Schlemmereien von den Schildbürgern
Interview
Wer Pikantes mag, für den gehört Wurst auf den Tisch. Doch nicht irgendeine. Sie muss für Qualität bürgen und im Idealfall den Charakter von Hausgeschlachtetem haben - so wie die Wurst von SFW. Dort bilden seit jeher traditionelle Rezepte der Region die Basis aller Produkte.
Neue Stärke nach der Krise
Die SFW, in der Region einer der größten Fleisch verarbeitenden Betriebe, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Gegründet 1905, war das Unternehmen von 1993 bis 2003 Teil des Löblein-Konzerns und trat am Markt unter dem Namen 'sogut Schildauer Fleischwaren GmbH' auf. Das Unternehmen florierte. Der Umsatz lag 1995 bei 18 Millionen DM, 1998 bei 29 Millionen DM.
Fünf Jahre später geriet der Konzern in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste die Insolvenz anmelden. Für die SFW bedeutete das ein vorübergehendes Aus – bis nach einer zweijährigen Pause die zwei ausgewiesenen Branchenkenner Wilfried Naumann und Frank Weigel das bekannte Unternehmen übernahmen und es fit für die Zukunft machten. Ein Meilenstein, der den damaligen Mitarbeitern Hoffnung auf eine sichere Zukunft gab, war eine Kooperationsvereinbarung mit dem Bereich 'Konsumwaren Diskonthandel' der EDEKA Nordbayern GmbH & Co. KG.
"Wir haben damals mit 40 Mitarbeitern einen Neustart gewagt – und das ohne die Aufnahme jeglicher Fremdmittel", sagt Geschäftsführer Wilfried Naumann. "Wir haben den Betrieb vom Insolvenzverwalter gepachtet und zunächst 120 Fleischfilialen von EDEKA betrieben. Ein Rückschlag folgte, als auf Initiative von EDEKA 76 dieser Filialen plötzlich wegfielen. Wir waren so zu einer weiteren Umstrukturierung gezwungen."
„Wir legen großen Wert darauf, regionaltypische Produkte auf den Markt zu bringen.“ Wilfried Naumann Geschäftsführer
Traditionelle Rezepte, regional - typischer Geschmack
Heute ist das Schildauer Unternehmen sowohl für den 3.200 m2 großen Produktionsbetrieb in Schildau verantwortlich als auch für die Firma FW, die 48 Filialen in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg betreibt. 66 Mitarbeiter sind in der Zentrale tätig, 145 in den Filialen.
"Wir kaufen das Fleisch von ausgewählten Lieferanten zu, da wir keine eigene Schlachterei haben", so Wilfried Naumann. "Das Fleisch kommt zerlegt bei uns an, wir kommissionieren es anschließend für den Verkauf in den Filialen."
Der größte Anteil der Produkte wird von SFW zu SB-Ware verarbeitet, vor allem Theken- und SB-Wurstwaren. Einen zweiten Schwerpunkt bilden Salate, darüber hinaus bietet das Unternehmen Geflügelprodukte für die SB-Theke im Lebensmitteleinzelhandel an.
"Wir legen großen Wert darauf, mit unseren Marken Schildauer, Gockelking, Swing und Landgut regionaltypische Produkte auf den Markt zu bringen", betont Wilfried Naumann. "Produkte wie Leberkäse, Knackwurst, Leberwurst und Sülzwurst demonstrieren diesen regionalen Bezug besonders gut."
Typische SB-Waren sind fettarmes Putenlachsfilet, Frühstücksknacker, Kasslerhähnchenschenkel und Knackwurst mit Kümmel oder Knoblauch – ihr intensiver, unverfälschter Geschmack macht vielen Konsumenten die Entscheidung leicht. Aber auch bei Schälrippen, Corned Beef, Streichmettwurst oder deftig gewürztem Hackepeter kommen Liebhaber von Deftig-Pikantem auf ihre Kosten.
„Unseren Ruf haben wir vor allem der Qualität unserer Produkte sowie absoluter Liefertreue zu verdanken.“ Wilfried Naumann Geschäftsführer
Erfahrungen der Vergangenheit – der Schlüssel für die Zukunft
Verkauft werden die Qualitätswaren zu 90 Prozent im Osten Deutschlands. SFW beliefert Kunden wie Netto Süd und Netto Nord, EDEKA Nordbayern, Sachsen, Thüringen und Minden, Diska-Filialen, Konsum Sachsen Nord sowie Hit-Märkte.
"Wir konnten die SFW in kurzer Zeit auf ein solides Firmenfundament stellen", sagt Wilfried Naumann. "Unseren Ruf haben wir vor allem der Qualität unserer Produkte sowie absoluter Liefertreue zu verdanken. Dass mein Partner und ich auf langjährige Branchenerfahrung bauen können, war natürlich ein riesiger Vorteil. So haben wir es geschafft, bis heute ohne Fremdmittel einer Bank auszukommen. Darauf sind wir besonders stolz."
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre erfüllt die Schildauer mit gesundem Optimismus für die Zukunft. Für 2008 rechnet man mit einem Umsatz von 20 Millionen Euro, von denen sechs Millionen Euro mit den Filialen und 14 Millionen Euro mit der Fleisch- und Wurstwarenproduktion erwirtschaftet werden.