Finanzwelt erklärt: Munger, Templeton, Kostolany: Sprüche zur Börse zwischen den Parkettzeilen gelesen

Teil 18: Munger, Templeton, Kostolany: Sprüche zur Börse zwischen den Parkettzeilen gelesen
Wirtschaftsforum: Du machst kein Geld, wenn du Aktien kaufst. Du machst kein Geld, wenn du Aktien verkaufst. Du verdienst Geld, wenn du abwartest. – Charlie Munger
Benjamin Mudlack:Charles Munger ist der kongeniale Partner von Warren Buffett. Somit ist auch er ein Anhänger des Value-Ansatzes. Munger entstammt einer Juristenfamilie und wurde selbst Rechtsanwalt. Gemeinsam mit einem Freund gründete er 1962, die sehr erfolgreiche (bis zur Auflösung 1976 über 19% Wertentwicklung pro Jahr) Investmentgesellschaft Wheeler, Munger & Co. Munger agierte ähnlich wie Buffett, beteiligte sich unbewusst an den gleichen Unternehmen. Durch einen Zufall lernten die beiden sich kennen und schlossen sich zusammen. Somit wurde Munger Teil von Buffetts Unternehmen, Berkshire Hathaway, und die beiden verkünden nun seit Jahrzehnten ihre prächtigen Unternehmensergebnisse in launiger Atmosphäre. Zumeist präsentiert Buffett und Munger ergänzt nüchtern, dass er Nichts hinzuzufügen habe.

„Für mich ist neben Disziplin, ebenfalls Geduld eine wichtige Tugend, um nachhaltig erfolgreich investieren und handeln zu können.“ Benjamin Mudlack
Mit dem Zitat, welches Sie anführen, wollte Munger verdeutlichen, wie wichtig Geduld ist, um an den Märkten erfolgreich zu sein. Geduld beschränkt sich hier nicht darauf abzuwarten bis die Investmentidee aufgeht, sondern auch auf die Analyse beziehungsweise die Zeit, die man in selbige investieren sollte. Für mich ist neben Disziplin, ebenfalls Geduld eine wichtige Tugend, um nachhaltig erfolgreich investieren und handeln zu können. Von daher ist das Zitat sehr treffend und gerade Privatanleger sollten ihre Geduld trainieren. Letzteres in Bezug auf die Ausbildung und Zeit, die sie in diese investieren, und natürlich dann auch in der Umsetzung in den Punkten Analyse und Umsetzung.
Wirtschaftsforum: Die fünf teuersten Worte auf dem Gebiet des Geldanlegens sind: dieses Mal ist alles anders. – Sir John Templeton
Benjamin Mudlack: Mit John Templeton haben wir es mit dem Gründer des berühmten Templeton Growth Fund zu tun. Der Templeton Growth Fund ist absolut legendär, wurde 1954 aus der Taufe gehoben und ist bezogen auf das Anlagevermögen der größte Investmentfonds der Welt. Kaufe, was andere verkaufen (also niedrig kaufen, hoch verkaufen)! Das war das simpel klingende Motto von Sir John Templeton. Genau das beherzigte er zur Zeit der großen Depression vor dem 2. Weltkrieg und kaufte Unternehmen zum Schnäppchenpreis. Es war der Start einer großen Karriere.
1972 schuf Templeton den Templeton-Preis, welcher Verdienste an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Religion auszeichnet. Zum Ende seines Lebens betätigte sich Templeton zunehmend als Philanthrop und wurde für seine Verdienste in diesem Bereich von Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben, was vor und nach ihm niemandem aus der Finanzindustrie gelang.

