Last man standing
Interview mit Alexander Wassermann, Geschäftsführer der manroland web systems GmbH
Offiziell gibt es manroland web systems erst seit 2012, denn das Unternehmen ging seinerzeit aus der Insolvenz der Manroland AG hervor. Die Geschichte der Marke reicht jedoch zurück bis ins Jahr 1844. Ein halbes Jahr später lieferte die damalige Maschinen-Fabrik die erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei Nikolaus Hartmann.
Heute ist das Unternehmen, das 900 Mitarbeiter beschäftigt, Teil der Lübecker Possehl-Gruppe. Bei einem weltweiten Marktanteil von 50% bei Zeitungsdruckmaschinen und knapp 80% bei Maschinen für den Illustrationsrollenoffsetdruck ist die Bezeichnung ‘dominant player’ nicht übertrieben.
Dabei ist die Marktsituation alles andere als einfach, berichtet Geschäftsführer Alexander Wassermann: „Wir sind sozusagen der ‘last man standing’. Das Marktumfeld für Rollenoffsetdruckmaschinen ist schwierig, der Markt schrumpft. Verlagshäuser und Druckereien weltweit reduzieren ihre Investitionen in diesem Bereich. Während noch vor elf Jahren auf dem Weltmarkt zwei Milliarden EUR im Jahr in Druckmaschinen investiert wurden, ist der Markt bis heute auf ein Zehntel zusammengeschrumpft.“
Aus alt mach neu
Im Zuge dieser Veränderungen richtet manroland den Fokus auf die Entwicklung innovativer Lösungen und neue Einsatzgebiete für moderne Druckmethoden und -anforderungen. Das Portfolio wurde außerdem durch einen erweiterten Wartungsservice und spezielle Servicedienstleistungen ergänzt.
Immer wichtiger wird der neue Geschäftsbereich ‘refurbishment’ oder auch ‘retro fit’ – die Aufrüstung bestehender Druckmaschinen durch neueste Regelungs- und Steuertechnik. „Wir setzen auf Kontinuität und Investitionssicherheit, wegweisende Technologien und eine starke Serviceorientierung“, fasst Alexander Wassermann die Maximen des Unternehmens zusammen. Er ist überzeugt, dass es auf dieser Basis seine Position als Weltmarktführer im Rollenoffsetdruck und Innovator im digitalen Inline-Finishing und Verpackungsdruck behaupten kann.
„Wir sind sozusagen der ‘last man standing’. Das Marktumfeld für Rollenoffsetdruckmaschinen ist schwierig.“ Alexander WassermannGeschäftsführer
Druckqualität weltweit
Die typischen Kunden sind Druckereien aller Größenordnungen, vom kleinen Familienbetrieb bis zum großen industriellen Druckhaus. So ist manroland web systems bei dem internationalen Medienunternehmen Bertelsmann mit 50 Druckmaschinen vertreten.
Auch in der internationalen Aufstellung gibt es neue Entwicklungen. So ist geplant, ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem größten US-amerikanischen Wettbewerber Goss zu bilden. „Durch diesen Zusammenschluss verbessert sich unsere globale Marktpräsenz, wir können ein breites Produktangebot sowie eine langfristige Rundum-Begleitung unserer Kunden bieten und unterstreichen unsere Kundenorientierung durch die geografische und kulturelle Nähe.“
Weltweit ist manroland web systems in den strategisch wichtigsten Märkten wie den USA, Frankreich, England, China und Australien mit Vertriebsbüros vertreten. 70% beträgt der Exportanteil, wovon die Hälfte auf Europa entfällt.
Werbung weiter gefragt
Als Highlight im Produktangebot von manroland bezeichnet Alexander Wassermann die 2 x 80 Seiten LITHOMAN Rollenoffsetdruckmaschinen, die das Unternehmen an den Druckdienstleister WKS geliefert hat. „Diese sogenannten Doppeldeckermaschinen arbeiten im Verbund und haben eine Leistung von acht Millionen Seiten pro Stunde“, erklärt er.
Derzeit werden neue Lösungen für den Verpackungsdruck entwickelt. „Unsere Rollenoffsetmaschinen in diesem Bereich werden unseren Kunden, den Verbrauchern und der Umwelt erhebliche Vorteile bringen“, kündigt der Geschäftsführer bereits an. In Deutschland seien besonders die Maschinen für den Druck von Werbeprospekten gefragt. Diese sind in der Lage, 5,5 Millionen DIN A4 Seiten pro Stunde zu drucken.
Einen großen Anteil haben jedoch auch Druckmaschinen für den Illustrationsdruck, die zur Herstellung von Hochglanzmagazinen benötigt werden. Die Hälfte des Jahresumsatzes, der 2017 bei 240 Millionen EUR lag, wird mit dem Verkauf neuer Maschinen erzielt. Über eine B2B-Onlineplattform vertreibt manroland als klassischer Maschinenbauer auch Ersatzteile und weitere Druckereiprodukte.
Emotionen auf Papier
Für Alexander Wassermann steht außer Frage, dass das bedruckte Papier eine Zukunft hat: „Natürlich wird die Entwicklung bei den Onlinemedien immer weiter voranschreiten, da diese auch enorme Vorteile mit sich bringen. Doch durch das gedruckte Wort und Bild werden bei den Menschen immer noch die größten Emotionen geweckt. Gerade in der Werbung hat das gedruckte Medium deshalb noch immer einen hohen Stellenwert.“
Auch im Hinblick auf die Umwelt sei das Print-Produkt nicht so negativ zu bewerten, wie es oft dargestellt wird. „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und bei der Herstellung von Papier haben wir einen geschlossenen natürlichen Kreislauf.“
Das Schrumpfen des Marktes wird das Unternehmen noch lange beschäftigen, ist er sich sicher und nennt dazu eindrucksvolle Zahlen: „Die chinesische Zeitung Beijing Daily wurde noch vor ein paar Jahren in einer Auflage von über drei Millionen Exemplaren gedruckt. Heute sind es nur noch 250.000.“ Dennoch sieht er für die Zeitung nicht ganz schwarz: „In Deutschland ist die gedruckte Zeitung immer noch ein erfolgreiches Informationsmedium.“