„Als Biomasse-Händler in die richtige Zeit gerutscht“

Interview mit Arnd Brüning, Geschäftsführer und Inhaber der Brüning-Holding GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Brüning, wie begann die Geschichte der Brüning Group?

Arnd Brüning: Ich habe das Unternehmen 1992, parallel zu meiner Ausbildung zum Speditionskaufmann, gegründet. Die Landkreise hatten Probleme, ihren Kompost zu entsorgen. So haben wir anfangs Kompost aus kommunaler Produktion vertrieben. Dann fragten Kunden nach Baumrindenprodukten – Das war der nächste große Schritt. Den Handel damit haben wir regional weiter ausgeweitet und arbeiten auch mit den großen Sägewerken in Ostdeutschland zusammen. Als erneuerbare Energien gefördert und die ersten Biomasseheizkraftwerke gebaut wurden, haben wir mit dem Handel mit Hackschnitzeln und Altholz zur Verbrennung begonnen. Später kamen mit nachwachsenden Rohstoffen und Altholz für andere Zwecke, zum Beispiel Paletten, weitere Units dazu. ‚Waste-to-Energy‘ heißt eine weitere Produktabteilung. Hier handeln wir mit Gewerbeabfällen für die thermische Verwertung. Daneben haben wir weitere Units für Wegerestholz, Kunststoff und Altpapier und handeln mit Pellets.

Wirtschaftsforum: Das ist ein großer Strauß an Produkten. Worin liegt der Vorteil einer so breiten Aufstellung?

Arnd Brüning: Diversifizierung ist Teil unserer Wachstumsstrategie. Wir wollen ein Komplettanbieter sein. All unsere Units stellen zusammen einen geschlossenen Kreislauf dar. Wir müssen für die Zukunft vorbereitet sein und abwarten, wie die Politik entscheiden wird. In Deutschland ist nicht geklärt, wie mit Biomasse umgegangen werden soll, ob sie weiterhin thermisch verwertet wird und ob Export oder Import gefördert werden. Hier wünschen wir uns einen klaren Kurs. Wichtig ist für uns die internationale Vernetzung. Alle Länder suchen nach Lösungen, haben aber unterschiedliche Philosophien.

Wirtschaftsforum: Was bedeuten diese Unsicherheiten für Sie und Ihre Kunden?

Arnd Brüning: Unsere Kunden sind meist Kraftwerke. Sie tätigen große Investitionen und wünschen sich natürlich Sicherheit. Im Kampf um Rohstoffe gibt es immer wieder Turbulenzen, weil die Förderelemente international so unterschiedlich und zudem nicht vorhersehbar sind. Eine wichtige Rolle spielen auch die Kosten für die CO2-Zertifikate. Es ist schwer, Prognosen für die nächsten Jahre zu machen. Die Beschaffung der Rohstoffe ist schwierig und Erlöse sind nicht planbar.

Wirtschaftsforum: Was macht die Brüning Group – neben ihrem breiten Angebot – so besonders?

Arnd Brüning: Wir sind Händler und Dienstleister und damit die Schnittstelle zwischen Kunden und Lieferanten. Seit vielen Jahren stehen wir für Transparenz und machen langfristige Zusagen, zum Beispiel für die Vollversorgung der Kraftwerke. Und wir halten unsere Versprechen.

Wirtschaftsforum: Ist das das ganze Erfolgsrezept?

Arnd Brüning: Wir sind auch in die richtige Zeit gerutscht, in der die thermische Verwertung von Biomasse gut gefördert wird. Mit unserem Angebot treffen wir den Zeitgeist. In unserer Branche haben wir uns gut entwickelt, weil wir stets die Strategie von Wachstum und noch besserem Service verfolgt haben. Und wir wollten immer ein guter Arbeitgeber sein. Über Kosteneinsparungen baut man kein großes Unternehmen auf.

Wirtschaftsforum: Was tun Sie für Ihre Mitarbeiter?

Arnd Brüning: Wir sind als besonderer Arbeitgeber bekannt. Wir tun viel für unsere Leute, aber wir erwarten auch viel. Zum Beispiel treiben wir Weiterbildungen proaktiv voran, bieten ein kostenloses Bio-Essen, ein Jobrad und fördern Firmen-Fitness. Daneben bieten wir viele individuelle Zuwendungen. Gerade bringen wir einen Azubi aus Afghanistan durch die Prüfung und setzen uns dafür ein, dass er nach sechs Jahren endliche seine Eltern wiedersehen kann.

Wirtschaftsforum: Wir würden Sie Ihre Firmenkultur beschreiben?

Arnd Brüning: Unsere Zusammenarbeit ist von Spaß und hoher Professionalität geprägt. Die Leute sollen mit Freude zur Arbeit kommen und in ihr einen Sinn sehen. Vor ein paar Jahren haben wir Leitlinien mit ‚Dos und Don‘ts‘ erarbeitet. Darin haben wir zum Beispiel eine Kultur des offenen Feedbacks festgeschrieben. Ich lege großen Wert darauf, diese Leitlinien gemeinsam zu leben. Denn nur durch Diskussionen entwickelt man sich weiter. Auch unsere Kunden spüren diese Kultur.

Wirtschaftsforum: Wie soll es mit der Brüning Group weitergehen?

Arnd Brüning: Gerade haben wir ein Digitalisierungsprojekt mit einem Volumen von fast einer Millionen EUR beschlossen. Auf Großhandelsebene möchten wir mit Rohstoffen das darstellen, was Amazon heute im Konsumbereich ist. Das entwickelt sich bereits gut. Im nächsten Jahr ziehen wir außerdem nach Bremen. Wir wollen auch zwei weitere Units etablieren, um den Kreislauf mit neuen Produkten zu vervollständigen. Und ich möchte meine Nachfolge so organisieren, dass das Unternehmen langfristig auch ohne mich existieren kann.

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