V ITA Alfons Schuhbeck Geboren: 1949, Traunstein/ Oberbayern Koch: Alfons Schuhbeck war in seinen Lehr- und Wanderjahren in Salzburg, Genf, Paris und London unterwegs, ehe er 1980 das Kurhausstüberl in Waging übernahm. 1983 erhielt er für seine Kochkunst einen Michelin-Stern. 1989 wurde er vom Guide Michelin zum Koch des Jahres gewählt. Nach Schließung des Kurhausstüberls, erhielt er erneut einen Michelin Stern für die Südtiroler Stuben in München. Zuletzt sorgte er 2016 mit der Eröffnung des Luxusrestaurants Fine Dining im Boettners für Aufmerksamkeit. Unternehmer: Unter dem Dach der Schuhbeck am Platzl GmbH vereint Alfons Schuhbeck das Restaurant Orlando, ein Weinbistro, ein Partyservice, eine Kochschule, ein Gewürzladen, ein Teeladen sowie einen Schokoladenladen und eine Eisdiele. Daneben gibt es noch andere Unternehmungen. Herr Schuhbeck, „Würze Dein Leben“ lautet Ihr Wahlspruch. Was genau verbirgt sich dahinter? Ich glaube „Würze dein Leben“ gilt in jeder Berufsgruppe, besonders jedoch in der Gastronomie. Denn schließlich verändert nur ein Gewürz den Geschmack eines Gerichts. Aber Gewürze stehen nicht nur für Geschmack, sondern auch für Gesundheit. Gewürze sind die einzige Medizin, die schmeckt, das wusste schon Hildegard von Bingen im Mittelalter. Nur war dieses Wissen vollkommen ausgelöscht. Jeder kennt Salz und Pfeffer, aber die weiteren medizinischen Nutzen von Gewürzen sind kaum bekannt. Seit 16 Jahren habe ich einen Mediziner hier im Unternehmen, dessen wissenschaftliche Arbeit darauf ausgerichtet ist, dieses Wissen wieder zugänglich zu machen. Das spielt in allen meinen Aktivitäten die zentrale Rolle. Persönlich waren Sie sehr viel unterwegs, gerade in Afrika und Asien. Dabei haben Sie Bekanntschaft mit vielen Küchen und Gewürzen gemacht. Welche Erkenntnisse haben Sie nach Europa mitgebracht? Ich war in Ländern von Marokko bis China unterwegs und habe mich intensiv vor Ort umgeschaut. Zentrale Frage war zum Beispiel warum die Menschen dort genau jene Gewürze bei der Zubereitung von Speisen nehmen oder auch nehmen müssen, um gesund zu bleiben. Dabei kam ein Fundus an Erkenntnissen zusammen. Nehmen Sie die Verwendung von Kreuzkümmel in Regionen mit heißem Klima. Durch dessen Gebrauch werden Mahlzeiten wesentlich bekömmlicher. Parallel entwickelte ich großen Respekt vor diesen Ländern mit ihren Traditionen. Kommen wir auf Ihre berufliche Laufbahn zu sprechen. Sie sind Sterne-Koch, Autor, Gastwirt und nicht zuletzt Unternehmer. Fällt es Ihnen schwer, all diese Rollen unter einen Nenner zu bringen? Im Hinblick auf das Platzl als Standort hatte ich einfach Glück, dass ich meinen Traum eines Gewürzladens dort umsetzen konnten. Außerdem gab es im Umfeld keine Eisdiele, auch die habe ich ins Leben gerufen. So bin ich Schritt für Schritt gegangen. Lediglich meinen Namen für ein Produkt hergeben, das ist auf Dauer nichts für mich. Deshalb muss ich eigene Produkte kreieren, wie bei den Gewürzen deutlich wird. Da habe ich jede Mischung im Laden selbst zusammengestellt. Gleiches gilt für Tee und Müsli. Darauf bin ich stolz. Ich mache mir zwar jeden Tag den Vorwurf, dass ich zu wenig mache, aber es gibt einfach natürliche Grenzen. Wichtig ist für mich, dass ich Leidenschaft und Disziplin gezeigt habe. Das können Sie nicht einfach mal so lernen, aber so kommen Sie am weitesten im Leben. Wenn Sie den Koch mit dem Unternehmer Alfons Schuhbeck vergleichen. Was konnten beziehungsweise können die beiden voneinander lernen? Also, wenn Sie eine Analogie ziehen wollen: Koch bin ich im Herzen, Unternehmer im Kopf! Beides muss Spaß machen. Dass man nicht jeden Tag sein Ziel erreicht, ist klar, aber man soll nie aufgeben. Schließlich führt der Weg immer nach vorne. Nicht das Leben im Lift fahren, sonst kennt man sich in den einzelnen Stockwerken nicht aus. Es gibt einen Spruch, der heißt: Grüße die Menschen auf dem Weg nach oben, du wirst sie auf dem Weg nach unten treffen. Das geht uns geschäftlich genauso wie privat. Je respektvoller man miteinander umgeht, desto mehr kann man später erwarten. » 7 www.wirtschaftsforum.de