Energieeffizienz in Bestform

Interview mit Beat Bruderer, Geschäftsführer der Sager AG

Wirtschaftsforum: Herr Bruderer, die SAGER AG ist ein fast 75- jähriges Familienunternehmen, das mit 150 Mitarbeitern unabhängig am Markt agiert und sich mit Pionierleistungen und Qualitätsprodukten eine führende Markstellung erarbeitet hat. Was sind für Sie rückblickend wichtige Meilensteine in der Unternehmensgeschichte?

Beat Bruderer: Die Unternehmensgründer Herbert und Kurt Sager begannen 1949 mit der Produktion von Korkdämmstoffen, stellten die Produktion dann schnell um und begannen Dämmungen aus expandiertem Polystyrol (EPS) zu entwickeln und zu vermarkten. Damit waren sie der erste EPS-Hersteller in der Schweiz. Anfang der 1980er-Jahre investierten sie in die Glaswollproduktion und erneuerten diese 20 Jahre später. Diese gezielten Investitionen und der Mut, Neues zu wagen, haben zu einem stetigen Wachstum, neuen Produkten und einer führenden Marktstellung geführt.

Wirtschaftsforum: Wie sieht das Portfolio als Ergebnis dieser Entwicklung heute aus?

Beat Bruderer: Heute produzieren wir EPS-Dämmplatten, Glaswolldämmplatten und -rollen unter den hervorragend etablierten Marken SAGEX und SAGLAN. Unsere Produkte werden für das Dämmen der gesamten Gebäudehülle, zum Beispiel Dächer, Fassaden etc. sowie für den Innensausbau, beispielsweise Böden, Trennwände oder im Akustikbereich verwendet. Die Rohrschalenproduktion stellt ein weiteres Standbein dar, mit dem wir in Richtung technische Industrie gehen; hier führen wir die Marke PIPELANE.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an den Produkten?

Beat Bruderer: Bei SAGEX bieten wir objektbezogene Zuschnitte an, zum Beispiel für Gefälledämmungen auf Flachdächern oder für die Element- und Bauteilproduktion. Wir arbeiten hier mit 2-D- und 3-D-Zuschnitten. SAGLAN-Produkte wie Trittschall-, Fassaden-, Kassetten-, Akustik- oder Deckenplatten können zum Beispiel mit Vliesen oder Geweben veredelt werden. Für diese Spezialbeschichtungen steht uns eine eigene Veredelungsabteilung zur Verfügung. Bei den PIPELANE-Produkten stehen Standardgrößen von 1,20 m und verschiedene Durchmesser im Vordergrund. Ungefähr 60% der Produkte sind für den Bau konzipiert, bei 40% geht es um technische Dämmungen mit Heizung, Lüftung und Klima.

Wirtschaftsforum: Gibt es bestimmte Neuentwicklungen im Bereich der Dämmstoffe?

Beat Bruderer: Wir fokussieren uns sehr stark auf die neuen Anwendungsfelder Gebäudehülle, Holzbau, Innenausbau, Akustik, technische Dämmung und Industrieanwendungen. In allen Feldern versuchen wir, Mehrwert zu generieren. Als Komponentenlieferant agieren wir auf einem austauschbaren Markt, auf dem der Preis entscheidet. Unsere Komponenten haben zwar wichtige Funktionen, sind aber unsichtbar. Vor diesem Hintergrund arbeiten wir an der Entwicklung hin zum Systemanbieter. Wir wollen weg von Einzelkomponenten hin zu Systemlösungen mit einem besonderen Fokus auf den Service. Wir haben eine eigene Spedition, helfen beim Abladen der Ware, bieten kundenspezifische Zuschnitte. Diese zusätzlichen Services sind entscheidend und bilden einen wesentlichen Teil unseres Angebots.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die aktuelle Marktposition und der Markt im Allgemeinen aus?

Beat Bruderer: Wir sind ein relativ kleiner Player in der Schweiz und eher in Nischenmärkten aktiv. Aus der Historie heraus sind wir sehr gut bei Holz- und Fassadenbauern aufgestellt. Für uns ist das ein spannendes Umfeld, auch im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und momentan stark gefragt. Nachhaltigkeit ist ein zentraler Aspekt unserer Arbeit und wird auch für Kunden immer wichtiger. Unsere Hochleistungsdämmstoffe helfen Energie zu sparen; damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Umwelt.

Wirtschaftsforum: SAGER agiert damit auf einem Wachstumsmarkt. Welchen Herausforderungen stellen Sie sich aktuell?

