Google in der Krebsforschung
Interview mit Prof. Dr. Hartmut Juhl, Präsident und CEO der Indivumed GmbH
„Die Idee zur Gründung von Indivumed entstand noch vor der Internet- und Biotech-Blase um die Jahrtausendwende“, erinnert sich Prof. Dr. Hartmut Juhl, der die Firma 2001 mit drei Partnern in Hamburg gegründet hat. „Der Plan war daher, erst Geld über die Kapitalmärkte zu beschaffen. Dass es dann anders kam, ist aber eigentlich gut gewesen. Wir haben eine solide Struktur aus 19 privaten Gesellschaftern geschaffen. Das ist für uns langfristig gesehen sehr von Vorteil.“
Inzwischen kann das Unternehmen, für das 99 Mitarbeiter tätig sind, eine jährliche Wachstumsrate von 20% verzeichnen. „Das war natürlich nicht immer so“, gibt Prof. Dr. Juhl zu. „Der Kern unserer Geschäftstätigkeit ist ja unsere Datenbank, bestehend aus speziell gesammelten Proben von Patienten und klinischen Informationen. Dieser Aufbau hat viele Jahre gedauert. Unser Wachstum hat erst seit etwa drei Jahren so richtig Fahrt aufgenommen. Wir sind also jahrelang in Vorleistung gegangen. Nachdem wir die Ressource aufgebaut haben, wollen wir sie nun auch selbst nutzen. Wir bauen daher nun eine Datenbank auf, in der wir auch die ganzen molekularen Daten aus den Geweben gewinnen, um dann über diese Daten ein Angebot machen zu können, mit dem man ohne große Analysen sofort Fragen beantworten kann zum Krebsgeschehen, zur Entwicklung von neuen Medikamenten und Therapien.“
Einzigartige Qualität
Indivumed hat in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit geleistet, auch durch die durchdachte Methodik. „Im Hinblick auf die Qualität und die damit verbundene Vielzahl an Forschungsmöglichkeiten sind wir einzigartig“, betont Prof. Dr. Juhl. „Dies hat mit speziellen Prozessen zu tun, die wir uns leisten und die in allen kooperierenden Kliniken identisch sind. Dazu gehören die standardisierte, ISO-zertifizierte Probengewinnung und die extrem kurzen Ischämiezeiten, die die Proben so wertvoll machen. Die Zuverlässigkeit unserer Datenbank wird in der Pharmabranche, aber auch in akademischen Einrichtungen nach wie vor als einzigartig angesehen. Unser Kooperationspartner Dr. Bert Vogelstein von der John Hopkins University in Baltimore (USA) meint, wir hätten das Potenzial, zur Google-Company in Sachen Krebs zu werden. Das klingt jetzt vielleicht etwas plakativ und ist wahrscheinlich auch ein bisschen übertrieben, aber die Grundidee wird damit deutlich, nämlich, dass man bei uns in die Datenbank sieht und eine Antwort auf seine Fragestellung in der Krebsforschung erhält. Und damit letztlich auch für die Therapie von Patienten.“