Finanzwelt erklärt: Big-Mac-Index, iPhone und dazu noch Inflation

Teil 29: Big-Mac-Index, iPhone und dazu noch Inflation

Wirtschaftsforum: Herr Mudlack, wir sprachen zuletzt vom MacCoin, dabei ist der US-Konzern McDonalds schon wesentlich länger unter dem Stichwort Burgernomics in der Finanzwelt präsent. Was steht hinter diesem Begriff?

Benjamin Mudlack: Geprägt hat Burgernomics die britische Wochenzeitung The Economist. Dabei wird mit Hilfe von Burgern ein mittlerweile berühmter Preisvergleich angestellt. Es handelt sich um den sogenannten Big-Mac-Index. Zum einen lässt sich anhand der Preiserhöhungen die Inflation in einem/r Land/Währungszone messen und zum anderen Kaufkraftparitäten zwischen verschiedenen Währungen und Ländern vergleichen. Insbesondere jüngere Menschen kann man so natürlich abholen und für das Thema Inflation und Kaufkraft sensibilisieren.

Benny Mudlack
„Gerade nach den Kriegen, der Hyperinflation und zu Zeiten der D-Mark war es die oberste Prämisse der Deutschen Bundesbank als Währungshüter moderate Preissteigerungsraten zu erzielen.“ Benjamin Mudlack

Wirtschaftsforum: Über einen Burger als Indikator für Kaufkraft lässt sich trefflich streiten. Gibt es nicht gehaltvollere Alternativen?

Benjamin Mudlack: Es gibt unglaublich viele, fast schon endlose Alternativen für nahezu alle Produkte und der Blick richtet sich natürlich nach den entsprechenden Konsum- und Einkaufs-Präferenzen eines jeden Einzelnen. Jemand der stets das neueste iPhone oder iPad von Apple nutzen möchte, blickt natürlich gespannt auf die Preisentwicklungen der Apple Produkte. Das iPhone der ersten Generation konnte man mit vertraglicher Bindung im Jahre 2007 für 399 EUR erstehen. Aktuell bezahlt man hierzulande Preise von um die 1.000 EUR für das iPhone X. Das sind ohne Zweifel ordentliche Preissteigerungen.

„Auf dem Sparbuch oder im Tagesgeldbereich erhalten Sie fast keine Zinsen mehr. Ziehen Sie die Inflationsrate ab, so büßen Sie Tag für Tag an Kaufkraft ein, wir sprechen über einen negativen Realzins.“ Benjamin Mudlack
Benny Mudlack

Blicken wir auf die Notenbanken, so richtet sich der Blick in Bezug auf die Zinspolitik auf den offiziellen Verbraucherpreisindex. Gerade nach den Kriegen, der Hyperinflation und zu Zeiten der D-Mark war es die oberste Prämisse der Deutschen Bundesbank als Währungshüter moderate Preissteigerungsraten zu erzielen. Bemessen wird dieser Index auf Basis eines Warenkorbes. Die einzelnen Bestandteile/Güterarten haben eine gewisse prozentuale Gewichtung und es findet eine permanente Anpassung statt. Größter Posten ist der Bereich Wohnung, Wasser, Gas und Brennstoffe. Der Anteil liegt bei über 30%. Natürlich kann man über die Zusammensetzung streiten und oft werden Stimmen von einer gefühlten Inflation laut. Diese liegt naturgemäß über den veröffentlichten Daten und ist eher subjektiver Natur. Der offizielle Index stieg übrigens von 1991 bis 2017 von circa 70 auf über 109. In dieser Zeit hat man also circa 55% an Kaufkraft eingebüßt.

Zurück zu den Notenbanken: In der ökonomischen Theorie sollten die Notenbanken bei hohen Preissteigerungen die Zinsen eher steigern, um die Kreditnachfrage und damit das Ausgabeverhalten zu drosseln. Bei niedrigen Preissteigerungsraten sollen Zinssenkungen der Währungshüter die Kreditvergabe und somit die Nachfrage nach Produkten im Allgemeinen befeuern. Die Teuerungsraten im Rahmen der Verbraucherpreise sind seit Jahren moderat. Aber aufgrund der Politik des „billigen Geldes“ stieg naturgemäß die Nachfrage nach Immobilien und Vermögensgütern im Allgemeinen. An der Stelle sehe ich definitiv eine sogenannte Asset Inflation.

Benny Mudlack
„Geldwerte wie Anleihen, Spareinlagen sowie Kontoguthaben würde ich auf den Notgroschen beschränken, um einer etwaigen Steigerung der Geldentwertung zu entgehen.“ Benjamin Mudlack

 

Wirtschaftsforum: Gibt es für Sie überhaupt einen Grund, warum man sich als Privatperson mit solchen Indizes befassen sollte oder ist das eine Spielerei für gelangweilte Börsianer?

Benjamin Mudlack: Aus meiner Sicht ist es wichtiger denn je sich damit zu befassen und ein Gefühl für Kaufkraft und Kaufkraftverlust zu bekommen. Auf dem Sparbuch oder im Tagesgeldbereich erhalten Sie fast keine Zinsen mehr. Ziehen Sie die Inflationsrate ab, so büßen Sie Tag für Tag an Kaufkraft ein, wir sprechen über einen negativen Realzins. Gerade in Anbetracht der Rententhematik und der demografischen Entwicklung laufen wir hier in eine unglaubliche Problematik. Die Gefahr der Altersarmut ist enorm. Lebensversicherer, Pensionskassen, Bausparkassen und Versicherungen im Allgemeinen geraten bereits heute massiv unter Druck. Da werden viele vormalige Flaggschiffe ihrer Branche vom Markt verschwinden, mit harten finanziellen Folgen für die Versicherten.

Um nicht in die Altersarmut zu geraten, rate ich jedem jungen Menschen sich mit dem Thema Vermögensaufbau und Altersvorsorge zu beschäftigen. Die Geldmenge weitet sich aufgrund der niedrigen Zinsen und lockeren Geldpolitik (Anleihekäufe der großen Notenbanken) immer weiter aus. Der Preis des Geldes ist null, das heißt Geld kostet de facto quasi nichts mehr. Folglich sollte man auf Sachwerte wie Immobilien, Wald/Acker/Wiesen, Edelmetalle (Gold/Silber), Rohstoffe (Öl, Gas), Unternehmensanteile/Aktien und sonstige Vermögenswerte (Oldtimer, Uhren, Kunst) setzen. Die größte Rendite bringt die Investition in sich selbst und das eigene Wissen. Wissen ist aus meiner Sicht der größte Sachwert. Selbiges wird von vielen vernachlässig. Und gerade in Zeiten des Internets sind die Bildungsangebote nahezu unerschöpflich und jederzeit weltweit abrufbar.

Geldwerte wie Anleihen, Spareinlagen sowie Kontoguthaben würde ich auf den Notgroschen beschränken, um einer etwaigen Steigerung der Geldentwertung zu entgehen.

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