Jede Fliese hat ihre eigene Geschichte
Interview

"Aktuell ist der Wellness-Gedanke nach wie vor sehr wichtig", so der Exportleiter und Prokurist Jochen Willig. "Niemand baut heute mehr kleine praktische Nasszellen. Das Badezimmer ist zu einer Wohlfühl-Oase geworden, in der man sich vom Alltagsstress entspannen will. In Neubauten, zum Beispiel, werden aus diesem Grund die Badezimmer immer größer. Aktuell wird gerne mit einem Materialmix gearbeitet, und warme und gedeckte Töne sind gefragt."
Louis und Ella
Highlights des innovativen Fliesen-Portfolios ist die Linie Louis und Ella. Louis und Ella stehen für gute Stimmung im modernen Bad. Eine matte creme-farbige Grundfliese bildet den Hintergrund für lustige Giraffen und ein fröhliches Zebra, die morgens auch den größten Morgenmuffel im hohen Gras oder mit langgestrecktem Hals unter hellblauen Wolken begrüßen.
Nach Geschmack können die Grasflächen und –kanten in lebendigen Grüntönen zusammen mit Wolken in weichem Hellblau verlegt werden. Zebra und Giraffe schaffen ein individuelles und lebendiges Ambiente, vollständig sichtbar, mit langem Hals oder versteckt im hohen Gras - in Schwarz-Weiß oder in Naturfarben.
Bodenfliesen in passenden Farbtönen ergänzen die muntere Dekorwelt im Baukastensystem zu einem kompletten Raumkonzept.
Weitere kreative Produktlinien aus dem Hause Steuler sind Factory, Organic Sense, Tokame, Sceno und Twister. "Alle unsere Linien erzählen eine eigene Geschichte", erklärt Jochen Willig weiter. "Für Organic Sense zum Beispiel haben wir einen Libellenflügel mit dem Mikroskop durchleuchtet. So ist das einzigartige Muster entwickelt worden. Wir haben uns gefragt, wie würde eine Fliese aussehen, wenn die Natur sie entwerfen würde. Auch bei unserer Tokame-Linie lehnen sich die Strukturen an natürliche Vorgaben an."

„Wir bauen auf die Kompetenz im Fachhandel.“ Jochen WilligExportleiter und Prokurist
Hohe Fertigungstiefe
Steuler verfügt über eine hohe Fertigungstiefe und ist in der Lage, jedes Produktionswerkzeug selbst herzustellen. "Wir mischen unseren Ton selber, bauen unsere eigenen Schneidewerkzeuge und haben eine eigene Drucksiebherstellung, mit der die Muster auf die Fliese appliziert werden."
Entsprechend der Unternehmensphilosophie verkauft man exklusiv an den Fachhandel. "Wir vertreiben bewusst nicht an Baumärkte oder die sogenannten DIYs", so der Exportleiter. "Wir setzen auf die Kompetenz des Beratungspersonals im Fachhandel. Diese ist unverzichtbar für uns. Kundentreue ist uns wichtig und wir halten streng den typischen dreistufigen Vertriebsweg ein."
Internationale Präsenz
Die Fliesen aus dem Hause Steuler finden europaweit Anklang. Das Unternehmen erwirtschaftet rund 25 Prozent seines Gesamtumsatzes durch Auslandsaktivitäten, vor allem in Frankreich, der Schweiz, Österreich, den Benelux-Ländern und Russland.
"Fliesen sind schwer, deshalb ist der Transport über zu lange Strecken nicht wirtschaftlich", begründet Jochen Willig den Europafokus des Unternehmens.
Um seine neuesten Produkt-Highlights vorzustellen und seine internationale Präsenz auszubauen, stellt das Unternehmen regelmäßig auf internationalen Fachmessen aus, unter anderem auf der CERSAIE in Bologna, der weltgrößten Branchenmesse, oder auf der MosBuild in Moskau. Aber auch kleinere Events gewinnen zunehmend an Wichtigkeit.

„Langfristig wollen wir unsere internationale Präsenz stärken.“ Jochen WilligExportleiter und Prokurist
Über 90 Jahre Erfahrung
Die Ursprünge des Unternehmens datieren bis ins Jahr 1917 zurück, als Georg Steuler eine insolvente Fabrik aufkaufte, die Mühlacker Tonholzplattenfabrik. Mit dem vorhandenen Maschinenpark baute er einen Produktionsbetrieb für konventionelle Wandfliesen auf.
In den 1960er Jahren brachen für Steuler schwere Zeiten an. Die italienische Konkurrenz war technologisch weit voraus, verfügte über moderne Ofenlinien und Glasuren und genoss ein besseres Ansehen. Steuler gelang es aus eigener Kraft, mit einer für die damalige Zeit revolutionären Idee, nämlich weißgrundigen Fliesen, sich wieder unter den führenden Anbietern zu etablieren.
"Bis heute ist diese Reihe, 'Das junge Bad', eine unserer wichtigsten Linien", so Jochen Willig. "Im Laufe der Jahre hat sich natürlich, entsprechend den Trends, das Design verändert, aber die Grundidee des hellen Belags mit nur wenigen Dekoelementen ist geblieben."
Seit 1984 agiert das Unternehmen als Tochterfirma der Steuler Industriewerke und ist familiengeführt. Die späten 1980er und frühen 1990er Jahre standen beim deutschen Fliesenspezialisten ganz im Zeichen von Design.
Steuler arbeitete eng mit renommierten Künstlern, wie zum Beispiel Hundertwasser, Janosch, Andy Warhol oder Wolfgang Joop zusammen.
Später entschied man sich, die eigene Marke stärker zu forcieren. Insgesamt erwirtschaftet der Fliesenspezialist heute mit 240 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 34 Millionen EUR.
Internationales Wachstum
"Wir bleiben auch in Zukunft unserer Philosophie treu und setzen auf innovatives Design und eine intensive Beratung", so der Exportleiter. "Natürlich möchten wir auch in Zukunft unsere hohe Marktdurchdringung beibehalten. Dabei spielt unser Außendienst eine ganz wichtige Rolle. Natürlich ist unser Geschäft von vielen externen Faktoren, wie zum Beispiel der Eigenheimzulage, abhängig. Langfristig streben wir auf jeden Fall wieder eine stärkere internationale Präsenz an, vor allem in den Ländern Russland, Ukraine und Griechenland, die durch den Rückgang des Baubooms in den Jahren 2008 und 2009 stark nachgelassen haben."