Finanzwelt erklärt: Aktien? Setzen Sie auf künftige Boom-Branchen!

Teil 21: Aktien? Setzen Sie auf künftige Boom-Branchen!

Wirtschaftsforum: Herr Mudlack, ich bin Anfang 30, verheiratet, noch ohne Kind und habe unerwartet 1.000 EUR zur freien Verfügung. Als Anlagekapital bringt mir das in Zeiten des Nullzins wenig, also besser ausgeben?

Benjamin Mudlack: Mit 1.000 EUR ist eine adäquate Streuung/Diversifikation natürlich nur bedingt möglich und schwer zu gestalten. Dennoch würde ich entschieden dazu raten, auf den Konsum zugunsten des Vermögensaufbaus zu verzichten. Generell halte ich für Otto Normalverbraucher eine Aufteilung in Edelmetalle (Gold und Silber), Aktien und Immobilien für sinnvoll. Alle genannten Anlageklassen sind Sachwerte.

Die Nullzinspolitik und auch die Anleihekaufprogramme der Notenbanken führen seit Jahren zu einer massiven Aufblähung der Geldmenge. Der Realzins ist negativ, das heißt Sie büßen im Geldwert Tag für Tag an Kaufkraft ein. Gold ist seit weit mehr als 1.000 Jahren Tausch- und Zahlungsmittel und hat sich gerade in Krisenzeiten bewährt. Man kann auch 1/10-Unzen erwerben. Silber ist für mich ebenso als Wertspeicher geeignet. Silber hat im Vergleich zum Gold den entscheidenden Vorteil, dass es industriell nachgefragt und verarbeitet wird.

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„Generell halte ich für Otto Normalverbraucher eine Aufteilung in Edelmetalle (Gold und Silber), Aktien und Immobilien für sinnvoll.“ Benjamin Mudlack

Der Aktienmarkt ist natürlich schon recht weit nach oben gelaufen. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist bei den aktuellen Kursen bezogen auf den Gesamtmarkt extrem limitiert beziehungsweise schwer quantifizierbar. Ich würde Ihnen raten, auf zukünftige Boom-Branchen zu setzen. Denken Sie hier an Robotik, Automatisierung und Digitalisierung als mögliche zukünftige Highflyer der Kategorie Amazon und Google. Über einen entsprechenden Branchen-ETF haben Sie sogar mit kleineren Beträgen die Möglichkeit zu streuen. Je eher man damit beginnt, desto mehr profitiert man vom Zinseszins. Immobilien können wir bei einem 1.000 EUR-Investment ausklammern, auch wenn diese Anlageklasse wichtig für den Vermögensaufbau ist. Hier sind die Lage und der Einkaufspreis von entscheidender Bedeutung.

Unter dem Strich ist gerade in Zeiten des Nullzinses und der allgemeinen Rentenproblematik die Flexibilität in der Geldanlage von größerer Notwendigkeit denn je. Was nach wie vor gilt: Je eher ich mit dem Sparen beginne, ganz unabhängig von der Lebenssituation, desto zügiger baue ich ein Vermögen auf. Das wird auch aus unserer heutigen Grafik mehr als deutlich! Da reicht schon der Verzicht auf das täglich frisch belegte Brötchen vom Bäcker für 1,60 EUR als Initialzündung.

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„Je eher ich mit dem Sparen beginne, ganz unabhängig von der Lebenssituation, desto zügiger baue ich ein Vermögen auf.“ Benjamin Mudlack

Wirtschaftsforum: Jetzt kann ich die 1.000 EUR auf einmal anlegen oder in Teilen. Was raten Sie?

Benjamin Mudlack: Sie spielen auf das Timing an. Ein schwieriger Punkt, wenn man sich nicht Tag für Tag mit den Finanzmärkten auseinandersetzt. Es ergibt natürlich aus strategischen Gründen durchaus Sinn, ein wenig Cash zu halten und zunächst die Hälfte zu investieren, um dann nach einem ordentlichen Kursrückgang mit der anderen Hälfte zu verbilligen und seinen Durchschnittseinstandspreis zu reduzieren. Alternativ können Sie in einen Short-ETF investieren. Dieser profitiert von einem Kursabsturz und so ist man in der Lage nach erfolgter Bodenbildung an den Aktienmärkten durch eine Umschichtung günstig einzusteigen oder aber seine bestehenden Positionen zu verbilligen.

Durch monatliche Sparpläne kann man das Timing auch komplett ausschalten. Indem man passiv jeden Monat den gleichen Betrag in einen Aktien-ETF investiert, erhält man einen Durchschnittseinstandspreis. Man profitiert von dem sogenanntem Cost-Average-Effekt.

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„Die Aktienrally der letzten Jahre ist nahezu komplett an den Deutschen vorbeigegangen.“ Benjamin Mudlack

Wirtschaftsforum: Experten beklagen sich immer wieder über die Angst der Deutschen vor den Aktien – gespart werde lieber konservativ. Habe wir zu wenig Mut für eine lukrative Geldanlage?

Benjamin Mudlack: Das sehe ich definitiv so. Die Aktienrally der letzten Jahre ist nahezu komplett an den Deutschen vorbeigegangen. Stattdessen horten sie ihre Ersparnisse im Geldvermögen. Das ist nicht nur wenig lukrativ, sondern auch aufgrund der schon angesprochenen Notenbankpolitik und allgemeinen Staatsverschuldung brandgefährlich. In einer überschuldeten Welt sollte man kein Gläubiger sein, sondern auf Sachwerte setzen, um seine Kaufkraft zu erhalten.

Benjamin Mudlack, Bankkaufmann und Dipl. Wirtschaftsinformatiker
„In einer überschuldeten Welt sollte man kein Gläubiger sein, sondern auf Sachwerte setzen, um seine Kaufkraft zu erhalten.“ Benjamin Mudlack

Natürlich kann ich die Angst vor einem Investment im Aktienbereich nachvollziehen. Beispielsweise das Platzen der Dotcom-Blase im Jahre 2000 hat viele Kleinanleger nachhaltig verschreckt. In den USA ist es vollkommen normal seine Altersvorsorge und den Vermögensaufbau über den Aktienbereich darzustellen. Das ist natürlich über Generationen gewachsen und so vorgelebt worden. Genau das Gegenteil sehen wir hier bei uns in Deutschland.

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