„Menschen neigen aus Angst und Gier zur Übertreibung. Dieses Verhalten begann mit der Tulpenblase und heute beobachten wir ähnliche Vorgänge bei Bitcoin und Co.“ Benjamin Mudlack
Die Aussage „dieses Mal ist alles anders“ bezieht sich insbesondere auf Übertreibungsphasen. In Zeiten der Spekulationsblasen wird dieser Satz oft überstrapaziert, in der Hoffnung, dass sich ein Verfall der Preise nicht ereignet. Beispiele für derartige Ereignisse gab es 1929 als die kreditgetriebene Aktienrally jäh beendet wurde oder zu Beginn des 21. Jahrtausends als die Technologieblase platzte.
Auch heute findet der Satz in Bezug auf den Hype um die Kryptowährungen Verwendung. Und auch dieses Mal wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht anders kommen. Menschen neigen aus Angst und Gier zur Übertreibung. Dieses Verhalten begann mit der Tulpenblase und heute beobachten wir ähnliche Vorgänge bei Bitcoin und Co. Von daher ist dieses Zitat aktueller denn je und wird immer wieder Anwendung finden. Nur leider wird die breite Masse diesem Satz keine Bedeutung beimessen. Das kann dann in der Tat sehr teuer und schmerzhaft werden.
Wirtschaftsforum: An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1. Man muss nur die Nerven und das Geld haben, das minus 1 auszuhalten. – André Kostolany
Benjamin Mudlack: Kostolany wurde als Kind einer sehr wohlhabenden Industriellenfamilie in Budapest geboren. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Zur Börse kam Kostolany auf Betreiben des Vaters. Er vermittelte ihm eine Lehre bei einem befreundeten Börsenmakler. Kostolany selbst agierte recht waghalsig, war nach eigenen Aussagen mehrfach hoch verschuldet/bankrott und sollte daher konservativen Anlegern nicht als Vorbild dienen. So ist es wenig verwunderlich, dass er die klassische Volks- und Betriebswirtschaftslehre ablehnte.
Legendär wurde er durch seine journalistischen Tätigkeiten und unterhaltsamen philosophischen Auftritte, die geprägt waren von Ratschlägen und markigen Sprüchen rund um das Thema Börse. Der bekannteste Rat war sicher „Aktien kaufen, Schlaftabletten schlucken und sich nach ein paar Jahren über einen hübschen Gewinn freuen“ und bezog sich auf die sogenannte Buy- and Hold-Strategie. An der Stelle haben wir die Verknüpfung zu dem von Ihnen angeführten Zitat. Es geht darum, die Verlustphasen auszusitzen und eben dieses minus 1 zu ertragen.

„Eine Buy- and Hold-Strategie kann nur funktionieren, wenn man nicht zu Höchstkursen einsteigt, sondern nach einem ordentlichen Rücksetzer.“ Benjamin Mudlack
Wer 1929 auf dem Höchststand und vor der großen Depression Aktien gekauft hätte, der hätte bemessen am Dow Jones über 25 Jahre schlafen müssen, um wieder die alten Stände zu sehen. Wir sehen: Nicht jeder Ratschlag ist bei genauer Betrachtung auch wirklich sinnvoll. Und eine Buy- and Hold-Strategie kann nur funktionieren, wenn man nicht zu Höchstkursen einsteigt, sondern nach einem ordentlichen Rücksetzer.
Dennoch halte ich das Zitat für sehr gut und würde es für mich ein wenig anders interpretierten und sogar marginal erweitern. Und zwar in der Gestalt, dass es sehr wichtig ist, auch Verluste zu ertragen und diese zu begrenzen, indem man einen klaren Plan umsetzt und verfolgt. Es ist an der Stelle wichtig die Handelsaktionen, die gewinnbringend sind, höher zu gestalten als die verlustbringenden.
Sachlich betrachtet kann der jeweilige Händler nach einer getroffenen Handelsentscheidung nur zwei Dinge beeinflussen (ob die Handelsidee aufgeht oder nicht, darauf hat der Marktakteur keinen Einfluss):
- Die Konditionen, um im Verlustfall aus dem Markt zu gehen
Stichwort: Verlustbegrenzung
- Die Bedingungen, um im Gewinnfall die Position zu schließen
Man bezeichnet dieses Thema auch als Chance-Risiko-Verhältnis (CRV). Profit dividiert durch das Risiko. Wie sich ein hohes CRV auf die Trefferquote auswirkt, wird aus unserer Infografik ersichtlich. Die Bedeutung des Chance-Risiko-Verhältnis ist gar nicht oft genug zu betonen und wird leider viel zu oft, gerade von Anfängern, vernachlässigt.