Beat Bruderer: Ein Problem ist natürlich der Fachkräftemangel. Unser Standort ist verkehrstechnisch nicht gut erschlossen; dafür arbeiten wir mit Hochdruck daran, die Attraktivität des Arbeitsplatzes zu verbessern. Mitarbeiter schätzen das familiäre Umfeld, kurze Entscheidungswege, schnelle und gute Kommunikation sowie die Möglichkeit, aktiv an der Unternehmensentwicklung mitzuwirken. Wir ermutigen sie, den Weg mitzugehen, damit Visionen erfüllt werden können. Eine weitere He-rausforderung wird die Digitalisierung sein. Seit mehr als zwei Jahren arbeiten wir daran, Anlagen für die Industrie 4.0 fit zu machen, Verkaufsprozesse zu digitalisieren und zum Beispiel einen Webshop für unsere Kunden einzurichten – das wäre der erste dieser Art in der Schweiz. Ein ernsthaftes Problem ist natürlich die Energiekrise. Verbraucher wollen Energie sparen und interessieren sich verstärkt für unsere Dämmstoffe; wir sind jedoch direkt abhängig von Strom- und Gaspreisen und müssen uns fragen, wie wir in Zukunft ressourcenschonend produzieren können. Deshalb arbeiten wir fokussiert an verschiedenen Szenarien und konzentrieren uns auf das, was wir wirklich beeinflussen können wie Prozessoptimierungen und neue Lösungen, die der Markt tatsächlich braucht. In der Vergangenheit hat SAGER viel Entrepreneurship gezeigt, früh in neue Technologien investiert und zum Beispiel von Kork auf EPS umgestellt. Auch im Bereich Glaswolle war man ein Pionier. Auf dem Weg hin zum Systemanbieter wird dieser Pioniergeist auch künftig entscheidend sein.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

Die richtigen Verbindungen unter einem Dach

Interview mit Marian Mehlhose, Geschäftsführer und Jürgen Bartenstein Leiter Vertrieb der KRUG Holzsystembinder GmbH

Die richtigen Verbindungen unter einem Dach

Dachbindersysteme und Holzrohbau bilden das Fundament für eine moderne und nachhaltige Bauweise. Als zentrale Elemente im Konstruktionsprozess von Gebäuden bieten sie nicht nur Stabilität und Sicherheit, sondern auch vielfältige gestalterische…

Modulare Effizienz vom Rohbau bis zum Hochbau

Interview mit Hauke Lattmann, Geschäftsführer der HABAU Deutschland GmbH

Modulare Effizienz vom Rohbau bis zum Hochbau

Seit seiner Gründung hat sich HABAU Deutschland mit Sitz in Heringen als ein führender Akteur in der deutschen Bauindustrie etabliert. Seine Geschichte ist geprägt von Innovation, Qualität und einem starken…

Projekte aus Liebe zur Gestaltung

Interview mit Dipl.-Ing. Johannes Klein, Geschäftsführender Gesellschafter der Kemper · Steiner & Partner Architekten GmbH

Projekte aus Liebe zur Gestaltung

Architekten sind die Visionäre unserer gebauten Umgebung, die Künstler des Raumes und die Ingenieure der Ästhetik. Durch ihre kreativen Köpfe und ihre technische Expertise formen sie unsere Städte und Landschaften,…

Spannendes aus der Region Dürrenäsch

„Wir wollen uns noch stärker als Systemanbieter positionieren!“

Interview mit Patrick Eggen, VP Global Marketing & Communications der Signode

„Wir wollen uns noch stärker als Systemanbieter positionieren!“

Signode ist europaweit für ihre umfassende Kompetenz in der Transportgutsicherung bekannt. Wie das Unternehmen seine Kunden gerade im Bereich Robotics und Warehouse-Automation noch umfassender unterstützen möchte und welche Wirkung zentrale…

Verpackungen, die Erfolg schaffen

Interview mit Stefan Wüthrich, CEO der Kern AG

Verpackungen, die Erfolg schaffen

Der E-Commerce wächst und mit ihm der Bedarf an Verpackungslösungen. Die Kern AG aus der Schweiz ist Experte für Kuvertier- und Verpackungsmaschinen. Mit hoch automatisierten und modular aufgebauten Lösungen begegnet…

Pharma-Vertriebsprofi  für die Schweiz

Interview mit Thomas Wirth, CEO der BioMed AG

Pharma-Vertriebsprofi für die Schweiz

Der Handel mit Arzneimitteln ist in Europa hochreguliert, innerhalb und außerhalb der EU. Das gilt für verschreibungspflichtige Mittel genauso wie für OTC-Produkte und selbst für Nahrungsergänzungsmittel. Auch große Branchennamen setzen…

Das könnte Sie auch interessieren

Im Rahmen des Möglichen

Interview mit Fabian Pernpointner, Geschäftsführer SPAGL GmbH

Im Rahmen des Möglichen

Ein Bild wird erst in Szene gesetzt, wenn es eingerahmt wird. Genau diesem Thema hat sich ein Unternehmen aus Bayern gewidmet: SPAGL GmbH. Das Familienunternehmen in der vierten Generation…

„Wenn unsere Maschine nicht läuft, sinkt im Unternehmen die Stimmung!“

Interview mit Jörg Baumgart, Geschäftsführer der Kaffee Partner GmbH

„Wenn unsere Maschine nicht läuft, sinkt im Unternehmen die Stimmung!“

Kaffee ist ein unverzichtbarer Treibstoff für kreative Ideen und gehaltvolle Meetings in deutschen Büros. Seit über 50 Jahren bietet die Kaffee Partner GmbH ihren B2B-Kunden im DACH-Raum zielgerichtete Lösungen an,…

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Interview mit Olaf Thode, Geschäftsführer der Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Die Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH blickt mit inzwischen zwei Filialen in Mittelhessen auf fast vier Jahrzehnte Erfahrung im Sanitätshausgeschäft zurück. Neben Pflegebetten und Aktivrollstühlen vertreibt das Unternehmen mit ERGOFITair…

TOP