In jedem PKW ein Stück NIFCO KTW

Interview

Vier Fachleute aus der Zuliefererbranche setzten sich 1997 das Ziel, mit einem komplett neu gegründeten Unternehmen zum Direktlieferanten für die Automobilindustrie in Deutschland aufzusteigen: dies war die Geburtstunde von NIFCO KTW.

1998 lief die Produktion an, ein Jahr später folgte die Zertifizierung für die Automobilindustrie. Der erste Auftrag für Opel machte bereits den Bau einer weiteren Logistikhalle nötig, und im Jahr 2000 wurde NIFCO KTW Direktlieferant für Porsche.

Zug um Zug vergrößerte sich das Unternehmen und gewann zusätzliche Kunden, stieg durch zuverlässige und einwandfreie Dienste immer öfter vom Tier-2- zum Tier-1-Lieferanten auf. Im Jahr 2006 wurde ein Lackierbetrieb übernommen, 2014 ein eigenes Entwicklungsbüro in München eröffnet – nicht zufällig nahe am BMW-Firmensitz gelegen.

Freiheiten und Kompetenzen

Ebenfalls 2014 fand die global agierende japanische Nifco-Gruppe großes Interesse an dem Unternehmen, dessen Aufstieg bis heute von zahlreichen Preisen und Auszeichnungen begleitet wird.

Auch nach der Umfirmierung kann NIFCO KTW weiterhin unabhängig handeln – die Erfolgsgeschichte bietet schließlich keinen Anlass für eine strenge Aufsicht.

Das Augenmerk muss auf den Produkten liegen und die Abläufe bleiben schlank. Letztlich sind die Produkte entscheidend und nicht die Checklisten. Roland Furtmayr Geschäftsführer

Ganz im Gegenteil sieht Geschäftsführer Roland Furtmayr sogar einen Wettbewerbsvorteil in den ausgesprochen flachen Hierarchien und der flexiblen, unkomplizierten Unternehmenskultur: „Bei uns ist es nicht wichtig, mit welchem Titel man kommt; unser Montageleiter war vorher Leiharbeiter bei uns. Solche Karrieren sehen wir hier viele, zum Beispiel hat sich der Leiter der Messtechnik vieles selbst beigebracht. Es spricht für eine gute Unternehmenskultur, wenn jeder Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten hat.“

Mehr Verantwortung, mehr Leistung

Den eindrucksvollsten Beleg dafür bietet Roland Furtmayr selbst. Er begann seine Karriere bei NIFCO KTW als erster Angestellter des Betriebs und kann sich noch gut an den Aufbau der ersten Produktionshalle erinnern, an dem er tatkräftig beteiligt war.

Dass persönliche Wertschätzung und Verbundenheit mit dem Unternehmen bei NIFCO KTW großgeschrieben werden, erklärt er ganz pragmatisch: „Wenn man etwas selbst aufbaut, ist die Identifikation damit viel stärker.“

Eine solche Unternehmenspolitik fördert erheblich die Leistungsbereitschaft und Einsatzfreude der Mitarbeiter. NIFCO KTW geht sogar noch einen Schritt weiter: „Bei uns genießen die Mitarbeiter unheimlich viele Freiheiten. Etwa 5% schießen zwar übers Ziel hinaus, deshalb reglementieren wir aber nicht die anderen 95%, denn das wirkt demotivierend.“

Wir wollten nie in Billiglohnländer, sondern es lokal schaffen, denn wir wissen, dass wir dadurch auf lange Sicht Geld sparen. Roland Furtmayr Geschäftsführer

Einfache, aber effektive Mechanismen sorgen dafür, dass die Mitarbeiter auch langfristig für ihre Arbeit einstehen. Dazu Roland Furtmayr: „Unsere Mitarbeiter bleiben verantwortlich für das, was sie tun, und geben diese Verantwortung auch nicht ab. Sie betreuen Projekte über eine ganze Serie hinweg und müssen auch gegen deren Ende noch, also nach mehreren Jahren, für Reklamationen geradestehen.“

Das Produkt ist entscheidend

All diese Maßnahmen eröffnen den Mitarbeitern eine breitere Perspektive, da ihr Aktionsraum nicht bloß auf ein kleines Gebiet beschränkt ist.

„Wir haben keine Einkaufsabteilung, keine strengen Regeln für den Einkauf – nur eine Liste über Outlook. Es muss auch nichts beantragt oder genehmigt werden. Und weil die Aufgabenfelder nicht so scharf voneinander abgegrenzt sind, muss man bei uns in Zusammenhängen denken“, hebt Roland Furtmayr hervor.

Den nötigen Überblick verschafft sich der Geschäftsführer lieber selbst, statt auf eine ausufernde Checklistenbürokratie zu setzen: „Ich laufe jeden Tag durch die Produktion, schaue, ob alles in Ordnung ist, moderiere und spreche mit den Leuten.“

Prozessoptimierung – seine Leidenschaft – bewältigt er so am besten: „Das Augenmerk muss auf den Produkten liegen und die Abläufe bleiben schlank. Letztlich sind die Produkte entscheidend und nicht die Checklisten.“

Qualität vor Ort

Neben seinen Mitarbeitern setzt NIFCO KTW auf modernste Technologie, etwa mit einer Anlage, die mittels Aufschäumen gewichtsreduzierte, stabile Kunststoffe erzeugt.

Ebenso entsprechen die anderen Anlagen, Werkzeuge, Formen und Werkstoffe dem neuesten Stand, wie auch die CAD-Software, mit der die sorgfältige Planung der Bauteile und Komponenten erfolgt.

Seinen Standort im mittelfränkischen Weißenburg hat das Unternehmen übrigens bewusst gewählt: „Wir wollten nie in Billiglohnländer, sondern es lokal schaffen, denn wir wissen, dass wir dadurch auf lange Sicht Geld sparen“, so Roland Furtmayr.

Bei der größten Investition der Firmengeschichte, dem Aufbau eines Produktionsstandortes in Toccoa, Georgia, gab das gleiche Kalkül den Ausschlag: „Deshalb sind wir auch nicht nach Rumänien oder Mexiko gegangen, sondern in die USA. Dort findet man eben leichter ein qualitatives Umfeld und gute Leute.“

Am Maßstab zur Zeit der Gründung gemessen, hat die NIFCO KTW GmbH weit mehr erreicht als ursprünglich geplant: heute werden über 50 Millionen Euro jährlich umgesetzt – bei steigender Tendenz. Opel, BMW, Porsche, VW und Mercedes – sie alle verlassen sich auf die Produkte von NIFCO KTW.

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