Dem Alltag entschweben
Interview mit Bruno Vattioni, Geschäftsführer der Säntis-Schwebebahn AG
Ein Arbeitsplatz in 2.500 m Höhe, mit einem überwältigenden Blick nach Italien, Deutschland, Frankreich und in die Schweiz, das klingt wie ein Traum. Für den Geschäftsführer der Säntis-Schwebebahn Bruno Vattioni ist es das auch. „Der Säntis ist der schönste Berg weltweit und die höchste Erhebung bis zum Nordpol“, schwärmt er.
Auch seine Gäste möchte er an dieser außergewöhnlichen Atmosphäre teilhaben lassen. Gemeinsam mit seinem 150-köpfigen Team stellt er sich daher ganz in den Dienst der Kunden: „Wir verkaufen Freizeit. Unsere Mitarbeiter sind Verkäufer und Produzenten in einer Person. Wir wollen einfach Freude bereiten und dienen. Das ist unser Steckenpferd.“
Die Lage der Seminarräume in Verbindung mit einem Rahmenprogramm in wunderbarer Natur ist für ihn das, was die Veranstaltungen in seinem Haus so besonders macht. Wer Action sucht, ist hier allerdings fehl am Platz.
„Wir gehen einen nachhaltigen Weg mit naturnahem Tourismus. Auch junge Leute schätzen die Natur. Viele Gäste suchen Entschleunigung. Die finden sie zum Beispiel bei einer Exkursion in unserem NaturErlebnispark.“
Im Sommer gehören auch Walking und Bergtouren, im Winter Schneeschuhwandern und Schlittenfahrten zum Angebot. „Vieles ist bei uns gottgegeben“, betont der Geschäftsführer, der weiß, was er an seinem Job hat: „Der Säntis ist einer der schönsten Arbeitsplätze. Und wir haben ein wunderschönes Produkt, das einfach zu vermarkten ist.“
Seit etwa zehn bis zwölf Jahren liegt der Fokus auf dem Business-Tourismus, „zuvor haben wir nur Freizeit verkauft und waren dadurch sehr wetterabhängig“, erklärt Bruno Vattioni. Die Auslastung ist seitdem gut.
Doch nicht nur Businesskunden zieht es auf den Säntis. 80% der Individualgäste kommen aus der Schweiz, etwa 18% aus Deutschland, vor allem aus Baden-Württemberg und Bayern.
Das Säntis-Projekt
Auch wenn das Konzept neu ist, die Schwebebahn an sich ist schon seit 1935 die Attraktion auf der Schwägalp. „Ihr Gründer war ein visionärer Mensch. Er baute eine der ersten Seilbahnen in der Schweiz“, erzählt Bruno Vattioni. In den 1970er-Jahren wurde eine neue Bahn gebaut und in den 1990er-Jahren ging es mit dem Tourismus in großen Schritten voran.
Im Jahr 2000 wurde das Großprojekt ‘Säntis 2000’ fertiggestellt: Auf dem Gipfel entstand ein moderner 13-stöckiger Mehrzweckbau mit Publikumsräumen, Aussichtsterrassen und Restaurant. Ende 2015 wurde an der Talstation ein Hotel mit 130 Betten, Gastronomie, Seminarräumen und Wellnessbereich eröffnet. Ein gemütliches Gasthaus lädt zudem auf einer Höhe von 1.300 m zum Verweilen ein.
Tourismus und Technik
„Wir sind eine Randregion. Alle kommunalen Aufgaben sind an uns delegiert“, erklärt der Geschäftsführer. Um den Betrieb der Schwebebahn und des betriebseigenen Wasserwerks zu gewährleisten, müssen viele Mitarbeiter nicht nur im Tourismusgeschäft, sondern auch technisch bewandert sein. Er selbst ist Maschinenbau-Ingenieur.
Neben seinem eigentlichen Job engagiert er sich in der Wirtschaftsförderung. „In der Ost-Schweiz haben wir lauter einzelne Kantone. Hier brauchen wir dringend Kooperationen. Kleinräumigkeit geht nicht mehr.“ Das gelte auch für die Region rund um den Bodensee: „Wir stehen in Konkurrenz zu den Übersee-Tourismuszielen und müssen mehr Schlagkraft auf den Markt bringen.“