Niki Lauda: So schnell es geht, ich bin bereit

Unternehmer und Formel-1-Legende Niki Lauda im Interview

Wirtschaftsforum: Herr Lauda, Sie haben Anfang des Jahres die Fluggesellschaft LaudaMotion gegründet. Haben Sie das Fluggeschäft nach dem Verkauf von FLY NIKI so sehr vermisst oder gab es andere Gründe für diese Entscheidung?

Niki Lauda: Das hat sich einfach so ergeben. Ronny Pecik, der damalige Inhaber von Amira Air, rief mich im Dezember 2015 an. Er wollte sein Unternehmen verkaufen und fragte, ob ich Interesse hätte. Ich selbst kannte die Firma schon seit Jahren und hatte einen sehr positiven Eindruck von ihrer bisherigen Entwicklung. Natürlich kam meine Erfahrung mit LAUDA AIR und FLY NIKI dazu. Außerdem kenne ich mich im Executive-Geschäft recht gut aus, weil ich selbst schon seit Jahrzehnten ein entsprechendes Flugzeug habe. Das waren für mich schon genug Gründe, um die Herausforderung anzunehmen.

Wirtschaftsforum: LaudaMotion ist also nicht mit einer klassischen Fluggesellschaft zu vergleichen?

Niki Lauda: Nein, wir haben mit einer klassischen Fluggesellschaft nicht allzu viel gemein. LaudaMotion betreibt im Kern das operative Management sowie die Charter von Flugzeugen privater Besitzer. Das umfasst alles, vom Pilotentraining über das Catering an Bord bis hin zur Fremdvermietung. Schließlich will sich ein Flugzeugbesitzer nicht um all diese Dinge, die zum Betrieb notwendig sind, noch nebenher kümmern müssen.

Wirtschaftsforum: Und was zeichnet Ihr Angebot gegenüber der Konkurrenz aus?

Niki Lauda: Ganz besonders wichtig ist für mich die Ausbildung und Qualifikation der Piloten. Jede Fluggesellschaft hat da ihre eigenen Standards, die sie selbst festlegt. Durch meine Erfahrung suche ich praktisch nach den besten Piloten auf dem Markt überhaupt. Das Maß aller Dinge sind die Sicherheitsstandards ‘Made by Niki Lauda’.

Niki Lauda
„Ich sehe mich bei LaudaMotion als klassischer mittelständischer Unternehmer und als solcher trete ich auf.“ Niki Lauda

Wirtschaftsforum: Das ist ein sehr serviceorientiertes Geschäftsmodell, das viel direkten Kundenkontakt erfordert. Macht sich der Name Niki Lauda dabei überhaupt bemerkbar?

Niki Lauda: Ich bin als Geschäftsführer voll in das Tagesgeschäft eingebunden. Das bedeutet natürlich auch den direkten Kontakt mit den Kunden. Ich möchte immer wissen, ob die Kunden zufrieden sind. Denn diese Kundenzufriedenheit ist ja mein erklärtes Ziel! Wir wollen uns von der Konkurrenz unterscheiden, und zwar in der Liebe zum Detail und einem Mehr an Qualität.

Wirtschaftsforum: Welche Rollen nehmen Sie denn bei LaudaMotion sonst noch ein?

Niki Lauda: Ich sehe mich als Kopf des Unternehmens, der sich um alles bis in das letzte Detail kümmert, sonst bist du nicht schnell genug. Aber natürlich trete ich auch als ‘Vertriebler’ mit dem Ziel auf, den einen oder anderen Kunden an Bord zu holen. Gleichzeitig kann ich LaudaMotion aber mit meinen anderen Tätigkeiten, wie beispielsweise meiner Position im Aufsichtsrat des Mercedes-Formel-1-Teams um Toto Wolff, gut verbinden.

Wirtschaftsforum: Was sind Sie denn nun: Geschäftsmann, Formel-1-Legende oder Aufsichtsratsvorsitzender bei Mercedes?

Niki Lauda: Ich sehe mich bei LaudaMotion als klassischer mittelständischer Unternehmer und als solcher trete ich auf.

Wirtschaftsforum: Hat sich Ihr unternehmerischer Anspruch bei LaudaMotion bisher auch in Zahlen umsetzen lassen?

Niki Lauda: Wir machen in diesem Jahr einen Umsatz von 50 Millionen EUR. Das ist für mich ein ordentliches Ergebnis. Wobei man natürlich immer versuchen muss, weiter zu wachsen.

