Eine Gruppe unter Strom

Interview mit Mike Lauper, CEO der R&S International Holding AG

Die Gruppe besteht seit 2012 – ihr Know-how aber schon viel länger. Im Rahmen der Nachfolgeplanung ist sie aus der Rauscher & Stoecklin AG hervorgegangen, die im nächsten Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Als letzter verbleibender Hersteller von ölgekühlten Verteiltransformatoren in der Schweiz ist sie eine renommierte Adresse, wenn es um Energieverteilung, Bahnelektrifizierung, Hochstromsteckverbinder sowie Hausanschlusssysteme und Schaltanlagen geht.

Die CGS Management AG, eine Investorengruppe aus der Schweiz, war es, die Rauscher & Stoecklin zu einer internationalen Gruppe ausbaute. Durch die Zukäufe komplementärer Unternehmen aus allen Bereichen der Energietechnik wuchs sie zu einer Holding mit einem für 2018 erwarteten Umsatz von rund 150 Millionen CHF und 700 Mitarbeitern heran.

2014 übernahmen die Investoren zunächst die tschechische SERW, einen Ableger von Skoda, ein Jahr später folgte die polnische Firma ZREW. 2016 wurde auch die italienische Tesar Teil der Gruppe. Ihr Geschäft: Die Produktion von Trockentransformatoren auf der Basis von Gießharz.

„Diese Technologie verhindert ebenfalls das Überhitzen von Transformatoren bei ihrer Induktion. Trockentransformatoren sind im Mittleren Osten sehr beliebt“, berichtet der CEO der Holding Mike Lauper. Sie werden zum Beispiel in einigen der neuen Stadien für die Fussball-WM 2022 in Katar eingesetzt.

Der Zukauf von Tesar brachte auch eine polnische Tochtergesellschaft und ein Joint Venture in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit sich. „Im Vergleich zu großen Playern wie ABB oder Siemens sind wir eine kleine Gruppe. Wir können aber unsere Nischen nutzen und Megatrends wie E-Mobility und Green Energy unterstützen“, so Mike Lauper.

Buy and build

„Die Investorengruppe hat sich der Buy-and-build-Strategie verpflichtet“, sagt der CEO und erklärt: „Aus den einzelnen Unternehmen soll ein Mehrwert kreiert werden, indem das Know-how gebündelt und weiterentwickelt wird und Synergien genutzt werden. Innovationen sollen allen Unternehmen dienen.“

Zu diesem Zweck wurde kürzlich die 1. Technical Conference durchgeführt, in der sich Mitarbeiter aller Unternehmen austauschen. Sie halten Fachreferate, zum Beispiel über die Digitalisierung, aus denen im Anschluss handfeste Themen entwickelt werden.

Mike Lauper, CEO der RS International Holding
„Im Vergleich zu großen Playern wie ABB oder Siemens sind wir eine kleine Gruppe. Wir können aber unsere Nischen nutzen und Megatrends wie E-Mobility und Green Energy unterstützen.“ Mike LauperCEO

Die Digitalisierung ist ein Themenbereich, der die Gruppe in verschiedener Hinsicht umtreibt: Digital Innovation lautet der Oberbegriff im Bereich der Prozessoptimierung. „Das Ziel ist, voll integriert zu arbeiten und Daten zu nutzen, um Informationen über die Gruppe zu erlangen. Wir wollen viel mehr mit den Kunden und miteinander kommunizieren“, betont Mike Lauper.

Das A und O sei, die Datenbasis in den Griff zu bekommen und aus den vorhandenen Daten das Optimum herauszuholen. Produktinnovation lautet der zweite Ansatz. Der Begriff beschreibt die Auswertung von produktbezogenen Daten, die für das Geschäft und die Kunden relevant sind. „Auf diese Weise können wir beispielsweise die Lebensdauer von Produkten besser abschätzen.“

Erfahrungen bündeln, Chancen nutzen

Mike Lauper brachte 30-jährige Erfahrung aus der Konsumgüterindustrie – unter anderem von Lindt & Sprüngli und Amcor – und internationale Führungskompetenz mit, als er im September 2017 als CEO zu R&S kam. Dort ist der Betriebswirt vor allem dafür zuständig, die Synergien der Gruppe zusammenzuführen.

„R&S soll so zur Spezialistenmarke im Bereich Energietechnik werden, die sich in verschiedenen Nischen eine gute Position geschaffen hat“, erläutert er. Zuvor hatte er sich als Berater selbstständig gemacht. Die Entscheidung, die Selbstständigkeit aufzugeben, fiel nach kurzer Überlegung. „Für mich war es eine schöne Herausforderung, all meine Kompetenzen und Erfahrungen zu bündeln und einzusetzen“, schildert er seine Motivation. Auch weiterhin strebt R&S organisches Wachstum an. Das Portfolio soll optimiert und an neue Märkte angepasst werden.

„Wir suchen Quick-wins, Möglichkeiten, mit unserem Know-how zusätzliche Features und Innovationen zu erarbeiten“, so Mike Lauper, der seine Entscheidung für R&S nicht bereut hat: „Die Arbeit macht mir viel Spaß und ist eine tolle Gelegenheit, die Firmengruppe nachhaltig weiterzubringen.“

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