Therapie am Kern des Problems

Interview mit Holger Wenschuh, Geschäftsführer JPT Peptide Technologies GmbH

 „Die moderne Krebs-Immuntherapie fokussiert zunehmend auf individuelle Therapiekonzepte“, erläutert Dr. Holger Wenschuh, Geschäftsführer von JPT. „Die klassische Chemotherapie hat weiter ihre Daseinsberechtigung, wird aber häufig von Nebenwirkungen und Resistenzen begleitet. Ein moderner Ansatz besteht darin, den einzelnen Tumor durch eine Biopsie zu analysieren. Es ergeben sich individuelle Muster von Antigenen. Das sind Proteine, die man nutzen kann, um für den Patienten ein maßgeschneidertes Therapiekonzept zu ermitteln, welches das vorhandene Immunsystem mobilisiert, den eigenen Tumor zu bekämpfen. Diese Art von Behandlung ist noch kein Standardverfahren, befindet sich aber in einem hochgradig dynamischen Entwicklungsprozess.“

Therapie in vier Phasen

Die Therapieentwicklung findet in vier Phasen statt. „Die Analyse und Identifizierung der Antigene ist die erste Phase“, erklärt Holger Wenschuh. „Dazu braucht man tausende von Peptiden. Aus diesen werden dann in der zweiten Phase, der Validierung, die relevanten Peptide herausselektiert. Erst dann beginnt in der dritten Phase die eigentliche Therapie, bei der Peptide dem Patienten direkt injiziert, zur Herstellung von Abwehrzellen verwendet oder in Form einer RNA verabreicht werden, die so codiert ist, dass Peptide im Körper gebildet werden. In der vierten Phase helfen unsere Peptide dann auch, die Reaktion des Patienten und dessen Immunsystems auf die Therapie zu beobachten. Wir messen, inwieweit die Therapie auf molekularer Ebene zum Erfolg führt.“

Die Werkzeuge für Immuntherapien machen 75% des Jahresumsatzes von zehn Millionen EUR aus, der Rest entfällt auf Proteomics. „Wir stellen Nischenprodukte her“, betont Holger Wenschuh. „Und diese kann man nur erfolgreich platzieren, wenn das Produkt gut ist und man international gut aufgestellt ist. Wir haben deshalb schon ein Jahr nach der Gründung im Jahr 2004 eine Tochterfirma in den USA etabliert. Jetzt haben wir zwei Standorte dort, in Boston und Denver. Rund die Hälfte unseres Umsatzes machen wir in den USA, 35% in Europa. Traditionell ist Nordamerika gut, aber ich sehe auch Potenzial in China.“

„Aufgrund unserer Historie haben wir von Beginn an qualitativ hochwertige Produkte hergestellt.“ Holger WenschuhGeschäftsführer

 Expansion zum Erfolg

Ursprünglich ist die Firma, die 80 Personen beschäftigt, aus der Jerini AG, einem Berliner Biotech Unternehmen ausgegliedert worden. Seit 2009 ist sie Teil der BioNTech AG und hat sich auf Onko-Immunologie spezialisiert.

„Seit fünf Jahren wachsen wir zweistellig“, offenbart Holger Wenschuh. „In unserem Segment sind wir einer der weltweiten Marktführer.“ Aktuell plant die Firma einen Neubau für 2018, um dem rapiden Wachstum gerecht zu werden.

„Wir expandieren jetzt schon, trotz der räumlichen Einschränkungen“, erklärt Holger Wenschuh. „Wir wollen uns zu einem strategischen Full-Service-Partner für unsere Kunden entwickeln und bis 2025 zum bevorzugten Entwicklungspartner für individualisierte Krebstherapiekonzepte.“

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