Die Kunst der Logistik stellt den Menschen ins Zentrum
Interview mit Andreas Janetzko, Sprecher der Geschäftsführung der MBS Speditionsgesellschaft
Wirtschaftsforum: Herr Janetzko, das Logo Ihres Unternehmens stellt ein kunstvoll stilisiertes menschliches Gesicht dar – für die Logistikbranche eine nicht gerade typische Wahl. Welche Werte möchten Sie durch dieses Erkennungszeichen transportieren?
Andreas Janetzko: Auf jeden Fall unsere zentrale Überzeugung, dass der Mensch im Mittelpunkt von allem stehen muss, was wir tun: Wir wollen das Gesicht in der digitalen Supply Chain sein. Damit möchten wir zum Ausdruck bringen, dass in unserem Unternehmen trotz aller Digitalisierungsmaßnahmen, die wir in den letzten Jahren in großem Umfang umgesetzt haben, Menschen direkt und persönlich mit dem Kunden kommunizieren und sich seiner Probleme annehmen: keine automatisierte Computerstimme, keine gesichtslosen Callcenter in Asien. Unser Slogan – the Art of Logistics – ist für uns Programm: Wir suchen die Nähe zum Kunden und den intensiven Austausch mit ihm.
Wirtschaftsforum: An welcher Stelle macht sich diese Ambition besonders deutlich bemerkbar?
Andreas Janetzko: Neben den Logistikklassikern Land-, Luft- und Seetransport sowie unseren umfangreichen Lagerlogistiklösungen bieten wir seit knapp vier Jahren einen Service namens Anytime an. Wie es der Name bereits vermuten lässt, stehen unsere Mitarbeiter im Rahmen dieses Angebots buchstäblich 24 Stunden am Tag und 7 Tage pro Woche bereit, um spezifische Logistikdienstleistungen umzusetzen. Besonders gefragt ist unser Anytime-Service im Automotive- und Pharmabereich, zum Beispiel beim Transport von Transplantationsorganen oder speziellen Ersatzteilen für Unternehmen aus dem Automobilzulieferer-Segment: Binnen 15 Minuten nach Eingang der Anfrage können unsere On-Board-Kuriere mit der Umsetzung beginnen, um das jeweilige Frachtgut an einen beliebigen Ort der Welt zu verbringen und es dort dem jeweiligen Empfänger persönlich zu übergeben.
Wirtschaftsforum: Was ist die wichtigste Voraussetzung für eine solch umfangreiche Flexibilität?
Andreas Janetzko: Eine Crew, die bereit ist, diesen Spirit im Alltag konsequent zu leben, und die sich mit all ihrem Wissen und Engagement einbringt. Auch an dieser Stelle genießt unsere Ambition, den Menschen ins Zentrum unseres Handelns zu stellen, höchste Priorität. Dabei zeichnet sich unsere Unternehmenskultur durch eine permanente konstruktive Unzufriedenheit aus. Wir fragen uns ständig: Wie können wir noch besser werden? In welchen Segmenten könnte unser Know-how noch gefragt sein?
Wirtschaftsforum: Dieser Blick zu immer neuen Horizonten spiegelt sich auch in Ihrer Unternehmensgeschichte wider.
Andreas Janetzko: Die Gründung unseres Unternehmens erfolgte 1987 – wie es sich für ein visionäres Projekt gehört – ganz klassisch in einer Garage. Mittlerweile ist daraus ein Geflecht aus über 40 Niederlassungen auf der ganzen Welt entstanden, das von Anfang an getreu dem Motto ‘Management by Objective’ geführt wurde: Wir vertrauen auf die lokale Expertise unserer Teams in den jeweiligen Märkten und ermöglichen ihnen durch eine Beteiligung an der Gesellschaft auch eine Partizipation am gesamten Unternehmenserfolg.
Wirtschaftsforum: Auf welche Horizonte richtet sich derzeit Ihr Blick?
Andreas Janetzko: Neben südamerikanischen und afrikanischen Märkten sehen wir viele weitere Wachstumsmöglichkeiten in China. Mehrere chinesische E-Commerce-Plattformen drängen derzeit auf den deutschen Markt, und wir gehen davon aus, dass der Handel zwischen Deutschland und China in den nächsten Jahren vor allem auch in diesem Segment deutlich wachsen wird. Derzeit sind wir auf der Suche nach ambitionierten deutschen Unternehmen, die über Vertriebskanäle in China nachdenken und diesen Markt in Zusammenarbeit mit einem schlagkräftigen Logistikpartner effektiv bespielen möchten. Ein bisschen sehen wir den weiteren Weg unseres Unternehmens also spiegelbildlich zur Firmengeschichte von Amazon: Jeff Bezos ging 1999 mit dem Versand von Büchern und CDs an den Start – heute wirkt sein Unternehmen mit einer eigenen Flugzeugflotte und diversen eigenen Lösungen für die letzte Meile auch tief in die Logistik-Wertschöpfung hinein. MBS hat seine Wurzeln hingegen vollends im Logistik-Segment und will nun sein Engagement im E-Commerce-Bereich weiter ausbauen.