Mehr als nur Schwein gehabt
Interview mit Kristin Eisenberg, Geschäftsführerin der Villa Caviciana GmbH
Am Bolsenasee in der Provinz Latium ist die Welt noch in Ordnung. Der Magie dieses Ortes konnten sich auch Friedrich Wilhelm und Mocca Metzeler bei ihrem ersten Besuch nicht entziehen.
„So haben sie brachliegendes Land gekauft und bewirtschaftet, um etwas für die Region zu tun“, berichtet Kristin Eisenberg, Geschäftsführerin der Villa Caviciana GmbH, die für den Vertrieb in Deutschland zuständig ist. Der Grundgedanke der Metzelers war schon damals, alles biologisch anzubauen. Zunächst drehte sich das Geschäft allein um den Wein – 2007 wurden die ersten Flaschen verkauft.
„Der Weinanbau war das Steckenpferd der beiden Inhaber“, erzählt die Geschäftsführerin. Dann kamen die Schafe: Zackelschafe, die sich als ‘Rasenmäher’ zwischen den Olivenbäumen nützlich machen. Das Landgut beschäftigt heute 23 Mitarbeiter und umfasst ein Areal von 160 ha, davon 22 ha für den Weinanbau, sowie 6.500 Olivenbäume und eine eigene Ölmühle.
Freilebende Schweine
Inzwischen sind weitere Vierbeiner eingezogen: Mangalitza Wollschweine, die in Familienverbänden in den großen Eichenwäldern des Betriebs leben. Die ursprünglich ungarische Rasse hat besondere Vorteile, erzählt Kristin Eisenberg: „Als einzige Schweinerasse produzieren diese Tiere kein Cholesterin. Die Qualität des Fleisches ist hervorragend. Es ist sehr zart, da die Schweine viel Bewegung haben und sich natürlich ernähren.“
Bisher wurde das Fleisch ausschließlich in Italien verkauft, als Frischfleisch, meist aber als verarbeitetes Produkt wie Schinken, Prosciutto, Lardo oder Salami. „Die Feinkostsparte wird wichtig für uns“, sagt die Geschäftsführerin auch im Hinblick auf die zukünftigen Auslandsaktivitäten. Denn während das Schweinefleisch bisher nur regional an Gastronomie und Handel verkauft wurde, wird der Betrieb nun auf EU-Zertifizierung umgestellt, sodass auch exportiert werden kann. „Damit werden wir nach Deutschland gehen“, kündigt Kristin Eisenberg an.
Ausgezeichnete Weine
Das Hauptstandbein ist jedoch nach wie vor der Weinanbau – und das wird auch so bleiben. Ob internationale Rotweinsorten, Chardonnay oder das Flaggschiff des Landguts, der Faustina, ein Cuvée aus Cabernet Franc, Merlot und Sauvignon, die Weine der Villa Caviciana wurden bereits vielfach prämiert und werden selbst nach Asien und in die USA exportiert. „In der Schweizer Weinhandlung Baur au Lac Vins wurden wir zum Weingut des Jahres gekrönt“, erzählt Kristin Eisenberg stolz.
Neben der Qualität und der rein biologischen Erzeugung punktet der Wein vor allem durch die Identifikation mit der Region und dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Vertrieb des aus einer lokalen Olivensorte hergestellten Olivenöls ist bisher auf Italien beschränkt.
Das Jahr des Schweins
Die Vision, die die Metzelers glaubhaft verfolgen, ist ein Grund für den Erfolg des Betriebs, ist sich die Geschäftsführerin, die seit sechs Jahren dabei ist, sicher: „Wir haben eine große Leidenschaft für das Geschäft. Das merkt man uns und den Produkten an.“
Das Jahr 2018 steht im Zeichen des Marktaufbaus für das Schweinefleisch. Einige Kooperationen, etwa in Berlin und auf Sylt, wurden bereits geschlossen, „Daneben sind Norddeutschland und München für uns wichtige Regionen“, betont Kristin Eisenberg. In der obersten Liga mitzuspielen sei das Ziel. So wünscht sie sich in der Weinbranche einen festen Platz am Markt einzunehmen. „Wir wollen langfristig Fuß fassen und dabei unseren Werten treu bleiben.“