Feuchttücher werden ‘grün’

Interview mit Raffael Oess, Generalmanager der Nice-Pak Deutschland GmbH

Nice-Pak kann für sich in Anspruch nehmen, der Erfinder des feuchten Toilettenpapiers, des Feuchttuches, zu sein. Es war 1957, als der amerikanische Unternehmer Robert Julius mit diesem Produkt sein Unternehmen aufbaute. Noch heute ist er im Familienunternehmen beschäftigt, das inzwischen mit seinen Feuchttüchern weltweit vertreten ist und in Europa drei Niederlassungen unterhält, zwei in Großbritannien und eine Produktion am Standort Osterweddingen.

„1987 startete Nice-Pak die Produktion für Europa zunächst in Großbritannien, 2004 kam das Unternehmen dann nach Deutschland. Inzwischen produzieren wir hier im 17. Jahr Feuchttücher aller Art“, so Raffael Oess, der als Generalmanager seit anderthalb Jahren im Unternehmen tätig ist.

Private Label und Eigenmarken

Feuchttücher von Nice-Pak haben den Markt erobert. Dazu gehören Baby-Feuchttücher, Reinigungstücher, feuchtes Toilettenpapier und Haushalts-Reinigungstücher. In Deutschland hat sich das Unternehmen als Produzent für den Private Label-Markt und mit Eigenmarken einen Namen gemacht.

„Wir machen im Prinzip alles und sind streng genommen auch Lohnfertiger für große Brands. Zu unseren Kunden gehören unter anderem große Handelsketten, globale Marken, Retailer und Drogeriemärkte. Daneben sind wir mit Eigenmarken vertreten, mit denen wir in Zukunft stark wachsen wollen. Nice ′N Clean, Sani Hands und Sani Surface, dies sind Tücher zum Desinfizieren und Reinigen von Händen und Oberflächen und in Zeiten der Pandemie sicherlich interessante Produkte“, unterstreicht Raffael Oess.

Der Vertrieb der Eigenmarken verlief bisher über Nordamerika, doch 2020 hat Nice-Pak damit den Sprung über den Teich nach Europa gewagt und baut hier neue Vertriebskanäle auf.

Feuchttücher werden ‘grün’

Aktuell liegt bei Nice-Pak ein starker Fokus auf neuen, nachhaltigen Lösungen. „Wir arbeiten daran, dass Feuchttücher in Zukunft weniger Plastik enthalten und sich besser auflösen, vergleichbar Toilettenpapier, das aus Zellulose besteht. Bei uns geht der Trend hin zu nachhaltigen, grünen Produkten, bei denen wir statt Plastik auf Viskoseapplikatoren setzen. Das ist eines unserer großen Steckenpferde“, sagt Raffael Oess. „Wir wollen nachhaltiger und ‚grüner‘ werden.“

Während vor der Pandemie der Bereich Baby vom Volumen her klar an erster Stelle stand, ist mittlerweile Reinigen und Desinfizieren zum großen Treiber geworden. „Die Nachfrage nach unseren Produkten hat immens zugenommen und verschafft unseren Kunden in der Krise ein Stück weit Seelenfrieden. Unser Angebot ist ganz klar bei den Verbrauchern gefragt.“

Natürlich bieten auch andere Anbieter Feuchttücher, doch für Raffael Oess hat die vordere Position von Nice-Pak am Markt eindeutige Gründe. „Wir haben eine eigene Entwicklung im Haus, was gerade beim Thema Nachhaltigkeit ein großer Vorteil ist, da wir selbst Einfluss auf Entwicklung und Produktion haben. Zudem sind wir schon seit vielen Jahren in unseren Märkten vertreten und kennen unsere Ansprechpartner. Durch die lange Historie ist ein enger Kontakt zwischen Kunden auf der einen und Zulieferern auf der anderen Seite entstanden, von dem alle Seiten profitieren“, unterstreicht Raffael Oess. „Zudem können wir mit der hohen Qualität der Produkte überzeugen. Das ist ein eindeutiger Vorteil, vor allem in einem breit gefächerten Markt, in dem Nice-Pak Produkte für die Märkte Haushalt, Körper, Baby und Kosmetik bietet, also Märkte, die immer wieder andere Anforderungen an ein Produkt stellen.“

