarbeit und stetige Weiterentwicklung. Persönlich motiviert es mich, mit Menschen zusammenzuarbeiten und gemeinsam Fortschritte zu erzielen. Besonders bestärkend ist es, wenn Kunden ihre Zufriedenheit offen teilen – oft sogar von sich aus in sozialen Medien. Das ist die beste Bestätigung für unsere Arbeit.
Bos Machines B.V.
Mijlweg 5
4131 PJ Vianen
Niederlande
+31 347 377000
info(at)bosmachines.nl
www.bosmachines.nl





