Wo die Bio-Bohne selbstverständlich ist
Interview mit David Yersin, Geschäftsführer der PRONATEC AG
„Wir kaufen den Kakao von Kleinbauern-Kooperativen in verschiedenen Ländern, so zum Beispiel in der Dominikanischen Republik, in Peru, Panama, und seit diesem Jahr in Madagaskar.“
Mehr Halbfabrikate
Kunden von PRONATEC sind die Lebensmittelindustrie, Vertriebsorganisationen, Supermärkte sowie die Schokoladenindustrie. „Eine unserer Stärken ist die Belieferung von internationalen Private Label-Schokoladenkunden“, erwähnt David Yersin. Viele Kunden aus der Lebensmittelindustrie kaufen auch Kombinationen von Produkten von PRONATEC, zum Beispiel für die Herstellung von Schokolade, Keksen oder Joghurt.
„Wir bieten unsere Produkte mit Bio- und Fair-Trade-Zertifikaten an“, so David Yersin. „Unsere Kunden bekommen von uns genau das, was sie brauchen. So werden den Schokoladeherstellern neben Kakaobohnen auch die Halbfabrikate Kakaobutter, -masse und -pulver angeboten. Die Nachfrage nach Halbfabrikaten ist in den letzten Jahren markant angestiegen. Die Flexibilität, mit der wir als KMU agieren können, ist ein absoluter Wettbewerbsvorteil. Hinzu kommt, dass viele Abnehmer nur ungern bei großen Konzernen einkaufen.“
„Es sollte mehr darauf geachtet werden, dass ein größerer Anteil der Wertschöpfungskette im Ursprungsland bleibt.“ David YersinGeschäftsführer
Erster Bio-Zucker
1976 gründete der Vater von David Yersin die Firma und startete mit der Herstellung des weltweit ersten Vollrohrzuckers SUCANAT. 1985 kam die erste Schokolade hinzu, die ausschließlich mit Vollrohrzucker gesüßt war. 1996 erfolgte die Markteinführung der weltweit ersten biologischen und Fairtrade zertifizierten Schokolade. 1999 folgte der weltweit erste Bio-Fairtrade-Rohrzucker. Im gleichen Jahr wurde in der Dominikanischen Republik die Tochterfirma YACAO ins Leben gerufen, um den eigenen Bio-Kakao herzustellen.
Viel Handarbeit
Neben dem Hauptsitz im schweizerischen Winterthur unterhält PRONATEC Töchter im deutschen Konstanz, in der Dominikanischen Republik und auf Madagaskar. In der Schweiz und in Konstanz arbeiten 40 Beschäftigte. Während der Erntezeit steigt die Anzahl der Mitarbeiter in der Dominikanischen Republik auf 90 Mitarbeiter und auf Madagaskar auf 200, weil in dieser Zeit in beiden Verarbeitungsbetrieben viel Handarbeit geleistet wird.
Der aktuelle Umsatz beträgt 70 Millionen EUR. Für das laufende Jahr erwartet David Yersin sogar einen deutlichen Anstieg auf 80 Millionen EUR. 70% des Umsatzes wird außerhalb der Schweiz erwirtschaftet. Wichtige Absatzmärkte sind vor allem die EU, USA und Kanada, aber auch Länder wie Japan, Australien, Bahrain und Katar werden von PRONATEC beliefert.
Faire Preise für die Kleinbauern
Unlängst wurde PRONATEC von der Zürcher Kantonalbank mit dem zweiten Platz beim KMU Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Naturgemäß legt PRONATEC großen Wert auf faire Bedingungen bei den Kleinbauern-Kooperativen.
„Es sollte mehr darauf geachtet werden, dass ein größerer Anteil der Wertschöpfungskette im Ursprung bleibt“, fordert David Yersin.
Er sieht steigenden Bedarf für fair gehandelte und Bio-Lebensmittel und möchte das Sortiment entsprechend weiter ausbauen. So sind bei den Gewürzen bereits Kurkuma, Gewürznelken und Zimt dazu gekommen. Der Absatz von allen Produkten soll gesteigert werden, Pfeffer, Zitronengras und Cashew-Kerne sollen hinzukommen.