„Was mich in meinem Leben überhaupt nicht interessiert, sind Grauzonen. Immer wenn es Diskussionen gibt, sage ich, dass ich keine Grauzonen will, sondern Schwarz oder Weiß.“ Niki Lauda
Niki Lauda

Wirtschaftsforum: Viele bringen Wachstum mit der Digitalen Transformation in Verbindung. Verfolgen Sie eine konkrete Strategie im Hinblick auf die Modernisierung Ihres Unternehmens?

Niki Lauda: Das ist bei uns in dieser Form kein Thema. Wir richten uns schlichtweg nach dem Bedarf der Firma, und da sind wir auf der Höhe der Zeit. Es gibt also keine Start-up-Kultur oder Ähnliches. Wir gehen den Weg, der für das Wachstum von LaudaMotion am besten geeignet ist.

Wirtschaftsforum: Sie haben schon eine ganze Reihe unterschiedlicher Berufe ausgeübt. Was ist dabei die gemeinsame Klammer?

Niki Lauda: Ich bin ein Mensch, der großen Wert auf Details legt. Das ist schon seit meiner Zeit als Rennfahrer so. Wenn ich mich nicht um alle Details kümmere, dann läuft der Rennwagen nicht rund oder ist zu langsam. Diese Fokussierung auf Details ist mir auch bei all meinen anderen Tätigkeiten zugutegekommen. Die Namen Niki Lauda und LaudaMotion wecken einfach eine Erwartungshaltung, die ich auf keinen Fall enttäuschen darf.

Wirtschaftsforum: Was ist demnach die Motivation von Niki Lauda? Was ist Ihr ‘Drive’?

Niki Lauda: Der ist angeboren [lacht]. Es gibt Leute, die haben mehr oder weniger Drive. Ich habe den schon immer gehabt. In erster Linie natürlich noch stärker durch meinen ersten Job als Rennfahrer. Wenn man da buchstäblich keinen ‘Drive’ hat, kommt man nicht weiter. Immer wenn ich etwas sehe, was mich als Herausforderung interessiert, nehme ich sie an.

Wirtschaftsform: Gibt es denn bestimmte Erfahrungen, die Sie aus dem Cockpit des Rennwagens mit in die Unternehmerwelt einbringen konnten?

Niki Lauda: Nicht viel reden [lacht erneut], auf das Ziel fokussiert sein und es konsequent umsetzen. Was mich in meinem Leben überhaupt nicht interessiert, sind Grauzonen. Immer wenn es Diskussionen gibt, sage ich, dass ich keine Grauzonen will, sondern Schwarz oder Weiß. Denn wenn man Schwarz oder Weiß hat, kommt man schneller voran. Sie müssen immer schneller und besser sein als die anderen. Je weniger man herumredet, desto mehr Zeit hat man für das Wesentliche.

Wirtschaftsforum: Es geht also immer um Wettbewerb und Sieg?

Niki Lauda: Jawohl [zögert]. Wobei die Wirtschaft bei weitem nicht so transparent wie der Sieg in einem Grand Prix ist. Da fährt man über die Ziellinie und hat gewonnen. In der Wirtschaft ist das schon anders. Aber trotzdem sage ich auch hier: Schneller als die anderen zu sein, ist die Maxime.

Niki Lauda
„Man muss eigentlich immer über die Niederlagen sprechen. Weil ich aus denen viel mehr lernen kann als aus Erfolgen. Aus Erfolgen lernt man überhaupt nichts.“ Niki Lauda

Wirtschaftsforum: Für viele Menschen sind Sie ein Gewinner. Dabei kennen Sie sich auch mit Niederlagen aus. Wie gehen Sie damit um?

Niki Lauda: Über das Gewinnen zu diskutieren ist mir ehrlich gesagt zu langweilig. Man muss eigentlich immer über die Niederlagen sprechen. Weil ich aus denen viel mehr lernen kann als aus Erfolgen. Aus Erfolgen lernt man überhaupt nichts. Aus Niederlagen und Rückschlägen lassen sich hingegen Konsequenzen ziehen. Das zählt für das Privatleben genauso wie für das Berufliche.

Wirtschaftforum: Wie bewerten Sie die aktuelle Branchenentwicklung der Luftfahrt?

Niki Lauda: In der Luftfahrt gibt es immer diese Wellen, die alle fünf bis sechs Jahre kommen. Im Moment sind wir in einer Phase des Überangebots. Der Executive-Bereich hat den Wegfall des russischen Markts zu spüren bekommen. Wir haben in diesem Bereich kein großes Wachstum, aber auch keinen Rückgang. Nach meinem Empfinden wird sich das in zwei bis drei Jahren wieder ändern, weil die Flugzeugproduktion insgesamt zurückgefahren wird, um sich dem Markt anzupassen. Sobald sich die Lage stabilisiert hat, geht es wieder von Neuem los. Das sind die Zyklen, die aber bekannt sind.

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