Vom Straßenimbiss zum internationalen Zelthandel: Wie ein Familienbetrieb Krisen meistert und neue Märkte erobert

Interview mit Martin Oberaigner, Geschäftsführer der Oberaigner Partyzelt & Catering GmbH

Wirtschaftsforum: Als Oberaigner Partyzelt & Catering GmbH trägt Ihr Unternehmen sein Leistungsspektrum eigentlich schon im Namen – auf welche Weise unterstützen Sie Ihre Kunden?

Martin Oberaigner: Der Firmenname trifft unser heutiges Tätigkeitsfeld tatsächlich nicht mehr ganz genau – er ist schon etwas älter und wir haben ihn trotz einiger Veränderungen, die mit den Jahren stattgefunden haben, nie angepasst. Gegründet wurde unser Unternehmen 1956 von meinem Großvater als Gastronomiebetrieb, der hauptsächlich auf Messen und Märkten in Erscheinung trat – heute würde man das wohl Streetfood nennen. Mein Vater hat in der 2. Unternehmergeneration einen kleinen Zeltverleih aufgebaut, der dank günstiger Marktbedingungen bald das bisherige Engagement in der Gastronomie überschattete.

Als zunehmend mehr Catering-Anbieter in den Markt eingetreten sind, haben wir uns aus diesem Bereich immer stärker zurückgezogen und stattdessen unser Produktportfolio im Zeltbereich erweitert. Mit unserer eigenen Marke Eurohall bieten wir nun seither Lagerzelte für Industrie- und Produktionsunternehmen an. Diese können bei uns gekauft oder gemietet werden. Dank unserem umfassenden Wissen in der CAD-Planung können wir unsere Kunden mit entsprechenden Einreichunterlagen unterstützen. Als weiteres Standbein haben wir 2021 unsere Marke VeroTENT ins Leben gerufen. Unter dieser bieten wir hochwertige, bedruckbare Faltpavillons an, die wir im gesamten deutschsprachigen Raum vertreiben. Aus der ehemaligen Tätigkeit in der Gastronomie haben wir unseren dritten aktuellen Geschäftsbereich entwickelt: den Eventverleih. Hier bieten wir Partyzelte, Eventmöbel, Geschirr und Gastrozubehör für kleine und große Veranstaltungen in Ober- und Niederösterreich.

Wirtschaftsforum: Vor ziemlich genau fünf Jahren legte die Coronapandemie das gesamte öffentliche Leben lahm – Ihr Unternehmen lebt aber davon, dass Menschen zusammenkommen. Wie deutlich bekamen Sie diese Verwerfungen zu spüren?

Martin Oberaigner: Anfang 2020 waren wir noch viel stärker im Gastronomiebereich tätig als heute und hatten bereits randvolle Auftragsbücher für das ganze Jahr zu verzeichnen. Die waren nun auf einen Schlag Makulatur. Trotz diesem Schock trafen wir direkt die weitsichtige Entscheidung, unseren Kunden dafür keine Stornogebühren in Rechnung zu stellen, um unser langjähriges Vertrauensverhältnis nicht zu belasten.

Nachdem wir uns mit dieser fast aussichtlosen Situation abgefunden hatten, wollten wir nicht einfach dasitzen und die Zeit totschlagen. Wir nutzten diese Zeit, um unser Unternehmen fit für die Zukunft zu machen: Mit einem neuen Webauftritt und einem 3D-Konfigurator für die Marke VeroTENT haben wir den Grundstein für den Vertrieb im DACH-Raum gelegt. Zusätzlich fassten wir den strategischen Entschluss, das Geschäftsfeld Gastronomie endgültig zu verlassen, um uns fortan nur noch unserer Kompetenz im Zeltvertrieb und -verleih zu widmen. 

Wirtschaftsforum: Welche Kundengruppen sprechen Sie damit genau an – und welches Nutzenversprechen können Sie ihnen geben?

Martin Oberaigner: Wir arbeiten hauptsächlich im B2B-Bereich, also mit Unternehmen zusammen. Mit den Lagerzelten unserer Marke Eurohall bedienen wir meist größere Betriebe in den Bereichen Bau, Industrie und Produktion. Unsere VeroTENT-Zelte sind bei einem breiten Spektrum, von kleinen Marktfahrern bis hin zu großen, namhaften Unternehmen, sehr beliebt. In diesem breiten Kundenmix liegt für uns auch ein wichtiger strategischer Vorteil. Wenn ein Geschäftsbereich einmal eine schwierige Zeit erlebt, ist das für uns nicht sofort existenzgefährdend. Gleichzeitig ist es uns dank unseres breiten Produktportfolios möglich, sehr umfassend auf die individuellen Anfragen unserer Kunden einzugehen und schnell zu reagieren. So können wir zum Beispiel unsere VeroTENT-Faltzelte fix und fertig bedruckt mit dem gesamten erforderlichen Zubehör innerhalb von drei Wochen ausliefern. 

Wirtschaftsforum: Welche Pläne verfolgen Sie für die Zukunft – und welchen Herausforderungen begegnen Sie dabei?

Martin Oberaigner: Derzeit können wir insbesondere in Deutschland große Umsatzzuwächse verzeichnen und werden daher unsere Geschäftstätigkeit in diesem Bereich noch beträchtlich ausweiten. Auf längere Sicht möchten wir mit VeroTENT auch deutlich über den DACH-Raum hinaus in Europa aktiv werden. Ein größeres Hindernis, das wir auf diesem Weg überwinden müssen, liegt sicherlich in den bürokratischen Anforderungen.

Die EU bietet besonders kleinen und mittleren Unternehmen eine entscheidende Grundlage: Sie sollen von einem Land aus Zugang zum gesamten europäischen Markt haben. Trotzdem müssen wir uns mit unnötigen Vorschriften herumschlagen, wie zum Beispiel den in jedem Land separaten Entsorgungsgebühren für unsere Beleuchtungssysteme – obwohl wir die geforderte Mindestmenge von einer Tonne nie erreichen, weil unsere LED-Streifen extrem leicht sind. So etwas kostet uns unnötig Zeit, Geld und Nerven.

Auch die europäischen Steuergesetze müssten deutlich vereinheitlicht werden, auch wenn es hier glücklicherweise inzwischen ein One-Stop-Shop-System gibt. Generell sollten sich die Behörden aus meiner Sicht eher als Dienstleister verstehen – und dabei die Bürger wie die Unternehmen bei ihren bestehenden Herausforderungen unterstützen, anstatt sie vor weitere zu stellen.

Oberaigner Partyzelt & Catering GmbH
Königleiten 11
3354 Wolfsbach
Österreich
Tel.: +43 7477 8273
oberaigner(at)zelte.co.at
www.zelte.co.at

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