Lebenswerte Außenbereiche, heute und in der Zukunft
Interview mit Chris de Groot, Managing Director der Velopa B. V.

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Wirtschaftsforum: Herr de Groot, seit über 60 Jahren engagiert sich die Velopa B.V. für lebenswerte Außenbereiche. Wie sorgt Ihr Unternehmen dafür, dass Außenanlagen zu lebendigen Orten der Begegnung werden?
Chris de Groot: Unser Unternehmen ging in den 1960er-Jahren mit der Entwicklung und dem Vertrieb von Fahrradabstellsystemen für den Außenbereich an den Start. Sukzessive zogen wir in den folgenden Jahrzehnten konzentrische Kreise um diese grundlegende Vision, primär in Form von weiteren Elementen für das Fahrrad als einfaches urbanes Transportmittel. So entwickelten wir auch Fahrradunterstände, Absperrpoller für den Straßenverkehr und später auch weitere Produkte und Lösungen, die öffentliche Plätze angenehm und lebenswert machen, insbesondere Parkbänke, Blumenkästen für den öffentlichen Raum und in geringerem Umfang auch Umzäunungen für Außensportanlagen.
Wirtschaftsforum: In den Niederlanden, Ihrem Heimatmarkt, kommt dem Fahrrad traditionell eine große Bedeutung zu.
Chris de Groot: Das stimmt – doch auch diese Entwicklung war nicht immer unumstritten. Viele Fortschritte auf dem Weg zu fahrradfreundlichen Großstädten mussten hart erkämpft werden und verlangten den Befürwortern einiges an Überzeugungskraft ab. Heute genießt der Umstand, dass weite Teile der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur auf das Fahrrad ausgerichtet sind, jedoch breite Zustimmung, und so gut wie niemand möchte es mehr anders haben. Dies setzt aber voraus, dass das Fahrrad im öffentlichen Raum auch genügend Platz erhält: und zwar nicht nur im Verkehr, sondern auch in Form von Abstellgelegenheiten. Damit die Kommunen dem immer weiter wachsenden Platzbedarf für Fahrräder gerecht werden können, haben wir unsere doppelstöckigen Fahrradabstellsysteme auf den Markt gebracht, bei denen noch mehr Fahrräder auf noch kleinerem Raum gelagert werden können.
Wirtschaftsforum: Gleichzeitig verfolgt Ihr Unternehmen eine klare Vision für die Smart City der Zukunft.
Chris de Groot: Die Velopa B.V. ist mittlerweile Teil der Unternehmensgruppe CROWD: Die Abkürzung steht für ‘Creators of the Outside World’ und ist für unser Selbstverständnis Programm. Gemeinsam entwickeln wir Konzepte für die Städte von morgen und können schon heute zahlreiche Ansätze umsetzen, die klar den Weg in die Zukunft weisen. Einer unserer wichtigsten Partner ist beispielsweise die niederländische Eisenbahngesellschaft, für die wir sämtliche Fahrradabstellsysteme an allen Bahnhöfen im ganzen Land liefern. Im Rahmen eines digitalen Add-on zu unserem physischen Produkt können wir unserem Partner einen umfassenden Überblick über die aktuelle Belegungssituation der Fahrradunterstände bieten und ihn beispielsweise automatisiert darüber informieren, wenn dort ein Fahrrad schon seit einer ungewöhnlich langen Zeit abgestellt wird. Gleichzeitig bieten wir als CROWD-Gruppe eine Beschilderungs- beziehungsweise Softwarelösung an, damit Radfahrer in der ganzen Stadt leicht den nächsten Abstellplatz finden können und schon auf den ersten Blick darüber informiert werden, wie viele freie Plätze dort noch zur Verfügung stehen.
Wirtschaftsforum: Die Stadt der Zukunft wird auch im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit besonders hohen Ansprüchen gerecht werden müssen.
Chris de Groot: Der Kern unserer Unternehmenstätigkeit liegt seit jeher in der Entwicklung von Lösungen, durch die das Fahrrad eine möglichst zentrale Rolle im allgemeinen Straßenverkehr spielen kann: Das Thema Nachhaltigkeit ist somit seit unserer Gründung ein essentieller Teil unserer DNA. Gleichzeitig treibt uns als Unternehmen der Anspruch an, auch unsere eigene Supply Chain so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Mit unserer Circsit Bench haben wir beispielsweise vor kurzem eine Parkbank auf den Markt gebracht, die bis auf die stählerne Rahmenkonstruktion gänzlich aus natürlichen Ressourcen hergestellt wird und so als Teil einer vollkommenen Kreislaufwirtschaft fungieren kann, wobei im Falle von Beschädigungen auch modulare Reparaturen vorgenommen werden können. Erste Kommunen haben das Produkt bereits bestellt und wir freuen uns darauf, das Erscheinungsbild vieler Außenanlagen damit schmücken zu dürfen. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels bleibt unsere primäre Mission jedoch die fahrradfreundliche Stadt: eine Vision, die mittlerweile auch weit über die Niederlande hinaus Anklang findet.