‘Weg vom Plastik’ als Strategie

Neuentwicklungen spielen eine große Rolle, und gerade bei der ‘Hardware’, wie Raffael Oess es nennt, lasse sich noch einiges tun. „Was kann das Tuch? Weniger Plastik, neue Decken, neue Stoffe, das sind heute zentrale Fragen. Sie müssen einmal bedenken, dass in der Zeitspanne, die wir am Markt sind, also von 1957 bis 2021, ein völlig neues Bewusstsein in der Bevölkerung entstanden ist“, so der Generalmanager. „Durch neue Prozesse, die mit weniger Rohstoffen auskommen, sind unsere Produkte nachhaltiger geworden und erzielen dabei das gleiche Ergebnis. Auch bei den Verpackungen schauen wir, was wir tun können, damit der grüne Fußabdruck gestärkt wird.“

‘Weg vom Plastik’ ist für Nice-Pak eine klare Strategie für die Zukunft. Zudem sollen die Eigenmarken, die bisher vor allem in Nordamerika verkauft wurden, auch in Europa verstärkt platziert werden. Bei den Produkten zum Desinfizieren und Reinigen sieht das Unternehmen bis mindestens Sommer 2021 eine starke Zunahme, doch auch darüber hinaus wird die Nachfrage hoch bleiben. „Diese Produkte werden weiterhin eine große Rolle spielen, selbst wenn die Pandemie nachlässt. Zu sehr haben die Konsumenten dieses Thema inzwischen verinnerlicht.“

Die Kultur stimmt

Doch nicht nur die Performance auf dem Markt ist für Nice-Pak wichtig, sondern auch der Blick ins Unternehmen. Innerbetrieblich liegt ein großer Fokus auf Weiterentwicklung und Mitarbeiterführung. Die Pandemie hat das Unternehmen bisher gut gemeistert. „Wir sind als Hygieneunternehmen schon immer mit der Desinfektion vertraut. Das hat es für unsere Mitarbeiter schon immer gegeben“, so Raffael Oess. „Wir haben in unserer Produktion naturgemäß hohe Sicherheitsstandards. Sicherlich gibt es bei uns auch Bereiche, in denen Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten können, aber gerade in der Produktion ist das nicht möglich. Und hier haben unsere Hygienekonzepte bisher gut gegriffen.“

Raffael Oess kam vor gut anderthalb Jahren zum Unternehmen. Vorher hatte er in großen Konzernen gearbeitet, doch bei Nice-Pak sprach ihn vor allem die Unternehmenskultur an. „Wenn Sie mir vor einigen Jahren gesagt hätten, ich würde mich um Feuchttücher kümmern, hätte ich wahrscheinlich abgewinkt. Aber inzwischen hat sich mein Blickwinkel geändert. Wir produzieren ein spannendes Produkt, das sich auf vielfältige Weise nutzen lässt. Es ist im Prinzip ein einfaches Produkt mit einem immensen Marktpotenzial. Das fasziniert mich“, sagt Raffael Oess. „Gleichzeitig spricht mich der Umgang miteinander im Unternehmen sehr an. Das habe ich so in meinem bisherigen Berufsleben noch nicht erlebt.“

Wertschätzung für Mitarbeiter

Für ihn ist am Standort in Osterweddingen vor allem der Umgang mit den Mitarbeitern sehr wichtig. „Das ist ein Aspekt, der auch bei der Suche nach guten Mitarbeitern eine entscheidende Rolle spielt“, ergänzt Raffael Oess. „Wir suchen immer gute Mitarbeiter. Unsere Kultur des Miteinanders hat nicht nur mich überzeugt, sondern spricht auch neue Mitarbeiter an. Nur Mitarbeiter, die sich wohlfühlen, können Höchstleistungen erbringen. Diesen Ansatz finden Sie auch in der japanischen Arbeitsphilosophie. Unterstützung ist hier ein zentraler Ansatz. Ich bemühe mich immer, meinen Mitarbeitern den Rücken freizuhalten, damit sie einen Mehrwert für den Kunden erbringen können. Wir tun alles für das Wohlgefühl. Das wissen unsere Mitarbeiter zu schätzen. Und damit hoffen wir natürlich auch, zukünftig Nachwuchs ins Unternhmen zu bringen.“

