Finanzwelt erklärt: Die Geschichte des Geldes? Eine Geschichte des Scheiterns!

Wirtschaftsforum: Herr Mudlack, was verbirgt sich hinter dem Begriff Geldsystem?

Benjamin Mudlack: Wenn wir über Geldsystem sprechen, dann sprechen wir in Deutschland und der westlichen Welt über ein ungebundenes Schuldgeldsystem. Alleine die Eigenkapitalquote der Bank bestimmt den Rahmen, indem Geld innerhalb des jeweiligen Kreditinstitutes geschöpft werden kann. Das geschieht, indem die Bank Kredit vergibt. Schuldsystem heißt lapidar: Auf der einen Seite gibt es Schuld, auf der anderen Seite Guthaben. Bildlich gesprochen haben wir in der Mitte einen Spiegel: auf der einen Seite einen Berg Geld und auf der anderen Seite den gleichen Saldo oder Berg Schulden. Da wir aktuell in einer Welt leben in der die Geldmenge immer rasanter wächst, wachsen die Guthaben, aber es wächst auch die Schuld. In den USA haben wir die höchsten historisch ermittelten Kreditkartenschulden, Studentenkredite, Konsumentenkredite und Unternehmenskredite. Auch die Staaten der westlichen Welt und allen voran Japan sind massiv verschuldet. Auch bzw. gerade in China beobachten wir eine weitgehend kreditbasierte Ökonomie. Wir leben daher ohne zu übertreiben in einer überschuldeten Welt. Da sollte man sinnigerweise keine übermäßigen Geldwerte halten!

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„Eine große Problematik des ungebundenen Schuldgeldsystems ist, dass die Notenbanken und Regierungen nicht diszipliniert werden, es wird ohne Maß zu halten Geld geschöpft und umgeschuldet um Löcher zu stopfen.“ Benjamin MudlackFinanzexperte

Wirtschaftsforum: Schuld hat einen negativen Beigeschmack. Bieten sich denn keine Alternativen?

Benjamin Mudlack: Eine große Problematik des ungebundenen Schuldgeldsystems ist, dass die Notenbanken und Regierungen nicht diszipliniert werden, es wird ohne Maß zu halten Geld geschöpft und umgeschuldet um Löcher zu stopfen. Durch das enorme Geldmengenwachstum wachsen die Guthaben. Guthaben wollen angelegt werden und zwar unter anderem bei den Schuldnern. Das erzeugt Abhängigkeiten. Unser System ist also immer auf der Suche nach neuen Schuldnern. Schauen Sie sich die Werbungen an, „jetzt kaufen und ratierlich zu 0% in X Raten bezahlen“. Kredit ist vorgezogener Konsum. So und vor allem durch niedrige Zinsen werden Blasenbildungen begünstigt. Das geht so lange gut, wie die Schuldner ihren Kapitaldienst leisten können. So konnten 2007 in den USA eine Vielzahl von Hypothekendarlehen nicht mehr  bedient werden. Die Blase ist geplatzt.

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„Der Zinseszins arbeitet unbarmherzig gegen jedes überschuldete Geldsystem und je mehr Zeit vergeht, desto höhere Wahrscheinlichkeiten bekommen wir für einen Knall.“ Benjamin MudlackFinanzexperte

Benjamin Mudlack: Die notwendigen Reformen, um das System in den Griff zu bekommen, hat die Politik seitdem nicht angefasst. Aus meiner Sicht muss man Geldsysteme an Wirtschaftsleistung koppeln und bei entsprechendem Wirtschaftswachstum erweitert man die Geldmenge. Die Goldbindung funktioniert auch nicht, eben weil die Geldmenge nicht oder nur bedingt wachsen kann. Alternativen wie Vollgeld- oder Schwundgeldsysteme bieten sich nicht unbedingt an. Der heilige Gral ist da noch nicht gefunden worden. Wir haben eine überschuldete Welt und das ist das zentrale Problem. Der Zinseszins arbeitet unbarmherzig gegen jedes überschuldete Geldsystem und je mehr Zeit vergeht, desto höhere Wahrscheinlichkeiten bekommen wir für einen Knall. Das war in der Geschichte des Geldes bislang immer so und ist vom Grundsatz her ein rein mathematischer Vorgang. Schon der berühmte französische Philosoph Voltaire sagte „Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – NULL“.

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„Wer sich gut informiert hält und breit in Sachwerte streut, sieht sich in einer guten Ausgangsposition.“ Benjamin MudlackFinanzexperte

Wirtschaftsforum: Kann man sich von diesem Schuldsystem lösen? Können wir Risiken vermeiden?

Benjamin Mudlack: Auf jeden Fall und da möchte ich ausdrücklich Mut machen. Wir müssen handeln und unsere eigene Kaufkraft sichern, indem wir vom Geldwert in Sachwerte gehen. Sachwerte sind alle Werte beziehungsweise Güter, die wir nicht beliebig vermehren können. Das gilt zum Beispiel für Grund und Boden, allerdings auch für Beteiligungen, also Aktien. Wer sich gut informiert hält und breit in Sachwerte streut, sieht sich in einer guten Ausgangsposition. Die Voraussetzungen sich Wissen zu Finanzthemen anzueignen, sind nicht zuletzt dank des Internets, besser als je zuvor. Wenn man sich die Geschichte des Geldes ganz nüchtern anschaut, ist es eine Geschichte des Scheiterns. Jedes Geldsystem scheiterte in der Historie irgendwann. Aber es geht immer weiter. Davon darf man sich nicht verunsichern lassen. Es gilt das eigene Selbstbewusstsein so aufzubauen, in dem man in seine finanzielle Bildung investiert und sich breit aufstellt. Wenn das gelingt, kann man auch als Gewinner aus einem Crash herausgehen. Aber nochmal, die Geldanlage, Altersvorsorge und der Vermögensaufbau sind Chefsache. Nur wer sich intensiv damit selbst auseinandersetzt und den Zusammenhängen auf den Grund geht, der wird tatsächlich auf lange Sicht ein Gewinner sein.

Lesen Sie den vierten Teil unseres Expertenwissens "Finanzwelt erklärt":
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