» Im Boxring haben Sie sicherlich nicht viel gesprochen, sondern sich auf den einzelnen Gegner fokussiert und so Ihre zahlreichen Erfolge erringen können. Heute treten Sie dagegen als Referent vor großem Publikum auf. Wie leicht ist Ihnen dieser „Bühnenwechsel“ gefallen? „Wenn ich ein starkes Motiv habe, werde ich mit schwierigen Situa- tionen fertig und kann sie sogar für mich nutzen.“ Wenn ich heute Interviews gebe und dann manchmal solche lese, die mittlerweile 30, 40 Jahre zurückliegen, gewinne ich den Eindruck, dass ich mich gar nicht so wahnsinnig verändert habe. Ich reflektiere natürlich: Was habe ich gesagt, wie habe ich mich ausgedrückt? An sich fällt es mir aber gar nicht schwer, das zu kommuni- zieren, worüber ich in der Vergangenheit immer wieder nachgedacht habe, was ich erlebt habe, das, was mich geprägt hat, womit ich mich intensiv auseinandersetzen musste und woran ich mich entwickelt habe. In den letzten Jahren bin ich, glaube ich, auch als Redner sehr viel strukturierter geworden. In meinen Vorträgen be- wege ich mich definitiv in einem bestimmten inhaltlichen Rahmen. Aber das ist nichts, was ich jedes Mal aufs Neue in gleicher Form oder im gleichen Wortlaut präsentieren würde, sondern ich gestalte das recht frei. Unter Ihren Zuhörern befinden sich auch Unternehmer und Entscheidungsträger. Was ist Ihre zentrale Botschaft, die Sie besonders diesen beiden Zielgruppen im Rahmen Ihrer Vorträge vermitteln wollen? Für meine Begriffe gibt es an sich nicht „die“ Zielgruppe. Es beflügelt mich aber besonders, wenn meine Zu- hörer Jungunternehmer sind beziehungsweise noch im Studium oder in einer Ausbildung stecken, denn das sind ja auf der einen Seite Menschen, die zwar einerseits wissen, was sie wollen, die aber andererseits noch recht unerfahren und selbstverständlich in vielen Bereichen noch nicht wirklich sicher sind. Man ist in diesem Stadium immer auf der Suche. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Ich war immer sehr neugierig, was aber nicht heißt, dass ich alles, was ich gehört habe, unkritisch übernommen hätte. Ich habe vielmehr darüber nachgedacht und mir dann die Frage gestellt, was es mir bringt, ob es mir überhaupt etwas bringt und wenn ja, warum. Im Laufe der Zeit konzentriert man sich auf wenige zentrale Aspekte. In meinem Leben ist der allererste Aspekt der, dass jeder Mensch ein Motiv hat für das, was er tut, und sein Tun auch hinterfragen muss. Denn viele Menschen stellen sich gar nicht die Frage, warum etwas in ihrem Le- ben nicht klappt und was sie tun könnten, um zufriedener zu sein. Dabei spielen auch Herausforderungen und schwierige Situationen eine wichtige Rolle, denn die muss man nicht nur ertragen, sondern vor allem auch an- nehmen und als Chancen begreifen. Das ist meine allerwichtigste Botschaft, denn wenn ich ein starkes Motiv habe, werde ich mit schwierigen Situationen fertig und kann sie sogar für mich nutzen. In Unternehmen wird zum Beispiel sehr oft über Motivation gesprochen. Doch das Entscheidende ist: Habe ich ein starkes Motiv, spielt die Motivation überhaupt keine Rolle! Denn das Motiv ist da: Ich will das, was ich tue, wirklich tun. Also tue ich es und muss mich nicht jeden Tag neu hinterfragen, ob ich das wirklich tun will. Im Internet findet sich das Zitat „Boxen: eine Metapher des Lebens“. Ihr Credo ist: „Nur wer aufgibt, hat verloren“. Welche anderen Metaphern haben Sie persönlich schätzen gelernt? 2006 habe ich ein Buch geschrieben und dann ist dieser Satz irgendwann als Resümee aus den vielen Bei- trägen herausgekommen, sodass alle gesagt haben, das wäre doch Maskes Slogan. Damit konnte ich mich anfreunden. Aber mein eigentliches Motto ist ein ganz einfacher, simpler Satz meines Vaters, und er begleitet mich schon mein ganzes Leben: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Da steckt eigentlich alles drin! Er bedeutet, dass man für alles, was man tut, die volle Verantwortung trägt. Ich bin ja schon sehr früh zum Boxen gekom- men, mit sechs Jahren, und hatte das Glück, dass meine ersten beiden Trainer mich so motiviert haben, dass ich dabeigeblieben bin. Mit neun Jahren hatte ich dann einen Einbruch und habe bei Wettkämpfen auch schon mal deutlich verloren. Aber mit genau diesem Satz hat mein Vater mich dazu gebracht, am Ball zu blei- ben. Mir fällt von Natur aus nichts zu, ich musste mich von Anfang an selbst herausfordern. Wirtschaftsforum: www.wirtschaftsforum.de 6