Neue Mitarbeiter finden nicht nur ideale Arbeitsbedingungen vor, sondern arbeiten für ein Unternehmen, das in den nächsten Jahren noch weiter nach oben will – mit Produkten, die voll im Trend liegen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Interview mit Olaf Thode, Geschäftsführer der Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Die Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH blickt mit inzwischen zwei Filialen in Mittelhessen auf fast vier Jahrzehnte Erfahrung im Sanitätshausgeschäft zurück. Neben Pflegebetten und Aktivrollstühlen vertreibt das Unternehmen mit ERGOFITair…

Werte wahren, Neues wagen

Interview mit Stefan Wirth, Geschäftsführer FUJIFILM medwork GmbH

Werte wahren, Neues wagen

Das Beste aus zwei Welten zu vereinen, bedeutet, neue Möglichkeiten, Chancen und Perspektiven zu haben. Genau das trifft für die FUJIFILM medwork GmbH aus Höchstadt zu. Der Anbieter von medizintechnischen…

Schwäbische Präzision rettet weltweit Leben

Interview mit Florian Tyrs, Vice President Global Operations & General Manager der JOTEC GmbH

Schwäbische Präzision rettet weltweit Leben

Die auch als Hauptschlagader bezeichnete Aorta ist das größte Gefäß innerhalb des menschlichen Körpers und deshalb ganz besonders wichtig. Erkrankungen dieses Gefäßes sind deshalb überaus vorsichtig zu behandeln und erfordern…

Spannendes aus der Region Landkreis Börde

Individuell, komplett, einzigartig

Interview mit Dirk Uhlemann, CFO der Segment-Behälter-Bau GmbH

Individuell, komplett, einzigartig

Löschwasservorratsbehälter sind essenzielle Komponenten jeder Brandschutzanlage. Ihre Fertigung erfordert Erfahrung und Know-how, da die Anlagen höchsten nationalen und internationalen Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen müssen. In Deutschland gibt es nur wenige…

„Was man macht, muss man mit Leidenschaft machen!“

Interview mit Hans-Jürgen Schwarz, Geschäftsführer der Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG

„Was man macht, muss man mit Leidenschaft machen!“

Seit 30 Jahren entwickelt und fertigt die Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG Spezialfahrzeuge. In dieser Zeit hat sich das Unternehmen aus Schönebeck in Sachsen-Anhalt zu einem der führenden Anbieter…

Ein Erlebnis der Fliese

Interview mit Albert Ernst, Geschäftsführer der Fliesen Ernst & Stieger GmbH

Ein Erlebnis der Fliese

Lange dominierten Weiß-, Grau- und Beigetöne, jetzt zeigt man wieder Mut zu Farbe. Das gilt nicht nur für die Mode, sondern auch für Fliesen. Die Möglichkeiten, mit Fliesen Akzente zu…

Das könnte Sie auch interessieren

Schwäbische Präzision rettet weltweit Leben

Interview mit Florian Tyrs, Vice President Global Operations & General Manager der JOTEC GmbH

Schwäbische Präzision rettet weltweit Leben

Die auch als Hauptschlagader bezeichnete Aorta ist das größte Gefäß innerhalb des menschlichen Körpers und deshalb ganz besonders wichtig. Erkrankungen dieses Gefäßes sind deshalb überaus vorsichtig zu behandeln und erfordern…

„Die Verpackung ist kein notwendiges Übel, sondern wichtiger Teil des Produkts!“

Interview mit Dr. Thomas Sawitowski, Senior Vice President Flexible Packaging ACTEGA

„Die Verpackung ist kein notwendiges Übel, sondern wichtiger Teil des Produkts!“

Die Zeiten der Devise „Die beste Verpackung ist gar keine Verpackung“ sind vorbei, meint Dr. Thomas Sawitowski, der global den Fachbereich Flexible Packaging bei ACTEGA verantwortet. Zu wichtig sei das…

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Interview mit Olaf Thode, Geschäftsführer der Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Die Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH blickt mit inzwischen zwei Filialen in Mittelhessen auf fast vier Jahrzehnte Erfahrung im Sanitätshausgeschäft zurück. Neben Pflegebetten und Aktivrollstühlen vertreibt das Unternehmen mit ERGOFITair…

TOP